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Vance Joy und sein drittes Album „In Our Own Sweet Time“

Der australische Songwriter Vance Joy reitet auch fast zehn Jahre nach „Riptide“ weiter auf der Erfolgswelle. Sein drittes Album „In Our Own Sweet Time“ ist voller Romantik und Momente, die man ein Leben lang festhält. Große, euphorische Singer/Songwriter-Popsongs und intime, zurückhaltendere Tracks wechseln einander am neuen Vance-Joy-Album ab.

von Eva Umbauer

Es ist schwer, Vance Joy nicht zu mögen. Ist man auf der Suche nach dem „Gefährlichen“ in Musik, ist man eher nicht ganz richtig bei diesem mit beiden Beinen im Leben stehenden Musiker aus Melbourne, der übrigens beinahe eine Karriere im Australian Football eingeschlagen hätte.

Album cover

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In Our Own Sweet Time“ von Vance Joy ist am 10. Juni 2022 bei Atlantic/Warner erschienen.

Vance Joy strahlt etwas aus, was die englische Sprache als „wholesome“ bezeichnen würde - es ist „gesund“ seine Musik zu konsumieren; sie strahlt Lebensfreude aus, riecht nach Sommer und Sich-Verlieben. Aber diese Liebe bleibt, und wenn doch nicht, dann bleiben Momente, an die man sich für immer gern erinnern wird.

Vance Joy ist einer, der, zumindest oberflächlich betrachtet, auf die Butterseite des Lebens gefallen ist. Dabei hat auch er mit dunklen Momenten zu kämpfen, er lässt sie nur nicht die Oberhand gewinnen. Sein letztes Album, „Nation Of Two“, erschien 2018, und Vance Joy ging damit auf Tour. Er hatte Glück, denn als die Pandemie kam, war er schon wieder beim Songschreiben für seine nächste Platte, und das tat er dann zum großen Teil auch Long-Distance zusammen mit anderen. Die australischen Lockdowns waren besonders streng, aber Vance hatte bereits Erfahrung mit Dingen, die über die Ferne laufen: Seine Freundin lebt in Barcelona.

In einem Song am neuen Album von Vance Joy kommt Barcelona dann auch direkt vor. „We were walking arm in arm through Barcelona, there were people singing opera in the street“ heißt es im letzten Song auf „In Our Own Sweet Time“. Der eher minimalistische Albumcloser „Daylight“ ist mit seinem Piano einer der schönsten Songs auf der Platte. Bei „Catalonia“ hingegen zieht Vance Joy - der eigentlich James Keogh heißt - alle Register: „Hey Catalonia, I was just getting to know you“ - wieder ein Barcelona-Bezug, voller Freude und mit Ukulele.

Eine irische Flöte, die Penny Whistle oder Celtic Woodwind, kommt beim Song „Looking At Me Like That“ zum Einsatz. Elegant gespielte Hörner gibt es bei „Clarity“, einem Song, den Vance Joy zusammen mit dem neuseeländischen Musiker und Producer Joel Little geschrieben hat. Joel ist ein Grammy-ausgezeichneter Künstler, der schon mit Lorde, Elliphant, Foster The People und Imagine Dragons gearbeitet hat. „Clarity“ ist mit seinen jubilierenden Blasinstrumenten und dem eingängigen Groove einer der größten Pop-Momente am neuen Vance-Joy-Album.

Der Song „Missing Piece“ ist wieder ein Hit, der zeigt, dass es Vance Joy fast zehn Jahre nach „Riptide“ noch immer kann. Diese euphorische Ode an die Liebe - mit herrlich pulsierenden Drums - handelt davon, wie schön es ist, jemanden zu finden, die oder der einen ergänzt.

Der Song „This One“ hat ebenfalls einen großen Refrain, während „Way That I’m Going“ langsamer und akustischer ist. Beim richtig hübschen „Wavelenght“ wird das indische Musikinstrument Sitar gespielt. Bei „Wavelength“ hat der Musiker David Longstreath mitkomponiert, David ist von der New Yorker Band Dirty Projectors. Auch die beiden US-Musiker Denzel Baptiste und David Biral sind an diesem Track beteiligt. Die beiden schreiben Songs und produzieren unter dem Namen Take A Daytrip Musik für Stars wie Lil Nas X oder Travis Scott.

Vance Joy ist sich bewusst, dass nicht alle Musikbegeisterten es mögen, wenn ein Musiker oder eine Musikerin selbst gut Songs schreiben kann, aber dennoch andere dazu holt um mit ihnen zu komponieren. Vance Joy sieht es als Bereicherung, nicht ausschließlich sozusagen alleine im eigenen Kämmerchen Lieder zu schreiben, sondern gemeinsam mit anderen, die neue Aspekte hineinbringen, selbst wenn man das nicht direkt miteinander, nebeneinander sitzend macht, sondern - wie während der Pandemie - via Zoom.

Das leicht melancholische „Don’t Fade“ ist mit seiner akustischen Gitarre sehr, sehr hübsch, und in „Solid Ground“ heißt es „silence is golden, talk is cheap“. Dabei ist Vance Joy ein meisterhafter Storyteller, der dabei auch gern Details aus seinem persönlichen Leben einbindet. „Meet me at the boardwalk and get there in our own sweet time“, singt er bei „Boardwalk“, jenem Song, der praktisch der Titelsong von diesem neuen Album namens „In Our Own Sweet Time“ ist.

"It’s not easy to find the right - or the perfect - album title, sagt Vance Joy im FM4-Interview. „In Our Own Sweet Time“ ist es schließlich geworden. „In Our Own Sweet Time“ beschäftigt sich damit, ein eigenes Leben, eine eigene Welt, am besten mit einer besonderen Person, aufzubauen, aber es geht auch einfach darum, seinem ganz eigenen Rhythmus zu folgen, die Dinge sich entwickeln lassen, all den modernen Stress einfach einmal auszublenden.

„I’m always drawn to the idea of timelessness or that shared moment that takes you out of the chaos outside. If the world is crazy, you can retreat somewhere. It’s always hard to think of the right title but I think that sums up the album perfectly.“

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