Reise zum Mittelpunkt des Geheimnisses

Ein Überraschungsgeschenk zu Weihnachten: Nach fünf Jahren Entwicklungszeit schickt uns „Below“ endlich in ein wahres Abenteuer.

Von Rainer Sigl

Dunkel ist es unter der Erde, und meine kleine Fackel malt riesige Schatten auf nasse Höhlenwände. Irgendwo hört man das Flattern einer Fledermaus und das Plätschern eines unterirdischen Rinnsals. Die Welt unter der Erdoberfläche ist riesig, ein Labyrinth aus Höhlen, Kammern, Gruften und Gletscherspalten; umso kleiner komme ich mir vor, allein, hungrig und wahrscheinlich schon wieder dem Tod geweiht.

Der Weg führt nach unten, tief hinein in die Erde. Was dort unten liegt, ist ein Mysterium. Das ist „Below“, das vielleicht atmosphärischste Spiel des ausgehenden Spielejahres.

Prepare to try

Schon der Beginn dieses Abenteuers macht klar, dass in „Below“ Geduld gefragt sein wird: Fast fünf wortlose Minuten dauert es, bis das Schiff meines kleinen Abenteurers am Strand der namenlosen Insel angelegt hat. Von oben schaue ich auf diese Welt, in der alles so winzig ist wie in einem Puppenhaus, aber dafür umso detaillierter: Gras wiegt sich im Wind, Fische schwimmen in seichten Tümpeln und die Unterwelt, in die ich mich aufmache, ist voller Schätze, Gefahren und Rätsel.

Dort muss ich nicht nur den Kampf gegen Monster überleben, sondern auch regelmäßig essen, trinken und auf meine Körpertemperatur achten; denn der Tod kommt schnell und häufig. Dann heißt es ganz zurück nach oben - und zurück in ein nun per Zufallsgenerierung verändertes Labyrinth, in dem der Leichnam meines vorigen Charakters mit all seinen Schätzen darauf wartet, wieder von mir gefunden zu werden. Wenn ich auf dem Weg dorthin scheitere, sind sie weg - „Dark Souls“ lässt grüßen.

Ein Spiel für hartnäckige Entdecker

„Below“ ist ein faszinierend kompromissloses Spiel, das uns nicht nur Geduld, sondern auch Hartnäckigkeit und Konzentration abverlangt. Erklärt wird in diesem Spiel ohne Worte überhaupt nichts, und so wartet nicht nur die Spielwelt, sondern auch so manche Spielmechanik erst auf Entdeckung.

Diese Faszination, hier immer wieder etwas Neues zu erforschen, macht das Spiel ebenso besonders wie seine außergewöhnliche Atmosphäre, seine Grafik als auch sein hervorragender Soundtrack.

Wer sich auf sein Tempo einlässt und bei Rückschlägen nicht sofort das Handtuch wirft, findet in der Unterwelt von „Below“ ein wahres Abenteuer. Die fünf Jahre Wartezeit haben sich gelohnt.