FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Greta Thunberg

Tobias SCHWARZ / AFP

Wie Greta Thunberg zur Klimaaktivistin geworden ist

Im Buch „Szenen aus dem Herzen. Unser Leben für das Klima“ erzählt die Mutter von Greta Thunberg, Malena Ernmann, gemeinsam mit ihrer Familie über die Zeit vor Gretas Klimastreiks. Ein Manifest für die Umwelt, gespickt mit Familien-Anekdoten.

Von Sophie Liebhart

Mittlerweile kennt sie wohl jeder: Greta Thunberg. Das junge schwedische Mädchen mit Asperger Syndrom, das letzten Sommer begonnen hat, die Schule zu schwänzen und stattdessen vor dem schwedischen Parlament für das Klima zu streiken. Mit Aussagen wie „I don’t want your hope, I want you to panic“, hat sie seitdem immer wieder für Aufsehen gesorgt.

Buchcover "Szenen aus dem Herzen. Unser Leben für das Klima"

S. Fischerverlag

Das Buch „Szenen aus dem Herzen. Unser Leben für das Klima“ ist im S. Fischer Verlag erschienen. Es wurde von Ulla Ackermann, Gesa Kunter und Stefan Pluschkat aus dem Schwedischen übersetzt.

Greta Thunberg ist 16 Jahre alt, gilt als Vorbild für die Fridays for Future – die Streiks von Schüler*innen in ganz Europa für die Umwelt und das Klima. Greta Thunberg selbst besucht diese Proteste, trifft in Davos und Brüssel Politiker und Politikerinnen sowie kürzlich sogar den Papst. Eine junge, taffe Frau. Das Buch „Szenen aus dem Herzen. Unser Leben für das Klima“ schildert zu Beginn eine etwas andere Greta.

Familienprojekt

Man lernt Gretas Familie kennen – in einer Zeit, in der sie es nicht ganz leicht hat. Greta Thunberg hört eines Tages einfach auf zu essen. Ihre Mutter Malena Ernman schildert den mühsamen Weg von Krankenhaus zu Krankenhaus, bis Ärzte bei Greta das Asperger Syndrom diagnostizieren - eine Form von Autismus. Wenig später wird bei Gretas kleiner Schwester Beata ADHS festgestellt. Und auch Gretas Mutter, eine international erfolgreiche Opernsängerin, erfährt mit 45 Jahren, dass sie ADHS hat, Depressionen und Burnout: „Dann kam Gretas Krise, gefolgt von Beatas, und wir stolperten förmlich in einen Raum, von dessen Existenz wir bis dahin keine Ahnung gehabt hatten.“

#flyingless

Gretas Familie muss umdenken und versucht, andere Prioritäten im Leben zu setzen. Die Mutter arbeitet weniger, Greta fängt langsam wieder an zu essen und sie beschäftigt sich viel mit Umweltthemen, mit dem Klimawandel, und das schwappt auf die ganze Familie über. Alle beschließen etwa, nicht mehr mit dem Flugzeug zu fliegen - für die Umwelt.

„Es ist leichter gesagt als getan, die ewige Wachstumsgesellschaft hinter uns zu lassen.“

Das ist ein Schritt, zu dem nicht allzu viele Menschen bereit sind. Uns fehlt die Erkenntnis, dass in der Klimakrise radikale Veränderungen notwendig sind, schreibt Malena Ernman. Auch wenn es schwierig ist: "Es ist leichter gesagt als getan, die ewige Wachstumsgesellschaft hinter uns zu lassen, der wir so viel verdanken, und die so große Teile der Bevölkerung aus Armut und Elend befreit hat. Wir sind immer noch vom Märchen des Erfolgs berauscht, das uns aus Hunger und Not herausgeholt und zu Mondlandungen, 24-Stunden-nonstop-Unterhaltung und einem Alterswohnsitz in der Sonne geführt hat.“

Radikale Veränderung für das Klima

Dass es radikale Veränderungen braucht, wird einem beim Lesen des Buches „Szenen aus dem Herzen, unser Leben für das Klima“ klar. Das Buch ist ein Manifest. Es ist gründlich recherchiert, mit Zahlen unterfüttert, der Ton ist schonungslos direkt, die Nachricht klar: Der Klimawandel ist gefährlich, die Politik und große Firmen sind untätig. Man spürt in jeder Zeile die Verzweiflung der Familie angesichts einer Welt, die genau weiß, dass ihr der Untergang droht – und einfach weitermacht wie zuvor.

Manche kritisieren Greta Thunbergs Streik als gute PR ihrer Mutter, es könnte aber auch ebendiese Verzweiflung sein, die Greta dazu motiviert hat. Es wird deutlich, dass Malena Ernman große Hoffnung in ihre Tochter hat: „Niemand von uns kann den Systemwandel allein herbeiführen. Aber schon eine einzige Stimme könnte die dafür notwendige Kettenreaktion auslösen – wenn die Stimme stark genug ist.“

"Schon eine einzige Stimme könnte die dafür notwendige Kettenreaktion auslösen – wenn die Stimme stark genug ist.“

Allerdings beschreibt sie die Situation, in der Greta von ihren Streikplänen erzählt, mit gemischten Gefühlen: „Einen Augenblick lang ist es still. Gedanken schwirren durch den Raum – Gedanken daran, dass das fast unsichtbare Mädchen auf dem Stuhl am Fenster sich dazu entschieden hat, ins Rampenlicht zu treten, ganz allein, mit eigenen Worten und Gedanken, um die Grundfesten der gegenwärtigen Weltordnung zu hinterfragen.“

mehr Umwelt:

Aktuell: