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Bibiza trinkt aus dem Award-Becher

APA/Florian Wieser

Amadeus Austrian Music Awards

Danke an Friends, Family and Lovers: Die Amadeus Austrian Music Awards 2024

Bibiza trinkt aus dem Award, RAF Camora schickt eine Sprachnachricht und Hubert von Goisern kriegt den Preis für sein Lebenswerk. Die Gewinner:innen der Amadeus Austrian Music Awards 2024.

Von Christoph Sepin

„Ich liebe dich und hasse dich zugleich“, hat Bibiza in Richtung seiner Heimatstadt gesungen und ist damit zum besten Songwriter des Jahres erklärt worden. „Ich liebe dich und hasse dich zugleich“, denn Musik ist immer auch Ambivalenz. Da gibt es den Lieblingssong, den man mit niemandem teilt, den Partybanger für die Welt, die komplizierten Songs, den Trash, das Laute und das Leise und vor allem sehr viel Hintergrundberieselung.

Award Shows sind nicht nur dazu da, um industrieintern das, was rausgekommen ist, zu ranken, Award Shows sind dazu da, um Orientierung zu bieten. Möglichkeit zu geben, sich hinzusetzen, den ganzen Spaß im Fernsehkastl anzuschauen und sich einmal aktiv damit zu beschäftigen, was das überhaupt ist, Musik. Und wie wichtig das ist, abseits vom in Zug oder Bus als Playlist für ein bisschen Ablenkung von der Fadesse zu sorgen.

Der Status quo der österreichischen Musikszene

Bei den Amadeus Austrian Music Awards lernt man jedes Jahr: Was ist Musik in Österreich, jetzt gerade? Guter Zufall, dass sich drei Artists den quasi ersten Platz (es ist ja dann doch wieder Competition) teilen. Jeweils zwei Auszeichnungen gehen an Bibiza, RAF Camora und Wanda. Bibiza ist Songwriter des Jahres für „Ode an Wien“ und Best Sound für seine Platte „Wiener Schickeria“. RAF Camora ist Nummer 1 in der Kategorie „Hip Hop/Urban“ und kriegt für „XV“ den Award für das Album des Jahres. Wanda schließlich bekommen den Award für den besten Song für „Bei niemand anders“ und sind der Live-Act des Jahres.

Das ist sie, die Drittelung der musikalischen Geschmäcker des Landes, jetzt. Das ist der Rock’n’Roll der guten, alten, vor allem zeitlosen Schule. Das, was immer funktioniert und vor allem live sehr gut tut. Das ist das Spektakel mit Donauinselfestsause und Rekordstreams, und das ist der eine Musiker, der da jetzt neu dazukommt, und sich sein eigenes Ding gebaut hat: Er glaubt, das, was sie machen, funktioniert, weil es sonst niemand so macht, hat uns Franz Bibiza einmal erzählt, und hat recht. Einzigartigkeit.

Bibiza

APA/Florian Wieser

Bibiza

Amadeus Austrian Music Awards sind auch: Musikindustrie als Business. Zumindest auf dieser Bühne. Mittendrin gibt es dann Artists, die herausstechen, ihr eigenes Ding machen, und, wir bleiben bei der Industrieveranstaltung, zur wiedererkennbaren Marke werden. Das gilt für RAF Camora, das gilt für Bibiza, das gilt für Wanda. Das gilt aber auch für Melissa Naschenweng (Amadeus für Schlager/Volksmusik), für My Ugly Clementine (Best Alternative), AUT of ORDA (Pop/Rock), für Leftovers (Hard & Heavy). So klingt das Land, in dem du lebst.

Amadeus bedeutet: Showcase von dem, was neu ist, Bühne für das, was kommt, und für das, was es schon (lange) gibt. Amadeus bedeutet auch: Da geht noch mehr. Wenn zum Beispiel My Ugly Clementine dafür plädieren, auch abseits von Fame und Wirtschaftlichkeit zu nominieren. Und mehr Diversität darzustellen.

RAF Camora lebt

„Deutschrap ist feminin“, sagt Donna Savage als Teil des Hip-Hop-Medleys (auch dabei Hidden Gemz, Spilif und Jugo Ürdens). Gewinner von jeweils Hip-Hop-Award (überreicht von Evil Jared von der Bloodhound Gang, zumindest im Backstage-Geplauder einer der größten Stars des Abends) und Album des Jahres ist RAF Camora. Aufgrund eines Hörsturzes kann er nicht bei der Show sein und schickt eine Sprachnachricht. „Danke vom Herz“, heißt es und „RAF Camora lebt“.

Das sind Momente, die, zwischen dem Geben und Nehmen von Awards, echt sind. Die Authentizität ist das, was bleibt. Bibiza nimmt einen seiner zwei Awards mit Flachmann in der Hand entgegen, weißt darauf hin, was er immer schon einmal machen wollte, leert sein Flascherl in die Trophäe und trinkt draus. Ö3s Philipp Hansa (der auch dieses Jahr gemeinsam mit FM4s Nina Hochrainer durch das Programm führt) fragt nach, ob da eh Schnaps drin ist. „Lassts euch den Spaß nicht nehmen, beim Musikmachen“ als Satz von Bibiza könnte als Hinweis darauf gedeutet werden, dass es ein bissl zach ist, Musiker:in zu sein. Ist es aber nicht (nur), sondern genauso gemeint.

Bipolar Feminin

APA/Florian Wieser

Bipolar Feminin

Spaß an der Musik ist Bipolar Feminin in die Gesichter geschrieben. Sie spielen ihren Song „Tüchtig“, sie nehmen den FM4 Award entgegen, sie lassen ein paar beste, weil wieder ehrliche Sätze auf der Bühne: „Danke an FM4“ und „Danke an friends, family and lovers“. Freunde, Familie und alle, die uns ganz besonders lieb haben. Das beste Triumvirat.

Amadeus für das Lebenswerk für Hubert von Goisern

Bundespräsident Alexander Van der Bellen überreicht Hubert von Goisern den Amadeus Austrian Music Award für sein Lebenswerk. In frühen Jahren aus der Kapelle geflogen, weil seine Haare zu lang gewesen sind, dann halt selber Instrumente beigebracht, das ist alles schon ein bissl Punkrock.

Schaut man sich seinen Lebenslauf an, ist er Weltbürger. Er hat in Südafrika gelebt, in Kanada und auf den Philippinen, ist nach Tansania gereist, um dort die Schimpansenforscherin Jane Goodall kennenzulernen, ist nach Tibet und hat dort mit Musiker:innen aufgenommen. Für seine Musik und, so heißt es von den Amadeus Austrian Music Awards, für seine Initiativen, die auch weit über das Musikalische hinausgehen, kriegt Hubert von Goisern den Amadeus für sein Lebenswerk.

Alexander Van der Bellen und Hubert von Goisern

APA/Florian Wieser

Alexander Van der Bellen und Hubert von Goisern

Hubert Achleitner (wie er eigentlich heißt), erinnert sich Van der Bellen, hat er sich im strömenden Regen angeschaut. Trotz Regen sind tausende Menschen gekommen. Das sagt der Bundespräsident und man könnte anmerken: Das kann eben nur Musik. Filme schauen sich Leute nicht an, während sie sich im Moshpit Schulter an Schulter und durchnässt an anderen Leuten reiben. Damit kann man argumentieren, dass Musik eine der, wenn nicht überhaupt die beste Kunstform ist.

„Musik ist grenzenlos“, sagt Hubert von Goisern während seiner Dankesrede für seinen Lebenswerk-Award. Dass Kategorien ein böses Wort sind, weiß einer, dem Genres immer schon ein bissl wurscht sind sowieso und sagt als Verabschiedung: „Lasst’s es grooven.“ Im Sommer spielt er Konzerte im Salzkammergut. Back to the roots und zurück zur Straßenmusik soll das werden. Niederschwellig, eben.

tl;dr

Es bleiben, möchte man alles in der Loo-long-didn’t-read-Version zusammenfassen, vor allem drei Momente: Bibiza, der aus dem Amadeus trinkt, RAF Camora, der Sprachnachrichten schickt und Hubert von Goisern mit einer ziemlich „echten“, weil vom Herzen kommenden Rede. Weil es darum geht, ums Echtsein. Das Rausbrechen aus dem Korsett, dass Award Shows (oder was man glaubt, das sie sein müssen) vorgeben. Und das bisschen Ambivalenz.

Musikmachen kann der große Spaß sein, den Bibiza allen wünscht. Aber auch nicht einfach. Vor allem, wenn man ranken muss, wer jetzt welche Awards verdient. Und damit bleibt eine Zeile, auch aus der bei den Amadeus Austrian Music Awards ausgezeichneten „Ode an Wien“: „Du kannst so kalt sein zu mir, bitte schau, dass ich in dir nicht erfrier’.“

Die Gewinner:innen der Amadeus Austrian Music Awards 2024

Album des Jahres RAF Camora - "XV"
Song des Jahres Wanda - "Bei niemand anders"
Live-Act des Jahres Wanda
Songwriter:in des Jahres: Bibiza "Eine Ode an Wien"
FM4 Award Bipolar Feminin
Pop/Rock AUT of ORDA
Alternative My Ugly Clementine
Jazz/World/Blues Molden, Seiler & das Frauenorchester
Schlager/Volksmusik Melissa Naschenweng
Hip-Hop/Urban RAF Camora
Hard & Heavy Leftovers
Electronic/Dance Toby Romeo
Best Sound: Bibiza "Wiener Schickeria"
Lebenswerk Hubert von Goisern

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