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Joy Orbison

Joy Orbison

Joy Orbison ist mit der Familie im Club

Obwohl schon seit vielen Jahren als Producer und Remixer aktiv und geschätzt, hat der britische Musiker Joy Orbison erst jetzt sein Debütalbum „Still Slipping Vol. 1“ veröffentlicht.

Von Natalie Brunner

Sage und schreibe 11 Jahre sind ins Land gezogen, seit Joy Orbison seinen ersten Club Hit „Hyph Mngo“ gehabt hat. Das war im Jahr 2009 und damals wurde Orbison noch dem Genre Dubstep zugeordnet. Seine musikalische Reichweite lässt sich aber nicht von Genres begrenzen. Was Joy Orbison macht ist, seine Liebe zu House, Dubstep, UK-Funk, UK-Garage und Jungle in einen eigenen Klangkosmos zu verweben.

Sein erstes Album „Still Slipping Vol. 1“ ist nicht nur eine Werkschau seines Talents als Producer, sondern auch eine Liebeserklärung an - und das ist in der Clubkultur doch nicht so üblich – seine Familie, nicht die Chosen One, sondern tatsächlich Papa, Mama, Geschwister und Cousinen.

Plattencover von Joy Orbisons "Still Slipping Vol. 1": Eine Frau raucht

XL Recordings

„Still Slipping Vol. 1“ ist auf XL Recordings erschienen.

Joy Orbisons Debütalbum ist eine ruhige und emotionale Version von Clubmusik geworden. Melancholisch ist „Still Slipping Vol. 1“ nicht. Dafür ist Joy Orbison zu sehr Scherzkeks und Humor bleibt Trumpf: Wir hören Sprachnachrichten von Eltern, die fragen wo er denn schon wieder stecke, Schwester, Onkel, Cousins und seine Tante, die er in das Album verwoben hat. Dazwischen unternimmt er Exkursionen in die verschiedenen Bereiche von UK-Bassmusik.

Joy Orbisons Miteinbeziehung der Familie ist auch eine Liebeserklärung an Clubkultur, die er über seine Familie kennengelernt hat. Seine Cousine machte ihn zu einer Zeit, als ihn altersbedingt kein Türsteher passieren hätte lassen, mit Jungle Drum’n’Bass und UK-Garage ekannt. Sein Onkel ist Ray Keith, einer aus der ersten Generation von Jungle- und D’n’B-DJs und eine Legende der Szene. In einer Doku fürs Dekmantel Festival erinnert sich Joy Orbison an einen der stärksten Eindrücke seiner Kindheit und frühen Jugend: Die Plattenspieler und Dubplates bei seinem Onkel daheim.

Joy Orbison hält sich für jemanden, der den Sound der Tanzmusik in den letzten zehn Jahren so stark beeinflusst hat, sehr bedeckt. Er gibt kaum Interviews. Seine ausgefeilten Produktionen machen die Pressearbeit. Wunderschön ist auch, was Joy Orbison in der gleichen Doku übers DJing sagt, nämlich, dass es keine exklusive Kunstform sei, etwas, was jeder mit Liebe zur Sache könne, und das sei für ihn anziehend. Er würde nie Teil von etwas Exklusivem sein wollen.

Eine der wenigen Nummern von „Still Slipping Vol. 1“, die wie für die Prime Time im Club gemacht klingt, ist „Born Slipping“, aber auch hier hören wir wieder nach 3 Minuten Stimmen der Lieben, wie im Nebenraum oder im Backstage plaudernd, und sie erweitern den Track, geben ihm etwas Emotionales, Familiäres, beschwören das soziale Netzwerk, das in Clubs entsteht. „Still Slipping Vol. 1“ ist ein emotionales und Privates zulassendes Album, das den musikalischen Kosmos den Joy Orbison liebt und selbst generiert, mit uns teilt.

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