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Die Autorin Dilek Güngör.

Ingrid Hertfelder

buch

„A wie Ada“, A wie allein

Ihr Roman „Vater und ich“ war 2021 für den Deutschen Buchpreis nominiert, jetzt setzt Dilek Güngör mit „A wie Ada“ einen schmalen Erzählband über Erfahrungen der Fremdheit in die Bücherwelt.

Von Maria Motter

„A wie Ada“ heißt das neue Buch der deutschen Journalistin Dilek Güngör. Das klingt nach dem Alphabet und nach Buchstabieren, tatsächlich beschreibt die Autorin Fremdheitserfahrungen. Im Zentrum von „A wie Ada“ steht eine Frauenfigur, die das Kind türkischer Immigrant:innen in Deutschland ist.

Mal ist diese Ada im Kindergarten- und Schulkindalter, mal feiert sie ihren 50. Geburtstag und ein andermal ist sie verheiratet und Mutter von zwei kleinen Kindern, deren Wunsch nach Nähe sie nicht aufrichtig erfüllen zu können fürchtet. Dilek Güngör rückt mit „A wie Ada“ eine Protagonistin ins Zentrum, die dort eigentlich gar nicht sein will. Die Ada in ihrem neuen Buch versucht von Kindheitsbeinen an zu erfassen, was andere richtig machen.

Zum Schweigen braucht es nur Hartnäckigkeit und den Willen, alles aufs Spiel zu setzen. Ada hat beides.

Dilek Güngör ist mit ihren Kolumnen bekannt geworden, in ihren Büchern geht es um zwischenmenschliche Beziehungen und gesellschaftliche Realität.

Zuhause muss Ada ihr neues Nachthemd einer Freundin überlassen, obwohl sie es selbst noch nie angehabt hat. Ihre Mutter besteht darauf. Die Mütter ihrer deutschen Freundinnen lassen sie in den Garten, aber nicht ins Haus. Alltagsrassismus dort, Scham und Kränkung hier. Bald kommt Wut hinzu. „A wie Ada“ hat nur 105 Seiten, aber in 71 kurzen Erzählungen bekommt Ada ein Profil.

Das schlichte Cover zu "A wie Ada".

Verbrecher Verlag

„A wie Ada" von Dilek Güngör ist 2024 im Verbrecher Verlag erschienen.

Eine Anekdote zum Beispiel trägt den Titel „Französische Revolution“ und ist eine Erinnerung an das Abitur. Ein Prüfer sagt: „Das ist aber eine Stolze.“ Dilek Güngör lässt Ada nicht laut werden, das Was-bildet-der-sich-ein ist dieser Figur nicht gegönnt. Diese Ada wehrt sich nicht gegen Zuschreibungen, selbst als junge Erwachsene kann sie ihrer Freundin, die Dilek immerzu zu kennen meint, nicht widersprechen. Das Gefühl, den Anderen fremd zu sein und es zu bleiben, zieht sich durch.

Dilek Güngör erzählt von Ada und den Anderen in ganz kurzen, realistischen Szenen, in denen der gesellschaftliche Rahmen genau abgesteckt ist. Ihrer Ada wird übel, sie kriegt regelrecht körperliche Zustände und sie bleibt ihr ganzes Leben auf der Hut. Dass sich auch eine deutsche Freundin fremd fühlt, und zwar in der eigenen Familie, nimmt Ada auch noch die Fremdheit weg: „Ada dachte, die Fremdheit gehört den Fremden.“ Als Leser:in hätte man sich auch glückliche Momente für diese Ada gewünscht.

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