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Liberated

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„Liberated“: Ein Comic zum Spielen

„Liberated“ sieht aus wie ein stylischer Comic, seine inneren Werte lassen allerdings zu wünschen übrig.

Von Rainer Sigl

Style ist alles, besonders in einem Medium wie Videospielen, das sich seit Jahrzehnten immer näher an den Fetisch Fotorealismus herantastet. Manche Spiele gehen den anderen Weg und verschreiben sich einem Stil, der weit weg davon und eigentlich auch spannender ist. So eines ist „Liberated“: Das will nicht aussehen wie die echte Welt, sondern wie ein Comic.

Und das bedeutet hier nicht nur Grafik wie gezeichnet, sondern ist wirklich ganz wörtlich zu nehmen: Seine Geschichte wird in einzelnen, manchmal ein wenig animierten Comic-Panels erzählt, wenn ich die Kontrolle über eine Spielfigur übernehme, bleibe ich trotzdem stets in diesem gezeichnetem Raster einer Comic-Heft-Seite und nach den jeweiligen Szenen wird sogar animiert zum nächsten Level umgeblättert; die einzelnen Kapitel des Spiels sind schick wie einzelne Hefte aufgemacht. Das sieht auch deshalb großartig aus, weil der holzschnitthafte Schwarzweiß-Stil der Zeichnungen toll gelungen ist.

Puzzles und Headshots

Sehr viel mehr als tollen Style hat „Liberated“ aber nicht zu bieten - leider. Die Cyberpunk-Geschichte um einen aufmüpfigen Bürger, der sich gemeinsam mit einer maskierten Untergrundbewegung in den Kampf gegen einen dystopischen Überwachungsstaat wirft, ist ziemlich banal und sichtlich bis hin zu einzelnen Details von „V für Vendetta“ und ähnlichen Vorlagen abgeschaut.

Am meisten hapert es allerdings beim Gameplay: Das bietet nur eine eher uninspirierte Mischung aus banalen Plattformer-Sequenzen, simplen Puzzles und vor allem recht brutalen Sidescroller-Schießereien. Hin und wieder wäre zwar auch Schleichen angesagt, doch meist holzt man sich der Einfachheit halber dann doch per wiederholtem Kopfschuss zum Levelende - subtil ist anders.

Liberated

Atomic Wolf

Tolle Optik, maues Gameplay

„Liberated“, entwickelt vom polnischen Studio Atomic Wolf, ist für Switch erschienen; eine PC-Version folgt in Kürze.

„Liberated“ ist abgesehen von seiner wirklich gelungenen Präsentation letztlich ein unspektakuläres Spiel, das nichts wirklich schlecht, aber auch kaum etwas richtig gut macht - im Vergleich mit aktuellen und klassischen Größen seines Genres bleibt es belanglos.

Als erstes Spiel, das das eigens für diese Mischung aus Graphic Novels und Videospiel erschaffene „Playable Graphic Novel“-Framework nutzt, lässt es spielerisch noch gehörig Luft nach oben. Schade um die inspirierte Optik: „Liberated“ ist ein außergewöhnliches Comic zum Spielen, dessen innere Werte leider recht gewöhnlich sind.

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