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The Beaches

AWAL/Sony Music

The Beaches: Smarter all female Pop/Rock aus Kanada

The Beaches sind vier Musikerinnen aus Toronto, Kanada, die mit ihrem neuen Album durchstarten. Smarter Pop/Rock mit Humor und Charisma. „Blame My Ex“ ist kein Schnellschuss, sondern das Ergebnis jahrelanger Arbeit.

von Eva Umbauer

„I think I’m becoming a conspiracy theorist, everyone says that love exists, but I think that it’s a myth“ - The Beaches - „What Doesn’t Kill You Makes You Paranoid“

Jordan Miller von The Beaches ist früh aufgestanden. Eigentlich ist sie eher ein Nachtmensch, aber sie passt gerade auf den Hund einer Freundin auf - einen jungen Huskey - und dieser braucht Beschäftigung. Jordan und der Hund waren schon draußen unterwegs, jetzt kann sie sich also ein wenig hinsetzen und Interviews machen und via Zoom sich und ihre Band ein wenig erklären. Etwa, warum ein Song am neuen Album des kanadischen Quartetts „What Doesn’t Kill You Makes You Paranoid“ heißt, und nicht wie es eigentlich heißen müsste, „makes you stronger“. Gestärkt aus dem Ende einer Beziehung ist die Sängerin, Songschreiberin und Bassistin von The Beaches letztlich dennoch hervorgegangen.

Es war ein ziemlich harter Break-Up, und „Blame My Ex“ ist dann auch ein Break-Up-Album geworden, in dessen Songs es darum geht, wie es nach dem Ende der Beziehung weiterging, Tag für Tag, Fortschritte und Rückfälle. Ja, eine Art Therapie war/ist diese Platte für Jordan Miller.

The Beaches

AWAL/Sony Music

„Blame My Ex“ von The Beaches ist bei AWAL/Sony Music erschienen.

Ein paar Mal fühlte sie sich komplett paranoid, immer in den unmöglichsten Situationen, wenn sie gerade Menschen um sich hatte. Aber zum Glück findet Jordan auch Freude im Alleinsein - der Song „Me & Me“ handelt davon, sich bloß nicht zu schnell wieder in eine Beziehung zu begeben, auch wenn die Gesellschaft oft eine Art Druck ausübt und einem sagt, dass man rasch wieder Glück in der Zweisamkeit suchen soll.

Der Song „Blame Brett“ ging viral - samt der Katze im Video - und kann auf diversen Plattformen Millionen von Streams für sich verbuchen. The Beaches betreiben letztlich aber kein Dissen eines oder einer Ex, weder im Song „Blame Brett“ noch im kompletten Album „Blame My Ex“. The Beaches geben sich auch schon einmal selbst die Schuld. Die Band rund um Jordan Miller hat Humor, auch wenn sie schmerzliche Gefühle verarbeitet. Die Komplexität von Beziehungen eben. The Beaches wollen kein Mitleid.

The Beaches haben Ohrwurmmelodien, aber auch grungige Vocals, viel Gitarre und sehr rhythmische Drums. Mal sind sie etwa Classic Rock, dann wieder Punk Pop oder auch von New Wave beeinflusst. Eine gute Chemie haben sie immer - und viel Charisma. Diese Band - bestehend aus Jordan Miller, ihrer Schwester Kylie, die Gitarre spielt, Leandra Earl (sie spielt Gitarre und Keyboards und ihr gehört auch die Katze aus dem „Blame Brett“-Video) sowie der Schlagzeugerin Eliza Enman-McDaniel - ist keine sogenannte „overnight“ Sensation, sondern blickt auf zehn Jahre Banderfahrung zurück.

The Beaches

AWAL/Sony Music

Jordan Miller ist noch zur Schule gegangen, als sie zusammen mit ihrer Schwester The Beaches gründete. Davor hatte Jordan schon eine Band namens Done With Dolls. Kein Puppenspielen mehr. Nach ein paar Mini-Alben ist 2017 mit „Late Show“ das erste Album der Beaches erschienen. Es wurde von Emily Haines und Jeff Shaw von der kanadischen Band Metric in Toronto produziert. Vorher hat man The Beaches, so erzählt Jordan Miller im FM4-Interview, nicht wirklich ernst genommen.

Metric und The Beaches sind nach wie vor freundschaftlich miteinander verbunden und trafen einander zuletzt auf Tour in Kanada. Ein paar Drinks zusammen mussten sich einfach ausgehen. Emily Haines hat den Beaches so manchen Tipp und Ratschlag gegeben, den die vier Musikerinnen als hilfreich empfunden haben. Sie kann viel erzählen, wie es ist, Musikerin zu sein, als solche Platten aufzunehmen oder auf Tour zu gehen. Emily Haines ist definitiv ein role model für The Beaches.

Aber auch von anderen kanadischen Musikerinnen sind The Beaches inspiriert, nämlich von ganz unterschiedlichen Künstlerinnen wie etwa Avril Lavigne oder Nelly Furtado, aber auch von Country-Pop-Star Shania Twain oder der Singer/Songwriter-Gigantin Joni Mitchell. Manchmal erinnert ihre Musik auch ein wenig an das 90er-Jahre US-Duo Veruca Salt.

Am allermeisten lieben The Beaches aber wohl Shirley Manson von der Band Garbage. „Sie ist auch schon seit den Nineties dabei und ist noch immer richtig gut“, meint Jordan Miller im FM4-Interview: „Shirley produziert auch, und was soll ich sagen, sie ist einfach ‚bad ass‘“, schwärmt Jordan Miller von der schottischen Musikerin. The Beaches waren auch auf Tour mit Garbage, und es war ein pures Glücksgefühl.

„I know a girl who spent a year and a half crying in the bottom of a bathtub“ - The Beaches, „Me & Me“

Der Bandname kommt von einem Stadtteil in Toronto, der direkt am Ontariosee gelegen ist. Jordan und Kylie Miller leben dort. „Es ist nett in The Beaches, aber vielleicht auch ein wenig langweilig“, lacht Jordan Miller. Leandra und Eliza leben im Westen der Stadt, dort ist es „cooler“, meint Jordan, und im Osten von Toronto hat die Band eine Art Proberaum/Studio, wo sich das Quartett trifft und an den Songs der Band tüftelt und jammt. The Beaches sind eine sehr demokratische Band, auch wenn Jordan Miller die Hauptsongschreiberin ist.

Jordan war früher Leichtathletin. Sie hat diesen Sport aber letztlich als einen sehr einsamen empfunden, immer in Konkurrenz mit anderen Sportlerinnen zu stehen. In der Band steht hingegen das Miteinander im Vordergrund. Einiges hat der Sport ihr aber gelehrt: Dinge wie durchzuhalten, neu Anlauf zu nehmen, sich zu konzentrieren und zu zeigen, dass man es wirklich kann. Das alles kann man auch als Musiker:in gut gebrauchen.

Der Song „Everything Is Boring“ entstand während der Pandemie, bei „My Body feat. Your Lips“ macht die US-Band Beach Weather mit, „Shower Beer“ hat tolle Rock-Drums, „Edge Of The Earth“ klingt ein wenig nach den frühen 00er Jahren und „If A Tree Falls“ ist der sensibelste Song von diesem Album „Blame My Ex“ von The Beaches.

Wer The Beaches live in Europa sehen möchte: im November besucht die kanadische Band Kopenhagen, Berlin, Paris, London und Amsterdam.

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