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Royal Blood im grünen Licht hinter einen Glasscheibe mit Wassertropfen

Tom Beard

Royal Blood: Zurück in die Zukunft

Das britische Rock-Duo Royal Blood nennt das brandneue Album „Back To The Water Below“. Das Wasser ist - ganz dem Blues entsprechend - sturmgepeitscht, zeigt sich dann aber auch wieder beruhigter. Mike Kerr und Ben Thatcher aus der englischen Küstenstadt Brighton kehren mit ihrem vierten Album zurück zu ihren Wurzeln.

von Eva Umbauer

„Superglued, wired, and I’m tongue-tied, wrestling ghosts, pillar to post, heart in a headlock, going for broke“ - Royal Blood, „The Firing Line“, 2023

Die letzte Platte von Royal Blood, „Typhoons“, war zum Teil von Dance-Rock und Disco inspiriert. Aufgenommen wurde sie zusammen mit dem Briten Paul Epworth - ein Name, den man mit modern produziertem Pop/Rock verbindet, etwa mit Florence & The Machine. Aber vom Stoner-Rock sollte doch auch noch ein wenig übrig sein, darum durfte auch Josh Homme von der US-Band Queens Of The Stone Age ein bisschen mitproduzieren. Jetzt waren Mike Kerr und Ben Thatcher bereit, so richtig zurück in die Zukunft zu gehen. Sie besannen sich auf ihre jahrelange Freundschaft und darauf, wie alles begann mit Royal Blood. Das Klavier aber durfte bleiben. Gut so.

Mike Kerr und Ben Thatcher, das sind diese beiden Typen aus der südenglischen Küstenstadt Brighton, die vor neun Jahren mit ihrem selbstbetitelten Debutalbum einschlugen wie ein Blitz: Neuer britischer Garagerock, Stonerrock, Hardrock, Bluesrock, der sich verkaufte wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln, erschaffen von zwei alten Freunden, die erstaunlicherweise bloß mit zwei Instrumenten auskamen - dem Bass und dem Schlagzeug. Auf dem zweiten Longplayer, dem 2017 erschienenen und recht tief in Blues und Psychedelik verwurzelten „How Did We Get So Dark?“ war dann schon ein wenig das Keyboard dabei, schließlich war das Klavier das erste Instrument, das Mike Kerr gelernt hatte.

Das Klavier darf also nun bei Royal Blood mit dem vierten Album in den Vordergrund treten. Mike Kerr hat die Melodien und die Texte der Songs für Royal Blood immer schon am Piano geschrieben. „I think this album, instead of writing the songs on the piano and then kind of re-interpreting them into bass and drums, we just kind of allowed the piano to be heard“, erzählt Mike Kerr im FM4-Interview via Zoom.

„Pull Me Through“ ist so ein Song, wo das Klavier auftreten darf, bevor ein dunkler Beat zuschlägt, oder auch „The Firing Line“. Mike Kerr ist gut bei Stimme, und Mike lebt nun ohne Drogen, was eine richtig gute Sache ist. Er blickt viel durch ein Fenster bei ihm zuhause in Brighton und sieht dabei direkt auf das Meer. Viele der Texte vom neuen Royal-Blood-Album sind dabei entstanden. Das Meer zeigt sich jeden Tag anders, es hat so viele Facetten, die es zu beobachten galt. Mal ist es freundlich und klar, mal ist es dunkel und wirkt gefährlich. So wie die neuen Songs von Royal Blood.

„Back To The Water Below“, so der Titel des neuen Albums von Royal Blood - mit Songtiteln wie „High Water“ oder „Waves“. Da spürt man den Blues und seine finsteren Wellen, aber da spürt man auch die Liebe zu Brighton, jener Stadt, die nicht weit weg südlich von London liegt und dennoch eine Art andere Welt zu sein scheint, dort unten am Wasser, wo alles begann für Royal Blood. Ben Thatcher, der Schlagzeuger, und Mike Kerr, die seit Kindheitstagen durch dick und dünn gehen. Die beiden produzierten das neue Album von Royal Blood diesmal komplett selbst, ließen niemand von außen hinein in ihre enge Beziehung. So konnte genau das entstehen, was nur möglich ist, wenn diese beiden zusammen Musik machen, etwa der Album-Opener „Mountains At Midnight“ mit seiner schnellen Percussion, oder das melodischere „Shiner In The Dark“.

„Ich glaube, bei diesem Album ging es darum, dass wir den Ideen folgen, wo immer sie hinstrebten. Mit dem Rückenwind von ‚Typhoons‘ hatten wir das Gefühl, uns diesen Weg zugestehen zu können. Und wir hatten genug Selbstvertrauen und auch das nötige Wissen, wie wir die Ideen umsetzen können“, sagt Mike Kerr über die neue Platte von Royal Blood.

Royal Blood: 4.Album "Back To The Water Below" Cover: Eine leuchtende Qualle im schwarzen Wasser

Warner

„Back To The Water Below“ von Royal Blood ist bei Warner erschienen.

Als Mike Kerr und Ben Thatcher mit den Arbeiten an „Back To The Water Below“ begannen, lösten sie sich von jeglichen vorgefassten Meinungen darüber, was Royal Blood sein sollte. Stattdessen nahmen sie sich die Freiheit, immer wieder unterschiedliche Ideen zu verfolgen, sich etwa mal mehr von den Melodien als von Riffs und Rhythmen leiten zu lassen. Im Zweifelsfall hielten sich Mike und Ben einfach an eine Grundüberzeugung, die sie seit jeher leitet: Der Sound von Royal Blood wird durch die einzigartige Chemie zwischen zwei Freunden bestimmt. Royal Blood vertrauten bei der Entstehung von „The Waters Below“ einfach ihren Instinkten, und so kam es auch zu einem Track namens „There Goes My Cool“. Die Fassung verloren? In „The Firing Line“ singt Mike jedenfalls direkt die Songzeile „losing my cool“.

Das widerfuhr Mike Kerr vergangenen Mai jedenfalls bei einem Live-Auftritt von Royal Blood für das britische Radio One. Bei einem Festival für den Sender, im schottischen Dundee, befand Mike das Publikum für „pathetic“. Die eher Pop-orientierte Zuhörer:innenschaft schien die Band nicht wirklich zu kennen - davor ist man auch nach drei Nummer-Eins-Alben nicht gefeit -, und wartete auf den Auftritt von Niall Horan, einem der Sänger der Boygroup One Direction. Wir heißen Royal Blood und wir spielen Rockmusik, rief Mike, fragte dann, wer denn gerne Rock höre hier, bevor er sich dazu hinreißen ließ, das Publikum als peinlich zu bezeichnen.

Losing my cool, nun ja, kann passieren, aber vielleicht wäre es cooler gewesen, in diesem Publikum neue Fans für Royal Blood zu gewinnen. Als Royal Blood zuletzt im Vorprogramm von Muse tourten - und dabei im Juni auch in Wiener Neustadt spielten - klappte es hingegen wie am Schnürchen. Im Herbst brechen Royal Blood zu ihrer eigenen Headliner-Tour auf, bei der zuerst einmal Großbritannien auf dem Programm steht.

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