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Screenshot aus "Lego Bricktales"

Clockstone Studio / Thunderful

Das erste Lego-Bau-Game stammt von einem Innsbrucker Spielestudio

Lego-Computerspiele gibt es viele, doch vor kurzem konnte man in keinem darin selbst bauen. Mit „Lego Bricktales“ hat sich das nun geändert. Entwickelt hat das Game eine Spielefirma aus Tirol, die sich mit Brückbauspielen einen Namen gemacht hat.

Von Robert Glashüttner

Die österreichische Games-Firma Clockstone gibt es bereits seit 2007, und bekannt geworden ist sie durch ihre erfolgreiche „Bridge Constructor“-Serie. In den vergangenen zehn Jahren sind einige dieser Brückenbauspiele erschienen, teilweise auch in Kooperation mit großen Marken wie der Games-Reihe „Portal“ oder der TV-Serie „The Walking Dead“.

Dabei hätte sich das Team von Clockstone Ende der 2000er Jahre fast schon wieder aufgelöst. Die 3D-Action-Adventures „Avencast“ und „Greed“ waren solide Erstlingswerke des kleinen Unternehmens, mussten sich allerdings jeder Menge Konkurrenz stellen - denn solche Games gab und gibt es ziemlich viele. Im Gegensatz zu Brückenbauspielen: Das war zur damaligen Zeit eine quasi unbesetzte Nische. Nur unbekanntere Special-Interest-Games wie jene der Firma Chronic Logic wie „Pontifex“ oder „Bridge Builder“ aus den frühen 2000er Jahren waren bisher am Markt gewesen.

Screenshot aus "Bridge Constructor Portal"

Clockstone Studio / Valve

„Bridge Constructor Portal“ (2017)

Der deutsche Computerspieleverlag Headup Games (seit 2021 Teil der schwedischen Games-Holding Thunderful) war sich dieser kaum ausgeschöpften Nische bewusst und besorgte dem Innsbrucker Entwicklungsteam eine Auftragsarbeit, noch bevor es das Handtuch werfen konnte. Es wäre das richtige Game zur richtigen Zeit gewesen, sagt Tri Do Dinh, Gamedesigner bei Clockstone, heute im Interview mit FM4 auf die Frage zum Ursprung der „Bridge Constructor“-Spiele. 2011 ging der erste Teil an den Start, und erst vor zwei Jahren ist der jüngste Ableger „Bridge Constructor: The Walking Dead“ erschienen.

Wenn Lego an die Türe klopft

Ende 2018 war für Clockstone die Zeit der Ernte. Ihr guter Ruf dank ihrer physikalisch korrekten Brückenbauspiele hat sich bezahlt gemacht, denn die Idee zu einem Lego-Bastel-Computerspiel ist nicht an den großen dänischen Konzern herangetragen worden. Im Gegenteil: Das elfköpfige Gamesentwicklungsteam aus Tirol wurde von Lego für dieses Projekt angefragt. Ein dortiger Mitarbeiter hat die „Bridge Constructor“-Spiele gekannt und Potenzial für ein neues Lego-Game gewittert. Eines, bei dem man nicht nur mit Lego-Figuren durch Lego-Welten läuft, sondern auch selbst konstruiert und baut.

Bald war man sich einig und Clockstone begann an seinem bisher renommiertesten und größten Game zu arbeiten: „Lego Bricktales“. Mitte Oktober ist es für Windows, Mac, Linux, Xbox, Playstation und Switch erschienen. Länger gedauert hat es deshalb, weil das Spiel nicht einfach ein weiteres „Bridge Constructor“-Game ist, sondern eine sehr ungewöhnliche Mischung aus Bau- und Abenteuerspiel.

Wir steuern dabei eine Figur, die mit Hilfe eines Portals an unterschiedliche Orte teleportiert wird. Diese Spiellevels sind kleine, aber sehr vielseitig designte Dioramen, die komplett aus Lego gebaut sind und die wir Schritt für Schritt erkunden. Immer wieder stoßen wir darin aber auf Hindernisse, wie etwa fehlende Treppen oder, natürlich, kaputte Brücken – und dann beginnt das Bauen. Es geht dabei dann fast nie darum, ganz genau ein bestimmtes Ding nachzubauen. Solang es die Gesetze der Statik erfüllt, kann man der Fantasie freien Lauf lassen und die Bricks nach Belieben zusammenstecken.

Screenshot aus "Lego Bricktales"

Clockstone Studio / Thunderful

„Wenn du 100 Leuten sagst, sie sollen mit Lego ein Auto bauen, bekommst du 100 verschiedene Autos“, sagt Gamedesigner Tri Do Dinh über das Grundkonzept des Spiels. Genau nach dieser ursprünglichen, kreativen Spielidee von Lego funktioniert auch „Bricktales“. Zwar gibt es für jede Bauaufgabe eine begrenzte Anzahl an bestimmten Steinen zur Verfügung und ein zu erreichendes Ziel - wie man dort aber nun hingelangt und wie das eigene Werk danach aussieht, das bleibt Spielerin und Spieler überlassen.

Vom Bauen und Stecken

Ist man noch neu in „Bricktales“, muss man sich allerdings ein bisschen an die Spielsteuerung gewöhnen. Denn so intuitiv Legobauen in der physischen Welt ist: mit Maus und Gamecontroller fühlt es sich ein bisschen anders an. Das ist keine Neuigkeit, sagt Tri – der Lego-Konzern weiß seit vielen Jahren, dass das eine spezielle Herausforderung ist. Aber er wusste wohl auch: Wenn es jemand gut schafft, dann Clockstone. Angesprochen aufs Thema Virtual Reality, wofür sich „Bricktales“ in Sachen Bedienbarkeit ja fraglos besonders gut eignen würde, gibt der Gamedesigner keine klare Antwort. Bis es eventuell mal so weit sein wird, genügt aber gegenwärtig einfach ein bisschen Geduld: Denn nach kurzer Einarbeitungszeit stellt die Spielsteuerung auch mit den klassischen Games-Eingabegeräten kein großes Hindernis mehr dar.

Screenshot aus "Lego Bricktales"

Clockstone Studio / Thunderful

„Lego Bricktales“ ist ein besonderes Game, weil es ein kuratiertes, designtes Spielerlebnis mit freier Improvisation innerhalb bestimmter Parameter verbindet. Darüber hinaus sieht es fantastisch aus: Die liebevoll und detailverliebten Designs der einzelnen Dioramen sind mitunter beeindruckender als die üblichen Spielumgebungen anderer Lego-Games. Die „Bricktales“-Dioramen sind kompakt und regen die Kreativität an - genauso wie eine kleine Box bunter Spielsteine, deren schöpferisches Potenzial wir alle in unserer Kindheit schätzen gelernt haben.

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