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The 1975

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The 1975 schreiben Musik wie ein Tagebuch

„Being Funny in a Foreign Language“ heißt das neue Album von The 1975 und fokussiert sich auf das, was uns verbindet: Lachen, Liebe, Musik.

Von Christoph Sepin

Wer hören will, muss fühlen - der FM4 Musikpodcast

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Wer hören will, muss fühlen – der FM4 Musikpodcast: Sind The 1975 eine gute Band? Wir hören Matty Healy zu und reden über das neue Album seiner Band The 1975. Lisa Schneider und Christoph Sepin diskutieren die Band aus England und ihre neue Platte „Being Funny In A Foreign Language“, reden über Matty Healy als Provokateur, über Sojamilch und über die beste Textzeile des Jahres. Jeden Donnerstag auf Radio FM4 um 21 Uhr, auf sound.ORF.at und überall, wo es Podcasts gibt.

Es gibt Dinge, die machen es einfacher für uns mit anderen in Verbindung zu treten. Ein Lachen, zum Beispiel, kann viel dazu beitragen, von jemandem gemocht oder im Idealfall verstanden zu werden. Auch wenn man sich nicht kennt. Und um jemanden zum Lachen zu bringen, sollte man im Idealfall lustig sein. Die Meisterklasse wäre es, das in einer Fremdsprache zu schaffen. „Mach einen Backflip, klar, aber sei lustig in einer anderen Sprache, dann denk’ ich, dass du die klügste Person im Raum bist“, sagt The 1975-Vokalist Matty Heally über den Titel der neuen Platte „Being Funny in a Foreign Language“.

Es geht wie meistens um die Liebe

The 1975 waren und sind eine Band, der zwischenmenschliche Beziehungen und Verbindungen wichtig sind. Die Gruppe aus Nordengland weiß, dass solche Connections nicht nur durch Lachen, sondern auch durch Musik möglich sind. Wer sich mit anderen verbinden kann, kann auch die Welt verändern - oder zumindest Awareness kreieren. Im Jahr 2019 nahmen The 1975 einen Track mit Umweltaktivistin Greta Thunberg auf, ihr 2018 veröffentlichtes Album „A Brief Inquiry into Online Relationships“ hat die Kritik an Kommunikation über soziale Netzwerke schon im Titel.

Aber eigentlich geht es in den Liedern der Band, wie bei den meisten, um die Liebe - vor allem auf dem neuen Album „Being Funny in a Foreign Language“. Denn auch die Liebe bringt Menschen näher aneinander. „She showed me what love is, now I’m acting like I know myself“, lautet eine Zeile im Song „Happiness“, „Looking For Somebody (To Love)“ heißt ein anderer Track. Und „I like my men like I like my coffee, full of soy milk and so sweet it won’t offend anybody“ ist der beste Satz auf der ganzen Platte. Zu Sojamilch hat jede*r eine Meinung, hasst sie oder liebt sie. The 1975 sind die Sojamilch der Popwelt.

Playlist zum FM4 Musikpodcast

Wir haben euch passende Playlists zur aktuellen Ausgabe von „Wer hören will, muss fühlen“ zusammengestellt. Die findet ihr auf Spotify, Deezer und Youtube!

„Manche Menschen führen gerne ein Tagebuch“, sagt Matty Healy. „Das ist dasselbe mit uns mit dem Musikmachen. Wenn wir keine Lieder schreiben würden, dann würden wir uns anschauen und fragen: Was machen wir?“. Wie ein Tagebuch fühlt sich „Being Funny in a Foreign Language“ auch an. Textzeilen, wie am Abend im Licht der Tischlampe auf Papier gekritzelt, durchgestrichen und dann wieder neu gemacht. Gedanken, die vor sich hinwandern. Instrumentierung, die das ebenso tut. Mit der Akustikgitarre am Bett sitzen und vor sich hinspielen bevor man schlafen geht. Nur wird dann bei The 1975 dieses Tagebuch durch komplexe Albumsproduktionszyklen geschickt, gemischt, raffiniert produziert und vollgeladen mit Referenzen aus der Geschichte des Pop - von Phil Collins bis zu US-Folkmusik.

The 1975

The 1975

„Being Funny in a Foreign Language“ von The 1975 ist auf Dirty Hit erschienen.

Gratwanderung zwischen Kitsch und Perfektion

„Ich glaube, dieses Album ist mehr eine Ode an Folk und Countrymusik“, erzählt Matty Healy über die Inspirationen der Band und hat das zumindest in den Lyrics erreicht: „Our first kiss was Christmas in the Walmart toy department, you said I should take you with me when I leave“, ist eine Zeile, wie aus dem traurigen, zurückblickenden Country-Lovesong. „I’ll miss you on a train, I’ll miss you in the morning, I never know what to think about, so think about you“, kommt aus derselben Kategorie und ersetzt den US-Pickup-Truck mit dem eher in den Norden Englands passenden Zug, in dem man in der Früh sitzt. In dem jetzt gerade viele Menschen sitzen und sich das gerade erschienene neue The 1975-Album anhören.

Man kann Dinge überanalysieren, oft sind sie dann aber doch sehr einfach: „Alles, was wir mit dieser Platte erreichen wollten war, nicht gelangweilt zu sein“, bringt es Matty Healy auf den Punkt. Und lässt dazu passend auch offen, was das nächste Projekt seiner Gruppe sein wird: „Ich glaube, es wär nicht überraschend, wenn wir ein Musical machen würden, ein Theaterstück oder einen Film. Ich glaube, Leute würden glauben, was auch immer wir machen, weil wir uns nie viele Grenzen gesetzt haben.“ Passende Worte für eine Band, die scheinbar so mühelos die Gratwanderung zwischen Kitsch und Perfektion hinbekommt.

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