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Publikum auf einem Festival

Patrick Muennich

Warum werden VIP-Packages immer verrückter?

Meet-and-Greets, gemeinsame Drinks und exklusives Merch: Viele Artists bringen mit VIP-Packages ihre Kassen zum Klingeln.

Eine Kolumne von Verena Bogner

Ergattert man nicht nur stinknormale Tickets für Taylor Swifts “Eras”-Tour, sondern vielleicht sogar das heiß begehrte “Karma is my Boyfriend”-VIP-Package für mehrere Hundert Euro, bekommt man neben dem Eintritt zu ihrem Konzert außerdem folgendes: Early Entry, exklusives Merchandise wie eine Tasche und ein extra-hübsches Souvenir-Konzertticket zum Einrahmen. Das klingt vor allem für alljene, die sich selbst nicht als waschechte Swifties bezeichnen würden, ziemlich unspektakulär – und das ist es vor allem im Vergleich zu den VIP-Packages, die andere Acts anbieten, auch.

Für 5000 Dollar können Fans zum Beispiel mit den Backstreet Boys von einem Konzert zur nächsten Show reisen und dabei in einem Tourbus fahren, um ihren Stars und dem Gefühl, auf Tour zu sein, möglichst nahe zu kommen. Katy Perry gestattet es ihren Fans im Rahmen ihres “Firework VIP Packages”, vor der Show mit ihr Tequila zu trinken, Über-DJ Tiesto bietet seinen Fans sogar einen gemeinsamen Brunch während einer mehrtägigen Party-Reise und die Band Korn lädt VIP-Fans im Rahmen bestimmter Pakete Backstage zum gemeinsamen Zocken ein.

Der Konzert-Veranstalter Live Nation hat dieses Jahr sogar einen eigenen Unternehmenszweig namens “Vibee” ins Leben gerufen, der sich auf Veranstaltungen wie die von Tiesto spezialisiert hat, also “music led destination experiences”. Laut “Rolling Stone” wolle das Unternehmen damit die Sehnsucht der Menschen stillen, nach der Pandemie wieder mehr unvergessliche Live-Erinnerungen abseits von Social Media zu sammeln.

So unterschiedlich die Ausgestaltung der VIP-Packages ist, eines haben sie gemeinsam: Sie sind schweineteuer. Es mag einen in Zeiten von steigenden Ticketpreisen erstmal aufregen, dass die Stars, die ohnehin schon an uns verdienen, noch mehr von uns wollen und nichts unversucht lassen, um unser Bedürfnis nach Nähe zu unseren Lieblings-Artists auszumelken. Dass durch diese Packages ein Haufen Kohle gemacht wird, kann aber auch Vorteile für alle Konzertbesucher:innen haben – nicht nur für die, die genug Geld haben (oder ausgeben wollen), um sich diese Pakete zu leisten. Dieses Geld erlaubt zum einen größere Produktionen und gibt Artists und ihren Teams somit mehr Freiheit, den Fans aufwendigere Shows zu bieten. Außerdem könnte man auch sagen, die teuren Packages haben auch Auswirkungen auf die restlichen Tickets und drücken die Preise für die Masse der Besucher:innen, da die VIP-Käufer:innen Geld einbringen, das ohne sie durch die anderen Fans eingespielt werden müsste.

Viele, vor allem kleinere Artists, brauchen das Geld, das solche Packages einbringen, aber nicht für die Produktion an sich, sondern um die immer noch nachhallenden Auswirkungen von Pandemie und Inflation abzufedern. Immer noch finden Shows statt, die 2020 oder 2021 nicht stattfinden konnten und durften – heute aber gehen damit für die Künstler:innen deutlich höhere Kosten einher. Also verkaufen sie neben ihrer Show auch noch ihre Freizeit.

Es gibt aber natürlich auch Artists, die Kritik an dieser Art von Fan-Experiences üben: So zum Beispiel Matty Healy, Sänger der Band The 1975. In einem Interview mit Zane Lowe erklärte er, dass er bezahlte Meet-and-Greets “ekelhaft” finde, da Fans ohnehin schon für Musik und Konzert-Tickets zahlen würden. Man müsse ihnen nicht auch noch Geld für ein kurzes Treffen aus der Tasche ziehen. Eine Perspektive, die man sich natürlich nur als erfolgreicher Musiker erlauben kann, und die Indie-Bands außen vor lässt, die das Geld, das ihnen VIP-Packages einbringen, brauchen. Zu diesen Acts zählen Katy Perry oder Tiesto aber mit Sicherheit nicht.

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