FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Screenshot aus dem Computerspiel "Viewfinder"

Sad Owl Studios / Thunderful

Game

Im Architekturspiel „Viewfinder“ werden Fotos zum Leben erweckt

In diesem Game spielen wir buchstäblich mit Architektur. Die virtuellen Räume werden durch Fotos angereichert, die von kleinen, zweidimensionalen Objekten zu riesigen Raumerweiterungen werden. „Viewfinder“ ist ein Höhepunkt des Gaming-Jahres und unser Sommerspiel 2023.

Von Robert Glashüttner

Fotos sind manifeste Zeugen von Situationen. Sie sind Artefakte, die kleine Zeitreisen an bestimmte Orte erlauben. Fotos sind faszinierend und stehen im Mittelpunkt des perspektivischen Puzzlegames „Viewfinder“. Wir nehmen dabei ein Foto zur Hand oder machen eines mit einer Fotostation oder einer Sofortbildkamera. Jetzt können wir dieses Bild nach Belieben drehen, irgendwo in der dreidimensionalen Spielewelt platzieren und es so mit Knopfdruck zum Leben erwecken.

Bilder werden in diesem Game von flachen Darstellungen zur „Wirklichkeit“. Dadurch werden die Räume und die Umgebung der Spielewelt erweitert.

Die Wissenschaft als Tor zum Unmöglichen

„Viewfinder“ spielt in einer riesigen Simulation, die früher von Wissenschaftler:innen zu Forschungszwecken genutzt, aber bereits vor längerer Zeit wieder verlassen wurde. Es gibt dort keine virtuellen Labore, es ist mehr eine Art Trauminsel mit luftigen Bungalows, weißen Gartenmöbeln, gemütlichen Sitzecken und anderen Orten und Gegenständen, die mehr an Urlaub als an Arbeit denken lassen. Warum würde man so eine Umgebung überhaupt verändern oder verbessern wollen?

Das Spielprinzip mit den Fotos, die an einem virtuellen Sehnsuchtsort zum Leben erweckt werden, ist eine Metapher für die Kraft wissenschaftlicher Forschung und für kreatives Denken. Out of the box quasi, wo mitunter das Unmögliche möglich gemacht wird.

Screenshot aus dem Computerspiel "Viewfinder"

Sad Owl Studios / Thunderful

„Viewfinder“, entwickelt von Sad Owl Studios, ist im Vertrieb von Thunderful für Windows und PS5 erschienen.

Rein spielerisch ist „Viewfinder“ ein 3D-Puzzlegame, wo man Denkschemata der uns bekannten, physischen Welt maßgeblich erweitern muss, um voranzukommen. Man gestaltet Räume und kopiert Orte und Gegenstände mit der Fotokamera, um so zu bestimmten Plätzen und vor allem zum Ausgang in den nächsten Raum zu kommen. Manchmal muss dieser Ausgang - ein Teleporter - erst durch Batterien oder andere Antriebsmöglichkeiten aktiviert werden. Und er muss aufrecht in der Spielewelt stehen, damit wir ihn betätigen können.

Unmögliche Architektur, kreative Inspiration

„Viewfinder“ ist ein Game, wo man dafür belohnt wird, wenn Dinge probiert werden, die in anderen Spielen zu nichts führen würden. Zum Beispiel kann man ein Foto von einem Gegenstand machen, der ganz weit entfernt auf einer kleinen Insel in einer Schale liegt. Wir machen das Foto, drehen es dann auf den Kopf und platzieren es schließlich direkt neben uns im Raum. Sofort purzelt uns der Gegenstand einfach so vor die Füße!

Dieses „Inception“-artige Raum-im-Raum-Prinzip wird schlau und konsequent durchgezogen. Denn man spielt dieses Game in einer Simulation, und wir wissen ja, dass es im digitalen Raum kein Original und keine Kopie gibt. Somit ist es auch schlüssig, dass etwa ein kopierter Teleporter bzw. Ausgang dieselbe Wirkung hat wie das ursprüngliche Objekt.

Screenshot aus dem Computerspiel "Viewfinder"

Sad Owl Studios / Thunderful

„Viewfinder“ ist ein ungewöhnliches, inspirierendes Game, das Assoziationen an andere tolle 3D-Puzzlespiele mit unmöglicher Architektur evoziert: „Echochrome“, „Manifold Garden“, „Antichamber“ und natürlich „Portal“. Erfreulicherweise glänzt es auch durch spielerischen Minimalismus, durch motivierende Restriktion. Die interaktiven Möglichkeiten sind in jedem Level beschränkt, und dennoch eröffnen sich immer wieder erstaunliche Möglichkeiten. Dabei macht „Viewfinder“ nie den Fehler, zu sperrig zu sein oder in überfordernde Mathematik- und Logik-Puzzles zu verfallen. Zu den spielerischen Qualitäten kommt noch ein zur Saison passendes Urlaubsfeeling und ein mysteriöser Vibe: Wer die Leute waren, die diese Simulation geschaffen haben, und weshalb sie das getan haben, erfährt man Schritt für Schritt erst im Verlauf des Spiels.

Aktuell: