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Iggy Pop

Iggy Pop veröffentlicht seine beste Musik seit Urzeiten

Nach seinem erfolgreichen Alternative Mainstream Rock Comeback von 2016 rudert Iggy Pop nun auf seiner neuen Platte „Free“ in feingeistigere und raffiniertere Ebenen und veröffentlicht seine beste Musik seit Urzeiten.

Von David Pfister

Als Iggy Pop vom Tod seines Freundes David Bowie erfuhr, hatte er gerade seine neue Platte „Post Pop Depression“ fertig und war auf dem Weg zu einer Probe mit dem Queens-Of-The-Stone-Age-Mann Josh Homme. Mit dem hatte er „Post Pop Depression“ gemeinsam erarbeitet. Josh Homme sorgte mit seinen Songwriting- und Produktionsfähigkeiten für eine makellose melodische Rock-Platte und orientierte sich stilistisch an der populären, von David Bowie produzierten Iggy-Pop-Platte „Lust For Life“ aus dem Jahr 1977.

1977 war Iggy Pop schon längst eine berühmt-berüchtigte Figur im Pop-Zirkus und hatte mit den Stooges Proto-Punk-Geschichte geschrieben. Nach der bedeutenden Zusammenarbeit mit David Bowie taumelte Iggy Pop, mal mehr mal weniger erfolgreich, durch die Jahrzehnte und Platten. Ähnlich wie bei Morrissey steht und fällt bei Iggy Pop vieles mit seinen Co-Autoren. Josh Homme ging sorgsam mit dieser Verantwortung um und schenkte der siebzigjährigen Ikone 2016 einen guten kreativen wie finanziellen Karriere-Ausgang. „Post Pop Depression“ wurde ein erfolgreiches Comeback, und eigentlich wollte Iggy Pop danach mit der Arbeit aufhören und sich endgültig zur Ruhe setzen. Aber mit dem plötzlichen Seelenfrieden des großen Erfolgs kam auch Lust auf mehr. Und so gibt es seit diesem Wochenende eine neue Platte von Iggy Pop namens „Free“.

Iggy Pop

APA/AFP/LOIC VENANCE

New Values

Neben seinen musikalischen Entäußerungen mithilfe der Ventile Rock, Punk und Metal hegte der kunstsinnige Iggy Pop auch stets Interessen für die Avantgarde, Jazz, Chanson und die neue klassische Musik. Auch seinem selbstzerstörerischen Rockstar-Gebaren liegt ja ein Hintergrundwissen über Performance-Kunst und Expressionismus zugrunde. Iggy Pop erlaubte sich immer mal wieder diesen ästhetischen Interessen musikalisch nachzugehen. Beispielsweise auf der Platte „Zombie Birdhouse“ aus dem Jahr 1982 mit seinem Afro-Futurismus-Hauch oder auf seinem Chanson-Album „Apres“ von 2012. Und auf den neuen Songs von „Free“.

Iggy Pop im Meer

Iggy Pop

Man kommt nicht umhin, die neue Liedsammlung mit dem letzten David-Bowie-Album „Blackstar“ zu vergleichen. Auch Iggy Pop webt diesmal mit dunklen Ambientflächen, neuem Jazz und introvertierter Kontemplation. War auf dem letzten Album „Post Pop Depression“ Josh Homme für den grellen Rockmusik-Anstrich verantwortlich, lässt Iggy Pop seine Songs diesmal von der Gitarren-Experimentalistin Noveller und dem Jazz-Trompeter Leron Thomas anmalen. Aber keine Angst, wir reden hier von der musikalischen Beschaffenheit der Oberfläche. Iggy Pop macht noch immer Rockmusik. Und ähnlich wie Bowie auf seinem „Blackstar“ verliert Iggy Pop auf „Free“ niemals den Faden und packt jedes Lied mit seinem typischen Gestus an, der seinen Ursprung in der Liebe zum Blues hat.

Und so gesehen arbeitet Iggy Pop auf „Free“ sehr ähnlich, wie er es schon auf dem Stooges-Klassiker „Fun House“ von 1970 getan hat. Auch da war Freiheit und Selbstermächtigung großes Thema und die Saxofone haben waidwund getönt. Die aggressive Subversion und die Schreie nach Freiheit sind nur souveräner und eleganter geworden.

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