FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Wanderer unter Bäumen

CC0

mit akzent

Österreich - das unfreundliche Gasthaus

Österreich wurde zum unfreundlichsten Land der Welt gegenüber „Expats“ gekürt. Da stellt sich die Frage: Wie gehen wir mit Reisenden um?

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Früher reisten die Menschen zu Fuß oder wenn sie Glück hatten auf Pferden. Diejenigen, die es überhaupt gewagt haben zu reisen, waren sehr wenig – einige von ihnen waren Händler, andere Pilger oder Abenteurer, die anderswo nach ihrem Glück gesucht haben. Reisen wurden so organisiert, dass man sich nicht auf der Straße befindet, wenn es dunkel wird. Denn unter freiem Himmel zu schlafen, bedeutete den sicheren Tod – die wilden Tiere hätten dich aufgefressen. Deshalb entstanden auf den Straßen Gasthäuser, um den Reisende eine sichere Unterkunft zu geben. Oft waren aber diese Gasthäuser gefüllt mit Räubern, die nur auf die Reisende gewartet haben, um sie auszurauben.

Es gibt so viele Märchen, Legenden und Romane über solche Geschichten. Trotzdem reisten die Menschen weiter – die Hoffnung einen besseren Ort zum Leben, als den Geburtsort zu finden, war stärker als die Angst vor den Gefahren auf dem Weg.

FM4 Podcast Mit Akzent (Mitakzentpodcast)

Radio FM4

Mit Akzent gibt es jede Woche auch als Podcast.

Mit der technischen Revolution fingen Menschen an, mit Zügen, Schiffen und Autos zu reisen. Die Gasthäuser auf den Straßen starben langsam aus und mit ihnen ihr guter oder schlechter Ruf. Heute reisen wir leicht, Entfernungen sind nicht mehr das, was sie vor Jahrhunderten waren. Man kann die Bewertungen vom Hotel, wo man übernachten wird, im Internet lesen, man kann sogar sehr leicht mit Menschen reden, die bereits dort übernachtet haben. So entstehen allerlei Ratings und Klassifizierungen, manche positiv, andere weniger positiv.

Österreich ist wieder in so ein Rating gekommen – als unfreundlichstes Land der Welt gegenüber „Expats“. Das Wort stammt von „expatriate“, also die Expats sind die Vertriebene, die auf der großen weiten Welt nach ihrem Glück suchen. Zu Zeiten der Straßengasthäuser waren sie einige wenige, jetzt sind es Millionen. Und sie reden untereinander über Aufnahmeländer, um zu sagen, ob sie gut oder schlecht sind, genauso wie über Straßengasthäuser damals. Lassen wir die Expats in unser Gasthaus rein oder lassen wir sie draußen, wo sie die wilden Tiere fressen werden?

Aktuell: