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Ist „Saviors“ von Green Day das „American Idiot“ der Gen Z?

Auf ihrem neuen Album zeigen Green Day, was sie am besten können: den gesellschaftspolitischen Zustand unserer Welt in Punkrock-Songs verwandeln, die das Potenzial haben, eine neue Generation zu prägen.

Von Verena Bogner

Wir schreiben das Jahr 2004, George Bush ist gerade Präsident der USA, die Jugend ist wütend – und Green Day sind es auch. Auf ihrem Album „American Idiot“, das die Bezeichnung „Rock-Oper“ in der Tat mehr als verdient hat, thematisieren sie in 13 Songs ausführlich die Trostlosigkeit des Lebens junger Menschen in Amerika, gefangen zwischen Rednecks und Perspektivlosigkeit, und kritisieren vor allem Bush und dessen „War on Terror“ immer wieder scharf.

„American Idiot“ ist ein zutiefst politisches Album – eine offensichtliche Tatsache, die erst kürzlich so manche Menschen überraschte, als Billie Joe Armstrong bei einem Auftritt die Textzeile „I‘m Not a Part of the Redneck Agenda“ gegen „I‘m Not a Part of the MAGA Agenda“ tauschte, wobei „MAGA“ für den Trump-Slogan „Make America Great Again“ steht. Nach dem Auftritt kündigten zahlreiche Social-Media-User:innen an, nie mehr Green Day hören zu wollen, denn wenn man gewusst hätte, dass diese Band links sei, hätte man sie natürlich niemals gefeiert.

Seit „American Idiot“ haben Green Day mehrere Alben veröffentlicht, aber der große Hype blieb aus. Wahrscheinlich mit ein Grund, warum sie bei Konzerten immer noch größtenteils alte Nummern spielen, sogar den fast zehnminütigen Track „Jesus of Suburbia“. Jetzt haben Green Day ihr neues Album „Saviors“ veröffentlicht – und es scheint, als wäre ihnen hier etwas gelungen, das sich von den letzten Alben abhebt.

Schon der Name des ersten Tracks lässt erahnen, was uns hier erwartet: „The American Dream is Killing Me“ heißt es da, es geht um Hustle Culture und gesellschaftliche Narrative, die zum Scheitern verurteilt sind. Green Day bedienen auf „Saviors“ aber nicht nur die USA-Kritik, die wir von ihnen ohnehin schon kennen und die auch heute noch so aktuell wie im Jahr 2004 ist, sondern befassen sich in Songs wie „Living in the 20s“ unter anderem mit Themen wie School Shootings und Medienkonsum, die die Lebenswelt von jungen Menschen maßgeblich beeinflussen.

In Zeiten, in denen Kriege, die Klimakatastrophe, wirtschaftliche Krisen, eine grenzenlos individualisierte Gesellschaft und konservative Parteien oftmals düstere Zukunftsaussichten bieten, könnte „Saviors“ das Album für die Gen Z sein, das „American Idiot“ für uns Millennials war. Denn auch, wenn man vielleicht nicht wie die Titelfigur St. Jimmy im vorstädtischen Redneck-Amerika zuhause war, sondern wie ich am oberösterreichischen Land zu „Boulevard of Broken Dreams“ und „Holiday“ mitgegrölt und sich im Zuge dessen damit befasst hat, worum es in diesen Songs eigentlich geht, wage ich zu behaupten, dass „American Idiot“ bei so einigen für ein politisches Erwachen und ein Verbundenheitsgefühl mit anderen gesorgt haben könnte.

Green Day spielen am 13.6.2024 auch am Nova Rock!

Wenn man sich durch „Saviors“ durchhört, erinnern viele Songs an den Vibe von „American Idiot“. Es geht um Angst, das Gefühl, lost zu sein, um Wut auf die Gesellschaft. Man fühlt sich, als wäre das Album der perfekte Soundtrack für den Weg zur nächsten Menschenrechtsdemo, um sich für den Protest gegen die immer stärker werdenden konservativen Kräfte zu motivieren. Und somit ist „Saviors“ das „American Idiot“-Sequel, das wir verdienen – und gerade jetzt brauchen.

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