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Monobrother am Buffet

Max Schneller

Alle Menschen san ma zwider

Auf dem neuen Album „Mir geht’s um die Menschen“ zeichnet der Wiener Dialektrapper Monobrother ein düsteres Bild vom österreichischen Zustand - mit bitterbösem Humor und neuer musikalischer Offenheit.

Von Stefan „Trishes“ Trischler

Sieht man sich die Themen an, sollte es auf Monobrothers Platte Nummer 4 nicht viel zu lachen geben: Der Hass im Internetz, die sehr dünne Zivilisationsschicht in der Reihenhaussiedlung oder die Missgunst auf der Galerieeröffnung. Dazu toxische Männer, eine selbstgerechte politmediale Blase oder Winterdepressionen - all das hat der Rapper aus Wien auf seinem neuen Werk scharf beobachtet und in bitterböse Texte verwandelt.

Sehr präzise sind die Raps auch technisch gesetzt, wobei der Monobrother auf Mir geht’s um die Menschen an der Seite seiner Produzenten, Fid Mella, B.Visible, Stixx, Kapazunda und Digga Mindz merkbar die Musikalität wichtiger genommen hat. Da gibt es jetzt mehr Synthie-Refrains, Gesang und instrumentale Outros zu hören als je zuvor. Und das tut der Abwechslung und Hörbarkeit merklich gut.

Trotzdem geht es auf einem Monobrother-Album natürlich in erster Linie um seine sarkastische Sicht auf die Welt und Zeilen wie diese:

i glaub, i bin g’fangen in einer Deix-Collage
wenn die Welt so kompliziert ist, wieso laufen nur Klischees herum?

Größte Aufarbeitung in dem Land war Andi Goldberger

Albumpräsentation:

25.10. Arena Wien (mit Spilif & Rudi Montaire sowie MDK & Alligatorman)

Und mit deinem letzten Atemzug, denkst dir, Jössas!
ka Heimat beschützt mich vor Österreich

Jetzt lass uns das wie Männer klären, in Selbstmitleid versinken und irgendwen töten

„Sozialkritisch“, das beschissenste Etikett
„Sozialkritisch“ war sogar beim Hitler im Pressetext, oder?

Weil er im niederösterreichischen Mostviertel aufgewachsen aber schon lange in Wien wohnhaft ist, sind weder scheinbar progressive städtische Kunst- oder Polit-Milieus noch die vermeintliche Idylle des Landlebens sicher vor der Lupe des Monobrothers:

Kann die erste Hälfte von „Mir geht’s um die Menschen“ in seiner intensiven Beschäftigung mit den Zuständen in Österreich und der Welt fast schon niederschmetternd wirken, nimmt Monobrother selbst seine Platte nicht als hoffnungslos wahr. Denn solange man noch Witze darüber machen kann, meint er, ist nicht alles verloren. Auf der zweiten Vinyl-Seite kehrt die Leichtigkeit dann aber ohnehin zurück. Da wird etwa im Duett mit Rebecca von der Wiener Punkband Rolltreppe die Welt der Fernsehermittler:innen persifliert und es gibt gar eine waschechte Andre Heller (Battlerap-)Parodie zu hören.

Das hat an manchen Stellen etwas von Kabarett im besten Wortsinn. Nur, dass die Texte so dicht und vielschichtig sind, dass es mehrere Durchläufe (und idealerweise das Booklet) braucht, um die vielen Facetten wahrzunehmen. Der tiefgründige Humor, das scharfe Auge und die kompromisslose Sprache auf „Mir geht’s um die Menschen“ muss sich deshalb vor großen kritischen Beobachter:innen des Landes wie Jelinek, Hader oder Deix nicht verstecken. Man kann Monobrother und uns allen nur wünschen, dass das österreichische Kulturverständnis 2023 auch so weit ist.

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