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Screenshots der Öffi-Touren-Suchmaschine zuugle.at

zuugle.at

„Zuugle“ ist die erste Suchmaschine für Bergtouren mit Öffis

Der Verein „Bahn zum Berg“ hat mit „Zuugle“ eine Öffi-Suchmaschine programmiert, die nicht nur tausende Touren auffindbar macht, sondern auch die öffentliche Anreise dazu berechnet.

Von Simon Welebil

Der Widerspruch, dass an sich naturverbundene Bergsportler*innen meist umweltschädlich mit dem Auto zu ihren Bergaktivitäten anreisen, wurde hier schön öfter thematisiert. Ein Grund dafür ist auch, dass existierende Tourenplattformen, die Bergtouren beschreiben, die Anreise meist ausblenden, meint Martin Heppner. Heppner ist begeisterter Öffi-Bergsteiger und hat vor ein paar Jahren mit Gleichgesinnten den Verein „Bahn zum Berg“ und das gleichnamige Öffi-Tourenportal begründet. Dort beschreiben die Vereinsmitglieder ihre Bergtouren zusammen mit An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Screenshots der Öffi-Touren-Suchmaschine zuugle.at

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Martin Heppner und Dietmar Trummer vom Verein Bahn zum Berg.

Der Planungsaufwand für solche Öffi-Touren ist allerdings nicht zu unterschätzen. Hat man erstmal seine Wunschtour gefunden, muss man sie auf ihre Durchführbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln abklopfen, was häufig zu Rückschlägen führt. „Wir erkennen, dass das durchaus eine Belastung ist“, sagt Dietmar Trummer, der Technikvorstand von Bahn zum Berg, weshalb sie sich überlegt haben, wie sie diesen planerischen Schritt für Nicht-Enthusiasten so einfach zu machen, dass sie ihn kaum noch tun müssen.

Die Öffi-Verbindung zu einer Tour ist eine Hürde, da wird die Tour unattraktiv.

Um diesen planerischen Schritt auslassen zu können, müsse ein technisches Tool her, das war für die beiden, die viel Erfahrung aus großen IT-Betrieben haben, klar. Mit so etwas im Hintergrund könnte gleichzeitig auch die Anzahl der Öffi-Touren enorm gesteigert werden, und damit auch die Personen, die man damit erreichen könnte.

Screenshots der Öffi-Touren-Suchmaschine zuugle.at

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Zuugle macht fast alle Touren zu Öffi-Touren

Aus diesen Überlegungen ist jetzt Zuugle geworden - eine Wortneuschöpfung aus Zug und Google -, das Bahn zum Berg ergänzt und enorm erweitert. Zuugle ist gewissermaßen eine Suchmaschine für Öffi-Bergtouren. Es durchsucht alle vorhandenen Touren der großen Bergtourenportale wie Bergfex oder Outdooractive. Dann berechnet Zuugle aus den Fahrplandaten der Öffi-Anbieter die An- und Abreise vom gewählten Heimatbahnhof aus, mit möglichst wenig Umstiegen, und zeigt auch das fehlende Wegstück zum Ausgangspunkt der Originaltour an. Jede Tour, wo die Zustiegszeit von der letzten Haltestelle zum Original-Ausgangspunkt weniger als 30 Minuten beträgt, wird dadurch zur Öffi-Tour, egal ob sie im Original-Tourenportal als solche beschrieben wurde.

Screenshots der Öffi-Touren-Suchmaschine zuugle.at

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Öffi-Touren ohne Planungsfrust

Der Aufwand für die Planung würde dadurch extrem verkürzt, für die User*innen sei aber etwas anderes noch viel wichtiger, so Vereinsobmann Martin Heppner: „Alles, was dort rauskommt ist geprüft, ist getestet, das funktioniert prinzipiell.“ Zu Frustsituationen soll es mit Zuugle nicht kommen.

Konkret bedeutet das, dass jede Tour, die von Zuugle angezeigt wird, am ausgewählten Tag vom Heimatbahnhof aus durchführbar ist, und zwar bei Tageslicht und mit mehreren Alternativen zur Rückreise, was wichtig ist, falls die Tour ungeplant länger dauern sollte.

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Es sei eine sehr große Herausforderung gewesen, so ein Tool aus der Struktur eines gemeinnützigen Vereins heraus aufzustellen, erzählt Dietmar Trummer. Erst durch eine Förderung durch das Klimaschutzministerium aus dem Titel der Alpenkonvention wurde es möglich, das Projekt durchzuführen, weil das ermöglicht hat, Leistungen von auswärts und auch Rechenpower einzukaufen, die für die Bewältigung der immens riesigen Datenmengen anfallen. Zuugle ist für die User*innen kostenlos, es werden auch keine Daten zur Verwertung gesammelt. Nur der Heimatbahnhof und Besuchsstatistiken werden abgefragt. Für die langfristige Finanzierung des Projekts ist man noch auf der Suche nach Partnern und Sponsoren.

Das Potential ist riesig

Zuugle startet zu Beginn noch eingeschränkt, die Anzahl der Touren ist dennoch beeindruckend. Über 3.000 Touren sind bereits im System, 50 Startbahnhöfe in Österreich und Süddeutschland stehen zur Verfügung. Das Potential ist natürlich noch viel größer, mittel- und langfristig soll der gesamte Alpenraum abgedeckt werden und auch mehrere Sprachausgaben seien vorstellbar, sagt Dietmar Trummer.

Mit ihrem Tool wollen sie nicht nur jene ansprechen, die bereits Öffi-Touren unternehmen, sondern auch ein komplett neues Publikum. Gerade diejenigen, die sich in den letzten Monaten ein Klimaticket zugelegt haben, wären geradezu prädestiniert für das Angebot. Martin Heppner will mit den Informationen, die Zuugle zur Verfügung stellt, aber eine Einladung an alle aussprechen, zur Verkehrswende beim Bergsport beizutragen, ohne erhobenen Zeigefinger:

„Ich sag’ niemandem, dass er nur mit Öffis anreisen soll oder muss, denn ich weiß ja nicht, wo der wohnt. Dort, wo wir Städte mit guter Öffi-Anbindung berechnet haben, denen sag’ ich: Probier’s einmal aus!“

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