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George Ezra im Wald

Alex Eden-Smith

Der britische Songwriter George Ezra und sein neues Album „Gold Rush Kid“

George Ezra ist einer der erfolgreichsten britischen Musiker, mit Songs wie „Budapest“, „Shotgun“ oder „Paradise“. Sein Positive-Pop ist nach wie vor intakt, dennoch lässt George auf seinem dritten Album „Gold Rush Kid“ tiefer blicken. Seine bisher persönlichste Platte zeigt uns einen gereiften George Ezra.

von Eva Umbauer

„Das Gold Rush Kid? Das bin ich“, sagt George Ezra über die Titelwahl zu seinem dritten Album. Es enthält zwölf mitreißende und interessante Songs. „Gold Rush Kid“ folgt auf seine beiden ersten Alben „Wanted On Voyage“ - erschienen vor acht Jahren - und das 2018er Album „Staying At Tamara’s“, die beide in Großbritannien Platz 1 der Albumcharts erreichten und die ihm auch weltweit mehr als nur ein paar Fans verschafften.

„Gold rush kid, robbing the bank, making a run for it and learning to dance.“

Vor drei Jahren gewann George Ezra einen Brit Award als bester britischer Solokünstler. Bei George geht es aber nicht einfach nur um große Erfolge, sondern schlicht und einfach und nun immer mehr und mehr um das Herz und die Seele.

Die kürzlich erschienene Single „Green Green Grass“ ist ein unwiderstehlich fröhlicher Song, der davon handelt, das Beste aus den Dingen zu machen, selbst wenn man das Gefühl hat, dass das Schlimmste bevorsteht. Bei George Ezra, so scheint es, gibt es in den Songs immer eine Lösung für ein Problem. Dennoch ziehen am neuen Album des britischen Stars dunkle Wolken herauf.

Auch der Positive-Pop des George Ezra hat irgendwo ein Limit. So erfolgreich zu sein wie er es ist, ist toll, aber es hat auch Nachteile, etwa um in den USA sehr erfolgreich zu sein, muss man touren bis zum Umfallen, und das ist etwas, das George Ezra nicht unbedingt will. Er denkt mit Ende zwanzig über eine eigene Familie nach, und findet, das geht nicht, wenn man seine Zeit zu mehr als hundert Prozent dem Beruf widmet. George Ezra möchte Letzteres nicht. George Ezra wird erwachsen.

Zuletzt spielte George Ezra für die britische Königin, zu Ehren von ihrem Thronjubiläum, vor dem Buckingham Palast in London. Die Entscheidung, eine Textzeile von „Green Green Grass“ für den Auftritt für die Königin zu ändern, war seine eigene, oder doch nicht ganz? Im Song heißt es jedenfalls „green green grass, blue blue sky, you better throw a party on the day that I die“, stattdessen sang George Ezra aber einfach die Zeile „green green grass, blue blue sky“ zwei Mal hintereinander.

Das fiel Fans natürlich auf, nachdem George ein Video von seinem Auftritt auf Instagram gepostet hatte. Die Reaktionen waren verärgert und George Ezra wurde als „posh boy“ beschimpft, der extra wegen der - hochbetagten - Monarchin seinen Songtext ändert. Wäre aber schlicht und einfach auch etwas unhöflich gewesen, die Zeile zu singen, dass alle eine Party schmeißen sollen - „on the day that I day“, oder nicht? Oder ist es nicht so, dass dieser Song einfach eben dieser Song ist und keine persönliche Anspielung auf die britische Königin? „My gut instinct was that you don’t need to change it,“ sagte George Ezra danach der Boulevardzeitung The Sun.

Cover von Gold Rush Kid

Sony Music

Gold Rush Kid“ von George Ezra ist bei Columbia/Sony Music erschienen. George schrieb alle Songs zusammen mit Joel Pott, der auch das Album produzierte. Joel spielte in der englischen Band Athlete. Den Song „Green Green Grass“ komponierte und produzierte Stuart Price (Franz Ferdinand, The Killers, Zoot Woman, u.a.) mit.

Das passt zu den dunklen Wolken, die aufziehen beim neuen Album von George Ezra, der einer der erfolgreichsten Singer-Songwriter Großbritanniens ist und den wir von Songs wie „Paradise“ - vom letzten Album - her kennen, für das George nach Barcelona gereist war, sich in einem Air B´n´B einquartiert hatte, um Songs zu schreiben, und prompt von der Wohnungsinhaberin als George Ezra entlarvt wurde. Trouble in paradise. Man hat´s nicht leicht, aber das würde auch wieder irgendwie blöd klingen. Also tauchen wir einfach mitten hinein in den neuen Longplayer von George Ezra.

Das Klavier hämmert noch immer recht happy, die Refrains werden von vielen Backing-Vocals begleitet, so als ob ein großes Publikum sie mitsingen würde, es geht um das Reisen, gecancelte Flüge und den Lockdown - „Manila“ heißt der Song, oder im Albumtitelsong „Gold Rush Boy“ heißt es „(a doctor who) cut open my head and took a look inside“. Da ziehen nun wirklich dunkle Wolken auf beim ex-„Wunderkind“ George Ezra. „Happy days will come, and I’ll be moving on“, singt George Ezra beim wunderschönen „In The Morning“, wo es auch heißt „I close my eyes sometimes, hoping it will rain all night and the streets of London will be flooded and wash all this heartache away“.

Es gibt interessante Songs wie „Dance All Over Me“ - ein Ausflug in House-Pop, oder „I Went Hunting“, wo die akustische Gitarre auf Electronics trifft. Inhaltlich geht es im dunklen „I Went Hunting“ um eine Krankheit namens „obsessive compulsive disorder“ - Zwangsstörungen, nämlich immer die gleichen Dinge zu denken oder zu tun. „Imagine having a thought then thinking it again“, singt George Ezra, singt die Worte „thinking it again“ wieder und wieder, wie eine hängen gebliebene Schallplatte.

George Ezra leidet an dieser psychischen Beeinträchtigung. Soviel zum „sunny boy“, als den man Ezra gerne empfindet. Er geht nun langsam und zum Teil weg von diesem Image, nicht völlig, das würde auch keinen Sinn machen, aber er lässt nun - vor allem in der zweiten Hälfte der neuen Platte - tiefere Einblicke zu, in das Hinterland des George Ezra, und das lässt ihn künstlerisch wachsen.

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