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Artwork des Spiels Octopath Traveler

Nintendo

Achterbahn der Erinnerungen

Octopath Traveler will mit charmanter Retro-Optik die Gamer in die Ära der 16-Bit Rollenspiele entführen. Doch der Weg dorthin ist steinig.

Von Ali Cem Deniz

Selbst für viele Gamer sind japanische Rollenspiele, auch bekannt als JRPG, häufig ein Rätsel. Mit ihren schrillen Anime-Grafiken und schnulzigen Geschichten wirken sie wie ein Relikt aus alten Zeiten. Dennoch können sie für den Erfolg einer Konsole entscheidend sein. Der Super Nintendo hat unter anderem mit JRPG-Reihen wie Final Fantasy, Breath of Fire oder Dragon Quest Kultstatus erreicht.

In den 1990er Jahren zerstritt sich Nintendo mit den großen Rollenspiel-Entwicklern. Die wichtigsten Franchises wanderten zu Sony und trugen zum Aufstieg der PlayStation bei. Fans von Nintendos Heimkonsolen hingegen gingen in den letzten Jahren oft leer aus. Das soll sich jetzt ändern und zwar mit Octopath Traveler für die Nintendo Switch. In Japan war das Spiel kurz nach Marktstart komplett ausverkauft.

Unterwegs im Krippenspiel

Octopath Traveler will an die glorreichen Rollenspiele des Super Nintendo erinnern. Das erkennt man auf den ersten Blick. Die Retro-Optik kombiniert zwei- und dreidimensionale Grafiken zu einer einzigartigen Mischung. Das schaut ein bisschen aus wie eine Weihnachtskrippe und ist durchwegs hübsch anzusehen. So macht es Spaß, die große Welt von Octopath Traveler zu bereisen. Auch musikalisch setzt das Spiel mit märchenhaften Orchesterstücken nostalgische Töne an.

Screenshot aus dem Spiel Octopath Traveler

Nintendo

Nicht nur die Optik und der Klang erinnern an die Rollenspiele der 1990er Jahre, sondern auch das Gameplay. In rundenbasierten Kämpfen verhaut man seine Gegner und muss dabei selbst ordentlich was einstecken. Die vielen Waffen, Items, Zaubersprüche und Beschwörungen lassen sich vielfältig und taktisch einsetzen.

Diese Auswahl an Möglichkeiten könnte insbesondere Genre-EinsteigerInnen überfordern, aber im Grunde sind die Kämpfe relativ simpel. Es geht immer darum, die Schwachpunkte der Gegner zu finden und sie mit kritischen Treffern zur Strecke zu bringen.

Acht Auserwählte

In den meisten japanischen Rollenspielen dreht sich alles um die Story. Ausgerechnet hier schlägt Octopath Traveler eine ungewöhnliche Route ein. Statt wie üblich einem Auserwählten, der die Welt vor dunklen Mächten rettet, gibt es gleich acht ProtagonistInnen. Und sie wollen nicht unbedingt die Welt retten, sondern sind in eigener Sache unterwegs, unter ihnen etwa ein Dieb, der seine Ehre retten will, eine Priesterin auf einer gefährlichen Pilgerreise oder eine Jägerin, die ihren verschollenen Meister sucht. Sie alle haben unterschiedliche Fähigkeiten, die sich sowohl innerhalb als auch außerhalb der Känpfe einsetzen lassen.

Das bringt Abwechslung, ist aber auch eine der größten Schwachstellen des Spiels. Die große Über-Story, die alle Figuren miteinander verbindet, fehlt einfach. So zieht man von einer Stadt in die andere, sammelt das nächste Team-Mitglied auf und spielt die nächste Kurzgeschichte durch. Nach drei oder vier Figuren wird das zu einer mühsamen Routine, die immer nach dem gleichen Schema abläuft.

Screenshot aus dem Spiel Octopath Traveler

Nintendo

Wie bei vielen JRPGs gibt es auch hier viele Dialoge. Dazu kommen noch Rückblenden, und Rückblenden innerhalb der Rückblenden. So wird das Spiel zur Geduldsprobe. Eine kompaktere Story mit vier Charakteren hätte dem Spiel gut getan. Dann müsste es aber Quadropath Traveler heißen.

Eine wunderbare Hommage

So liebevoll die Spielewelt gestaltet ist, so richtig eintauchen kann man nicht. Die Weltkarte zeigt von Anfang an, wo die nächsten Team-Mitglieder und die Quests zu finden sind. Das vereinfacht zwar den Spielverlauf, aber große Entdeckungsgefühle kommen dabei nicht auf. Außerdem sind viele Nichtspieler-Charaktere nicht ansprechbar und nur wenige Häuser kann man wirklich betreten.

Auch wenn das kosmetische Mängel sind, JRPG-Klassiker wie Final Fantasy und Dragon Quest haben mit begrenzten technischen Mitteln riesige und immersive Welten geschaffen. Octopath Traveler ist vor allem optisch eine wunderbare Hommage an diese Kultspiele, aber eben selbst kein Kultspiel. Dennoch eine Empfehlung an Fans von japanischen Rollenspielen.

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