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Still aus dem Video zu Unwritten von Natasha Bedingfield

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Eine Liebeserklärung an Natasha Bedingfields “Unwritten”

“Unwritten” ist ein zeitloser Klassiker, der etwas zustande bringt, das nur wenige Popsongs schaffen: er ist unhatebar.

Eine Kolumne von Verena Bogner

Es gibt Songs, auf die sich alle einigen können. Einer dieser Songs ist für mich “Bohemian Rhapsody” von Queen – zu diesem Banger in Überlänge habe ich Boomer genauso abgehen sehen wie die Gen Z im Ernst-Happel-Stadion beim Warten auf Harry Styles. Dieser Song ist maximal kultig, und die Emotionen, die er in uns auslöst, kennen weder Alter noch Geschlecht. Ein anderer Song, der für mich all diese Kriterien erfüllt, ist “Unwritten” von Natasha Bedingfield. Egal ob Kultursnob, Rap-Bro oder Technomaus, bei “Unwritten” bleibt kein Auge trocken.

Niemand ist zu cool für „Unwritten“

Scrollt man durch TikTok, sieht man, wie universell die “Unwritten”-Experience tatsächlich ist. Dort ging der Song viral, nachdem er im Film “Anyone but You” zum Einsatz kam – und dementsprechend viele Videos gibt es zu dem Song auf der Plattform. Freundinnen singen den Song auf Bachelorette-Partys und tanzen dazu, von leeren Sektflaschen umgeben, auf den Tischen. So weit, so naheliegend, so Klischee. Dann gibt es da auch noch die Videos und Memes, die Männergruppen am Lagerfeuer zeigen, ein Bild, das man klischeehaft eher nicht mit einem happy Popsong verbinden würde. Nächste Sequenz: Die Bros liegen sich in den Armen, tanzen zu “Unwritten”, singen den erhebenden Text mit. Auf einer Dating-App sah ich vor einiger Zeit ein Bild von einem Mann oben ohne im Moshpit, vermutlich bei einem Hardcore-Konzert. Die Bildunterschrift: “Ich, wenn ‘Unwritten’ läuft”.

@pokemonmasterzo I drench myself in words unspoken almost every day #fyp #unwritten #natashabedingfield ♬ Unwritten - Natasha Bedingfield

Und genau hier haben wir das Stichwort: erhebend. In einem früheren Leben habe ich hin und wieder auf Partys aufgelegt, auf denen sich “coole” Menschen versammelt haben, um den anderen Coolen zu zeigen, wie cool sie sind. Aber sobald “Unwritten” durch die Boxen krachte, war all das vergessen. Alle stürmten spätestens beim Einsatz des Gospel-Chors den Dancefloor – und Coolness war die letzte Kategorie, an die man dachte, während man gemeinsam “Feel the Rain on Your Skin / No One Else Can Feel It For You” schrie.

Der ultimative Motivationssong

Angesichts der Renaissance von “Unwritten” erzählte Natasha Bedingfield kürzlich die Geschichte, wie es überhaupt zu dem Song kam. Sie schrieb ihn für ihren damals 14-jährigen Bruder: “In diesem Alter will man so unbedingt ernstgenommen werden, gleichzeitig fragen alle, was man mit seiner Zukunft anfängt.” Und vielleicht liegt hier die Magie des Songs begraben. “Unwritten” ist der ultimative Motivationssong, eine Inspirational Quote in Musikform – aber ohne zu viel Druck zu machen. Denn oft sind Songs, in denen es um die Zukunft und die eigene Selbstwirksamkeit geht, eher einschüchternd. Work Hard, Play Hard, du kannst alles schaffen, wenn du dich nur genug anstrengst!

In “Unwritten” geht es im Gegensatz dazu viel sanfter zu – es geht um die kleinen Momente und darum, dass es auch nicht schlimm ist, wenn man noch nicht genau weiß, wohin die eigene Reise geht. Immerhin ist der Rest noch unwritten. Kitschig, aber schön. Und vielleicht ist das genau die liebevolle Botschaft, die wir in diesen Zeiten brauchen.

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