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Bebe Rexha mit blauem Auge und Pflaster

Bebe Rexha

Verena Bogner

Warum werfen Fans immer mehr absurdes Zeug auf die Bühne und auf Artists?

Ein Fan schenkt Pink die Asche seiner Mutter, Bebe Rexha wird von einem Handy auf dem Kopf getroffen: So manche Fans scheinen vergessen zu haben, wie man sich auf Konzerten benimmt.

Eine Kolumne von Verena Bogner

BHs, Rosen, Liebesbriefe, Kuscheltiere: Dass bei Konzerten oftmals Dinge in Richtung der auftretenden Künstler:innen fliegen, die die Liebe der Fans zum Ausdruck bringen sollen, ist natürlich nichts Neues und ein Umstand, mit dem Stars wohl gezwungenermaßen zu leben gelernt haben, um ihren Fans ein wohliges Gefühl der Verbundenheit zu vermitteln, auch wenn besagtes Kuscheltier mit ziemlicher Sicherheit im Müll landet.

In letzter Zeit scheint diese gängige Konzertpraxis jedoch außer Kontrolle zu geraten und Grenzen zu überschreiten, sowohl, was die körperliche Unversehrtheit von Stars betrifft, als auch die altbekannten Grenzen des guten Geschmacks. Sängerin Bebe Rexha wurde kürzlich während einer Show in New York von einem Handy im Gesicht getroffen und musste mit drei Stichen genäht werden. Der Konzertbesucher, der das Telefon geworfen hatte, wurde ausfindig gemacht und zu seiner Motivation befragt: „Ich habe versucht, sie gegen Ende der Show mit dem Handy zu treffen, weil ich dachte, es wäre witzig. Es ist ein TikTok-Trend.“

Auch Sängerin Kelsea Ballerini wurde vor Kurzem während eines Auftritts mit einem Armband beworfen, das ebenfalls in ihrem Gesicht landete. Nach einer kurzen Pause setzte sie die Show fort und erklärte ihren Fans, dass sie sich wünsche, dass ihre Shows ein sicherer Ort für alle sind. Auch für sie selbst. Und auch wenn ein Armband erstmal nicht nach einem allzu gefährlichen Wurfgeschoss klingt, kann es mit ein bisschen Pech ziemlichen Schaden anrichten und die getroffene Person verletzen. Denken wir nur an David Bowie, der einmal auf der Bühne von einem Lutscher getroffen wurde – im Auge.

Pink, die mit ihrem „Summer Carnival“ gerade durch Europa tourt und auch für zwei Konzerte in Wien Halt machte, wurde zwar nicht direkt beworfen, aber dafür auf andere Art und Weise in eine unangenehme Situation gebracht. Ein Fan warf ein Sackerl zu ihr auf die Bühne, das mit der Asche seiner Mutter gefüllt gewesen sein soll. Bei ihrem nächsten Konzert erhielt sie aus dem Publikum schließlich ein riesiges Käserad.

Ist die Pandemie schuld oder doch TikTok?

Diskussionen im Netz um die schwindende Etikette bei Konzerten flammen seit der Wiederauferstehung von Liveshows immer wieder auf. Es heißt, dass viele, vor allem junge Fans, nach Jahren der Isolation keinen Schimmer hätten, wie man sich auf Konzerten eigentlich benimmt, und gerne vergessen, dass auch Superstars Menschen sind, die nicht nur in viralen Momenten auf TikTok existieren. Sie sehen die Artists, die sie anhimmeln, als Objekte, für die sie bezahlen und die sie im Gegenzug respektlos behandeln dürfen.

Bei einem Festival im Sommer 2022 hatte auch Kid Cudi die Schnauze voll und sagte auf der Bühne: „Wenn ich von noch einem Scheißding getroffen werde, wenn noch ein Scheißding auf diese Bühne fliegt, bin ich weg.“ Dann wurde er von einer Wasserflasche getroffen, und die Person, die sie geworfen hatte, prahlte damit auf Social Media.

Alle genannten Vorfälle gingen entweder aufgrund ihrer Absurdität oder wegen ihrer Gemeinheit und Respektlosigkeit viral. Auch das könnte ein Grund für das Verhalten so mancher Fans sein. Sie sind auf der Jagd nach dem einen viralen Moment, in dem ihr TikTok-Video zum Gesprächsthema von Millionen von Menschen wird und sie endlich ganz TikTok-like zum „main character“ ihrer Bubble werden. Wenn auch zu einem, den eigentlich niemand wirklich sympathisch oder cool findet.

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