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Auf der einen Seite ein aggressiver, riesiger Affe mit aufgerissenem Maul. Auf der anderen Seite Dr. Zira und ein weiterer Affe: Beide schauen ungläubig.

Warner | Centfox (Montage)

HALLO FM4

Planet der Kinoaffen

Weil Affen diesen Sonntag im Zentrum der Sendung „Hallo FM4“ stehen, gibt es hier ein paar besonders pelzige Filmtipps.

Von Christian Fuchs

Hollywood und die Tierwelt, schon immer ein schwieriges Thema. Tiere wurden und werden im Entertainmentkino gerne verkitscht oder dämonisiert, selten realistisch gezeigt. Das gilt besonders auch für Affen aller Arten. Ersten Starruhm erlangte in den 1930er Jahren ein putziger Schimpanse namens Cheeta, der sich in die Herzen des Kinopublikums spielte. Als bester Freund des jodelnden Dschungelhelden Tarzan begeisterte er vor allem ganz junge Fans.

Von Cheeta bis King Kong

Dass das Äffchen Cheeta bis zur Kitschgrenze verniedlicht wird, stört übrigens am wenigsten an diesen Filmen. Die frühen Tarzanstreifen wirken aus heutiger Sicht komplett gaga, da schwingt sich ein weißer Kolonialheld im Lendenschurz archaisch durch den Urwald Afrikas, die einheimische Bevölkerung präsentiert sich als einziges rassistisches Klischee. Tarzan, der Sohn einer britischen Adelsfamilie, wurde übrigens von einem Fantasie-Affenstamm aufgezogen, die ihn auch im Dschungelkampf trainierten.

Affenrockbands und Riesengorillas

Noch mehr vermenschlicht hat man Affen nur mehr in einer australischen Kultserie aus den 70er Jahren. „Lancelot Link, Secret Chimp“ zeigt verkleidete Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans als Geheimagenten und Bösewichte, es hagelt absurde Lipsync-Dialoge, sogar eine psychedelische Affenrockband namens „The Evolution Revolution“ taucht auf. Bizarrer geht es tatsächlich nimmer, wie tierfreundlich die Dreharbeiten damals ausgefallen sind, will man lieber nicht wissen.

Also besser animierte Spielzeugaffen statt gequälte Viecherl ins Rampenlicht. „King Kong“ schreibt 1933 Filmgeschichte, darf als erster Blockbuster gelten, ein schwarz-weißer Hollywood-Klassiker mit der zeitlos charmanten Stop-Motion-Tricktechnik des Effektpioniers Willis O’Brian. Der Riesengorilla taucht danach in japanischen Monsterfilmen der Sixties auf, bezaubert in einem herrlich naiven 70ies-Remake (wo ihn ein Akteur im Fellanzug darstellt), erlebt dann unter der Regie von Peter „Lord of the Rings“ Jackson anno 2005 ein digitales Comeback.

In den ursprünglichen Filmen eine tragische Figur, die von der Zivilisation ausgebeutet und in den Tod getrieben wird, hat King Kong mittlerweile längst einen Imagewandel erfahren. Die Blockbuster des US-Monsterverse zeigen den Riesenaffen zunächst als mächtigen Herrscher über Skull Island, bis er sich als mythische Kreatur aus dem Erdinnern entpuppt.

Seine gigantische Streitaxt wird der haarige Urzeitgott demnächst wieder in „Godzilla x Kong: The New Empire” schwingen, wo er an der Seite seines einstigen Erzfeinds in den Krieg gegen eine unbekannte Bedrohung zieht. Der Trailer schaut leider so extrem artifiziell aus, dass die menschliche Hälfte der Besetzung nur mehr wie Beiwerk im knallbunten CGI-Bombast wirkt.

Affen herrschen über die Menschen

Die gewaltige Präsenz von King Kong in der Genre-Filmgeschichte wird nur von einem anderen Affenphänomen getoppt. Neben „Star Wars“ und „Star Trek“ gehört die ursprüngliche „Planet Of The Apes“-Saga zum heiligen Gral der Popkultur. Die Retro-Filmreihe beeinflusste mit einer Mischung aus Sozialkritik und Sci-Fi-Schauwerten ganze Geek-Generationen.

Vor allem mit dem Originalfilm „Planet der Affen“ gelang dem Regisseur Franklin J. Schaffner anno 1968 etwas ganz Besonderes. Die gewagte Dystopie um eine Welt, in der Affen über die Menschen herrschen, faszinierte Genrefans, die Kritik und das Massenpublikum zugleich. In vier Fortsetzungen wurde die Geschichte ziemlich clever weitergeführt und verknüpft. 2001 versuchte sich Tim Burton an einem Remake, das äußerst zwiespältig aufgenommen wurde.

Zu Recht gefeiert wurde aber die aktuellere Trilogie, die zu den Highlights im postapokalyptischen Kino gehört. Vor allem "Dawn of the Planet of the Apes“ transportierte den Spirit der legendären Oldschool-Filme atemberaubend in die Gegenwart, Andy Serkis brilliert mittels Performance-Capture-Technologie als rebellischer Schimpansenanführer Caesar.

War for the Planet of the Apes“ wiederum fasziniert als elegische Reflektion über Krieg und Frieden, weit weg von der üblichen Blockbuster-Hektik. Ob auch das neueste Sequel, „Kingdom of the Planet of the Apes” (Kinostart im Mai) an die Qualität der Vorgängerwerke anschließt, wird sich zeigen.

Wer von der superperfekten Computerumsetzung ein bisschen gelangweilt ist, sollte zwischendurch den Ur-Planeten der Affen besuchen. In den 60ies und 70ies schwitzten noch echte Menschen in Fellkostümen. Auch wenn manche Kinoprimaten mittlerweile wie aus der Mottenkiste eines Karnevals-Shops aussehen, die satirische Botschaft funktioniert noch immer. Eine Anti-Utopie, wunderbar schundig verpackt, ein herrliches Affentheater.

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