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Soap&skin im Wiener Konzerthaus

APA/GEORG HOCHMUTH

Soap&Skin begeistert im Wiener Konzerthaus

Das österreichische Avant-Pop-Phänomen Soap&Skin lud ins ausverkaufte Wiener Konzerthaus. Ein gefühlt großer Tournee-Start.

Von Michaela Pichler

Wenn Anja Plaschg alias Soap&Skin zum Tourstart am 3. April ins Wiener Konzerthaus ruft, dann kommen sie. Alle. Kein Wunder also, dass das Konzert im Nu ausverkauft war. Dafür verantwortlich sind einerseits Soap&Skins guter Live-Ruf, ihre Nummer-Eins-Chartplatzierungen und ihr Kunstfiguren-Kult, die ihre ohnehin sehr treue und riesige Anhängerschar zu ihren Auftritten locken. Andererseits ist es Soap&Skins aktuelles Album „From Gas To Solid / You Are My Friend“, das sie im vergangenen Jahr nach sechsjähriger Release-Abstinenz veröffentlicht hat. Mit diesem Album geht Soap&Skin nun auf Europa-Tournee.

Die Möglichkeit einer wundervollen Welt

Auf ihrem dritten Album „From gas to solid / You are my friend“ stellt Soap&Skin im Wechselspiel zwischen Nähe und Distanz große Fragen nach Schöpfung, Gott, Sinn und Liebe. Mehr dazu hier.

Eine Besetzung für die klassische Konzertlocation

Der Abend hatte die besten Voraussetzungen, ein fulminanter Tour-Start zu werden: eine gefeierte Künstlerin, ein neues Album, das begeistert und das Ambiente des ausverkauften Wiener Konzerthauses als Bonus. Das Bild, das Soap&Skin und ihre Live-Band beim Betreten der Bühne vermitteln, entspricht der klassischen Konzertlocation: Ein Streichquartett, zwei Bläser, eine Flötistin und ein Percussionist – Dresscode schwarz, wie im Symphonieorchester. Nur Soap&Skin selbst strahlt im weißen Oberteil mitten im Lichtkegel. Wie eine Dirigentin wird sie die nächsten zwei Stunden durch den Abend führen.

Soap&skin im Wiener Konzerthaus

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Nach dem ersten Song - „This Day“ – gibt es ein knappes „Danke, dass ihr alle da seid!“ Die Ohren des Publikums sind dabei gespitzt wie die Stifte eines Vorschulkindes am ersten Schultag, die Aufmerksamkeitsspanne scheint durch die Bank bei allen bis ins Unendliche gezogen zu sein, eine schonungslos-ungeteilte Aufmerksamkeit, die gleichzeitig auch mit dementsprechend hohen Erwartungen einhergeht.

Tour-Termine in Österreich
19. Juni Springfestival Graz
13. Sept. Arena Open Air Wien

Die erste Befriedigung stellt sich spätestens bei der dritten Nummer „Foot Chamber“ ein. Bei der Live-Interpretation des Songs holen die Musikerinnen und Musiker so ziemlich alles aus ihren Instrumenten heraus, was dynamisch drin ist. Die weitere Setlist liest sich wie ein Best-Of, das es vielleicht in naher oder ferner Zukunft einmal von Soap&Skin geben wird: „Wonder“, „Me and the Devil“, „Voyage Voyage“ und schließlich das berühmte Trauer-Epos „Vater“. Die Schwere, die sich aufbaut, hebt Soap&Skin schließlich mit den neuen Songs auf: „Italy“ und „Heal“ als kurzweiliger Balsam.

Soap&skin im Wiener Konzerthaus

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Die Orgel als Instrument und Bühne

Zwischenzeitlich covert Anja Plaschg mit „Gods and Monsters“ Lana Del Rey. Sie spielt nicht nur auf der Orgel des Konzerthauses, sie tanzt sogar auf ihr und wiegt sich in ihrem selbst kreierten Paralleluniversum aus Sampleschnipseln, akustischen Erzeugnissen und schwermütigsten Harmonien.

Zum Grande Finale lädt Soap&Skin schließlich mit den beiden Cover-Versionen „Pale Blue Eyes“ und „What a Wonderful World“, zweiteres auch auf der neuesten Platte zu hören. Das Finale mit „Pale Blue Eyes“ gab es zwar auch schon 2016 im Konzerthaus, aber den großen Auftritt kann Soap&Skin gerne auch zweimal, dreimal oder hundert Mal wiederholen und die Münder werden trotzdem noch offen stehen, der Dirigentin in Weiß passt dieser Auftritt wie angegossen. Dafür gibt’s Standing Ovations. Im Ausklingen der letzten Nummer kann es die Künstlerin selbst kaum mehr fassen. Aufgelöst holt sie ihre Live-Band zurück auf die Bühne. Betroffen und mit Tulpenstrauß in den Händen verlässt Soap&Skin den Saal. Das Publikum bleibt sprachlos zurück.

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