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Portrait Musikduo AZE

Amelie Strobl

FM4 Soundpark Weekly

Neue Musik von Aze, Scheibsta, Dream Noir, Eerah u.v.m.

Die Tage werden wieder länger, die Klänge sind immer noch sanft. Indie-Pop wie eine Umarmung, geschmeidiger Clown-Hip-Hop, Pop-Folk über Kommunikationsprobleme und Indie-Elektro-Pop für uneingeschränkte Selbstliebe. Das sind die neuesten Videos und Singles aus Österreich.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Die heimische Musikszene nimmt wieder Fahrt auf. So haben Kamp und Fid Mella nach 13 Jahren zusammen ein Album gemacht, noch dazu eines, an dem Kamp seit gut 10 Jahren gearbeitet hat, wie uns Clemens Fantur hier ausführlich berichtet. Pauls Jets tummeln sich inzwischen mit der neuen Single „Baby“ auf Platz 2 der aktuellen FM4 Charts und alle fünf Neueinsteiger*innen sind aus Österreich: HVOB, Eli Preiss, Mavi Phoenix, Sleep Sleep und OSKA.

Dieses Wochenende findet das große Finale des FM4 Protestsongcontests im Rabenhoftheater statt und live hier auf FM4 im Radio und als Stream!

Aber jetzt zu den vielen, hervorragenden Songs und Videos der Woche!

Aze - „We Move“

Ganz großes Sound- und damit auch Emotionskino kommt in einem zuerst sehr unscheinbar klingenden Track daher. „We Move“ fängt an mit einem sanften Piano und einer warm klingenden Bassgitarre. Der Beat im Hintergrund klingt wie ein sanftes Beatbox-Sample, bis dann die fantastische und geheimnisvolle Stimme von Ezgi Atas einsetzt. Zusammen mit Musikerin Beyza Demirkalp sind sie Aze. Begeistert haben sie uns schon mit ihrer Single „Call Me Back“ und sind damit auch in unsere FM4 Charts eingestiegen.

Nach der EP „Dead Heat“ legen Aze jetzt diese neue, wunderbare Single vor. Würden Air noch Musik machen, dann hätten sie 2022 vielleicht auch so einen Song geschrieben. Die Leichtigkeit, der manchmal durchblitzende, orientalische Einschlag, die hörbare „Selbstverständlichkeit“, mit der Aze dieses Lied präsentieren, all das ist beeindruckend. Und wenn es heißt, „we run we walk we talk it slow - boy I would love to let you know - I’m scared of falling out of grace - hold me tight in your embrace“, dann ist dieser Song die gewünschte, anmutige Umarmung, die jeder von uns immer wieder einmal sucht und braucht.

Scheibsta - „Bubble“

Seit Beginn der Pandemie schreibt der liebe Scheibsta seine Daily Rap Ups für FM4. In nur drei Stunden haut er da einen famosen Song nach dem anderen raus, immer am Puls des Geschehens, mit viel Witz und Humor, aber auch mit klarer Haltung und Botschaft. Ich erinnere mich, dass ich bei „Ostern ohne Oma“ Tränen gelacht habe und der Song „Genug“ mir aus tiefstem Herzen gesprochen hat.

Jetzt hat Scheibsta wieder einmal einen Song „für sich“ gemacht, wenn man das überhaupt so sagen kann. Also, natürlich ist der Song für uns alle, aber halt ohne Vorgaben der FM4 Morningshow. Er bemüht ein Bild und ein Erlebnis aus seiner Kindheit im Prater und legt es um auf die Gegenwart, da das damit verbundene Gefühl immer noch präsent ist. Außerdem ist das Thema „in der eigenen Bubble leben“ im Moment durch Corona und die damit oft einhergehende Isolation und gleichzeitige gesellschaftliche Spaltung aktueller denn je. Der Clown hält uns schon seit jeher einen Spiegel vor unsere lachenden Gesichter. Insofern steht dem Scheibsta die rote Nase in der Zirkusmanege hervorragend. Diese Zeilen des Songs muss ich hier einfach anführen, weil sie wieder viele Aspekte auf den Punkt bringen:

„Wag den Gedankensprung in das Nebulöse - und lös dich von deinen Lebenslügen - aber ohne mein Selbstbild bin ich ganz alleine - wie einen Schatz bewach ich alle Puzzleteile - wenn ich sie loslass, was bleibt dann von mir über? nix? - dann bleib ich lieber so wie früher - und buch mir noch ein Seminar am Bauernhof - oder finde meine Mitte beim Qigong - ich hol mir ein paar Sextipps von Porn-Hub-Sexclips - dass wieder Schwung in die Beziehung kommt - ein F*ck-you-Greta-Sticker klebt am SUV - beim Online Shopping zählt sustainability - ich brauch keine Wissenschaft, ich hab Fantasie - mit 99 Luftballons durch eine Pandemie - fühlst du dich wohl in deiner Bubble?“

Dream Noir - „Tell Me What You Think“

Die gute, alte, fehleranfällige Kommunikation zwischen Menschen. Wie oft redet man aneinander vorbei oder glaubt, dasselbe zu meinen, und doch kommt man dann darauf, dass man von ganz unterschiedlichen Dingen geredet hat? Manchmal liegt es auch am eigenen Film, der bei bestimmten Wörtern des Gegenübers sofort im Kopf zu rennen beginnt. Und dann hört man schon gar nicht mehr zu und verliert sich vielleicht in seinen eigenen Bildern.

Mit diesem Thema hat sich auch schon der Philosoph Wittgenstein beschäftigt und gemeint: „Die Ergebnisse der Philosophie sind die Entdeckung irgendeines schlichten Unsinns und die Beulen, die sich der Verstand beim Anrennen an die Grenze der Sprache geholt hat. Sie, die Beulen, lassen uns den Wert jener Entdeckung erkennen.“ (Philosophische Untersuchungen, 119)

Das gilt nicht nur für die Philosophie, die sich eben oft auf „Sprachprobleme“ zurückführen lässt, sondern oftmals auch für unseren Beziehungsalltag, bei dem wir uns im verbalen Austausch ziemlich verheddern können. Darüber hat das Duo Dream Noir ein zerbrechliches und intimes Stück geschrieben, das zu Beginn mit der akustischen Gitarre an den guten José Gonzáles erinnert. Auch das gezeichnete Video von Valentina Rodríguez übersetzt den Inhalt des Songs auf sehr geschmackvolle und berührende Weise. Gegen Ende geben die schönen Zeilen „tell me what you think - that’s all I ask - I try to understand why you would run“ und der Versuch von Verständigung und Einfühlung Hoffnung, die sprachlichen und gedanklichen Knoten entwirren zu können.

Elvean - „Be Like You“

„Be Like You“ ist ein wunderschöner Titel in Zeiten, die von Zwängen und Fremdbestimmung geprägt sind. Die Band Elvean hat mit ihrer neuen Single eine Hymne geschaffen für die uneingeschränkte Selbstliebe. Es ist ein Konstrukt gegen die ständige Selbstoptimierung, bei der man ganz schnell die Vision oder das größere Ziel aus den Augen verliert und verlernt, auf sein Herz zu hören.

Miriam Surányi (bass), Hannah Mandel (drums), Eva Kehrer (vocals, piano) und Lena Kauntz (guitar, backing vocals) setzen mit dieser Nummer ein Zeichen, sich nicht vom inneren Druck und Streben nach Perfektion leiten zu lassen, das von unserer turbokapitalistischen Welt verstärkt und getriggert wird. Schön, dass im Video von Clemens Niel die Hanteln und Gewichte im Fitnessstudio nicht gestemmt, sondern ihnen keine Beachtung geschenkt werden. Gleichzeitig kündigt die Nummer eine erste EP an, an der das Quartett gerade arbeitet.

Helly Vega & The Blazing Stars - „Hush“

Andreas Hellweger kennt man von seinen vielen Bandprojekten wie Rambo Rambo Rambo, Whitescape oder Thirsty Eyes. Der Nordtiroler Schlagzeuger und Multi-Instrumentalist hat mit der Single „Hush“ und dem Pseudonym Helly Vega & The Blazing Stars nun ein neues Kapitel aufgeschlagen, wie er selbst erklärt:

„HUSH ist ein Song des Anfangs. Ein Song der Metamorphose. Es ist ein Lied über das Alte und das Neue. Man kann es hören als Botschaft der Liebe, der Vergebung, als Botschaft der Befreiung und des Tanzes. Es soll Menschen dazu animieren, über das Hier und Jetzt nachzudenken, loszulassen und zu TANZEN!“

Es gibt eine deutsche und eine englische Version, wobei letztere um einiges stimmiger klingt. Das experimentelle und extravagante Video dazu ist im Kreis der Filmakademie Wien entstanden, mit Unterstützung einer Tanoura-Tänzerin und einer Body-Artistin. Das passt zur eigenwilligen, experimentellen und doch sehr poppigen Nummer, die durch liebevolle Produktion und verdrehter Arrangement-Wildheit zu gefallen weiß.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Paul Pfleger, bekannt durch die Bands Stereoface und vor allem Polkov, legt als Paul & Pets eine neue Solosingle vor. Die „Onemanshow“ ist nicht bestimmt durch Pauken und Trompeten, sondern durch einfühlsames Gitarren-Picking, pastellige Klanglandschaft und verhaltenen Gesang. Eine sanfte Nummer mit starkem Effekt des Wohltuns in Ohr und Herz.
  • Mit Spannung erwarten wir das neue Album „too“ von HVOB. Bis zum Erscheinen liefern uns Anna und Paul erneut eine wunderbare Single: „Eyes Alive“, diesmal etwas verträumter und ruhiger, zumindest am Anfang, bis nach ungefähr zwei Minuten der trancige Beat einsetzt.
  • Wie es sich wohl anfühlt zu landen? Dem Gefühl spüren eerah mit ihrer neuen Single „landing“ nach. Obwohl die Nummer von gebrochenem Herz und viel Schmerz handelt. Mit sphärischem Indie-Balladen-Pop umgesetzt.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Rapper KAYO hat einen Song über den überraschend zurückgetretenen und von ihm hochgeschätzten Möchengladbach-Fußballmanager Max Eberl geschrieben. „Max Eberl“ ist aber auch grundsätzlich ein Song über die verlorengegangene Leidenschaft an einer Sache, die von dem „Drumherum“ überschattet worden ist. Musikalisch ein frischer, leichtfüßiger Sound von Kayo.
  • Peter ist ein menschliches Wesen. Noch dazu eines, das schöne, glitzernde Pop-Balladen schreiben kann wie „Maybe Baybe“, ein Song, der auch in der 50ern geschrieben hätte werden können. Eine ausgezeichnete Single von Peter The Human Boy mit einem liebevoll gemachten und witzigen Video!
  • Große Liebe, großer Verlust, Sucht und das Erwachsenwerden. Heavy Themen, die Kamp & Fid Mella hier in den Track „202“ gegossen haben. Mit schweren Beats und verhalltem Saxofon. Das neue Album „2urück Ohne 2ukunft“ kommt im April.
  • Wie der Hühnerbeat klingt? Wie ein Hühnertanz zu Indierock 2022 aussieht? Das machen uns die Thirsty Eyes mit ihrer neuen surfrock-inspirierten Single „Chickenbeat“ hör- und sichtbar.
  • Nach einer EP vor zwei Jahren ist jetzt schon das Debütalbum „Kairos“ der 2019 gegründeten Band Werckmeister erschienen. Dunkle Töne zwischen den Inspirationen Aldous Harding, Algiers und Einstürzende Neubauten.
  • Am Donnerstag hat uns Lisa Schneider im FM4 Soundpark die neue doppelfinger-Single vorgestellt, die Protestsongcontest-Nummer von Sir Tralala und sich von Paul & Pets etwas über musikalische Vorbilder erzählen lassen.
  • Am Sonntag in der FM4 Soundparknacht hat Stefan Trischler uns die neuesten Tracks von euch aus dem Soundpark präsentiert, die FM4 Session mit verifiziert nachhören lassen und mit Produzent Nik Dean gesprochen, der von Wien-Margareten aus Beats für US-Rapper macht.

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