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No Rest for the Wicked

Moon Studios

Knallhartes Fantasy-Gemälde

Das neue Spiel der Wiener Moon Studios, Macher von „Ori & The Blind Forest“, verbindet umwerfende Ästhetik mit herausforderndem Gameplay - ein Early-Access-Start mit Luft nach oben.

Von Rainer Sigl

Nach einem Schiffbruch an der Küste einer fremden Insel angespült - so beginnen gefühlt dutzende Fantasy-Rollenspiele. Auch „No Rest for the Wicked“: In dem Actionrollenspiel muss ich die Ursache einer fiesen Seuche herausfinden und dabei gegen unzählige Monster, Banditen und eine übereifrige Inquisition kämpfen.

Wie in „Diablo“ & Co sehe ich meinen Helden von schräg oben, erledige kleine und große Quests und mausere mich langsam zum Weltretter. Der ferne König des Fantasy-Reichs ist gestorben, sein schwacher Nachfolger lässt einer grausamen Kirchenfürstin bei der Bekämpfung der Seuche freie Hand. Bei den Bewohnern der Insel regt sich Widerstand; ich stehe als deshalb heimlich herbeigerufener Angehöriger einer mystischen Kriegersekte zwischen den Fronten. Ganz schön viel Handlung, die in beeindruckend inszenierten Zwischensequenzen und in voll vertonten Gesprächen vorangetrieben wird.

Wie gemalt

Was an „No Rest for the Wicked“ auf den ersten Blick auffällt, ist die spektakuläre Präsentation: Alles hier sieht aus wie in einem plötzlich zum Leben erwachten Ölgemälde. Die Kamera bleibt fix, wenn ich hinter einem Hindernis verschwinde, wird das (meist) sofort ausgeblendet; trotzdem vermisst man bisweilen die Möglichkeit, den Blickwinkel selbst ändern zu können.

„No Rest for the Wicked“, entwickelt von Moon Studios und vertrieben von Private Division, ist im Early Access für Windows erschienen.

Vor etwa zwei Jahren stand das Wiener Entwicklerstudio wegen schlechter Arbeitsbedingungen international in der Kritik. Auf Nachfragen in Hinsicht auf diesbezügliche Veränderungen gab es bislang keinen Kommentar.

Aufwendige Licht- und Wettereffekte und tolle Figurendesigns machen das Spiel der Wiener Moon Studios genauso hübsch wie die Vorgängerspiele. Auch „Ori & The Blind Forest“ und „Ori & the Will of the Wisps“ waren diesbezüglich kleine Kunstwerke.

„No Rest for the Wicked“ ist aber kein Metroidvania wie diese, sondern als Actionrollenspiel spielerisch ganz anders geraten. Wohl erforsche ich auch hier eine relativ offene Welt, aber statt Sprung- und Geschicklichkeitseinlagen in 3D ist hier der Kampf zentrales Spielelement. Dafür hat man sich von „Dark Souls“ & Co inspirieren lassen: Auch dort muss mit der eigenen Ausdauer klug taktiert werden, ein simples „Totklicken“ wie in vielen anderen Genrevertretern gibt es nicht.

No Rest for the Wicked

Moon Studios

Es geht viel ums Kämpfen in diesem Spiel, und, natürlich, ums Looten, Aufrüsten und ein bisschen auch um das genretypische Grinding, also das wiederholte Abgrasen bereits bekannter Gebiete, um Erfahrungspunkte oder Gegenstände zu farmen.

Spröde Schönheit mit Nachbesserungsbedarf

Man merkt bald: Die Zielgruppe dieses Spiels ist eher die Hardcore-Crowd, die sich vom durchaus knackigen Schwierigkeitsgrad und vielen relativ komplexen Systemen nicht abschrecken lässt - und von einigen grundlegenden Designentscheidungen, die man mögen kann oder auch nicht. Dass etwa die mitgetragenen Gegenstände bei jedem Tod stückweise verfallen und repariert werden müssen, ist so eine Spielmechanik, an der sich die Geister scheiden.

No Rest for the Wicked

Moon Studios

Die gute Nachricht diesbezüglich: Weil „No Rest for the Wicked“ noch im Early Access ist, wird an derartigen Spielsystemen je nach Feedback noch gefeilt, genauso wie an den bisweilen noch störenden technischen Stotterern. Erste Patches nur wenige Tage nach Release haben schon Änderungen an der Spielbalance mit sich gebracht. Bleibt zu hoffen, dass sich bis zum Release diese und andere Kritikpunkte in Wohlgefallen auslösen. Eins steht aber schon jetzt fest: „No Rest for the Wicked“ ist eines der schönsten Spiele des Jahres - und ein ziemliches Unikat.

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