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Bild der Spielkonsole Playdate

Panic / Teenage Engineering

Das Playdate ist ein kleines, gelbes Quadrat mit einer Kurbel

Diese tragbare Videospielkonsole feiert kreative Konzepte und ungewöhnliche Ideen.

Von Robert Glashüttner

Hier ist etwas völlig Neues: Ein kleines, gelbes, quadratisch-flaches Gadget. Eine tragbare Mini-Spielkonsole, die in jede Handfläche passt. Sie hat einen kleinen Schwarz-Weiß-Bildschirm, ein Steuerkreuz, zwei Knöpfe und eine ... Kurbel?

Das gerade eben war keine überbordende feuchtfröhlich-spätnächtliche Idee und auch nicht das Ergebnis eines Fiebertraums. Tatsächlich gibt es dieses Teil. Es heißt Playdate und ist das vielleicht most hipster thing, seit es Videospielkonsolen gibt. Das Gerät wurde von der Softwarefirma Panic aus Portland im Nordwesten der USA erdacht. Konzipiert und produziert wurde es mit Hilfe des stilsicheren Musik-Hardware-Designerunternehmens Teenage Engineering aus Schweden. Seit circa zwei Jahren ist es am Markt. So lange habe ich jedenfalls warten müssen, bis ich es endlich geliefert bekommen habe. Doch das Ding war meine Geduld wert.

Angekurbelt

Eine Kurbel also. Eine kleine Minikurbel, mit der man lustige kleine Games steuert. Zum Beispiel „Flipper Lifter“, wo man Pinguine in Aufzügen rauf und runtertransportieren muss. Oder „Whitewater Wipeout“, wo man einen Surfer-Dude ins verrückte Wellenreiten reinkurbeln muss. Oder „Crankin’s Time Travel Adventure“, wo man eine schläfrige Puppenfigur zu Dates begleitet. Oder b360, ein 360-Grad-„PONG“ für eine:n Spieler:in, wo man im Kreis hin- und herkurbelt.

Diese Games fürs Playdate könnt ihr euch vorstellen wie Mini-Ausgaben ganz alter Game Boy-Spiele. Allerdings kommen diese Titel mit teilweise genialen, frischen, kuriosen Ideen und Spielprinzipien. Kreativ sein ist hier wichtig, denn technisch ist das Playdate, nun ja, eher bescheiden. Es ist winzig und verfügt deshalb auch nur über gut überschaubare Prozessor- und Grafikfähigkeiten. Das 400x240 Pixel kleine, schwarz-weiße Display hat keine Beleuchtung. Aber who cares? Denn die Spiele sind so unkonventionell und witzig, ebenso wie das Gerät an sich. Da kann man sich schon mal eine gute Lichtquelle suchen.

Screenshot der Playdate-Spiele aus "Season One"

Panic

Der Großteil der Playdate-Spiele aus „Season One“.

Games kann man für wenige Euro im einem Online-Shop namens „Catalog“ kaufen. Vor allem aber werden (nach erfolgter Registrierung auf der Website) die ersten zwei Dutzend Spiele automatisch via WLAN runtergeladen. Wann man welches Game bekommt, ist immer eine Überraschung. Beim Kauf eines Gerätes hat man automatisch und ohne weitere Kosten Season One abonniert. Das bedeutet, dass man über zwölf Wochen hinweg alle 24 Games dieser Saison in zufälliger Reihenfolge direkt aufs Playdate geschickt bekommt. Dann blinkt das Gerät blau und man hat zwei neue Spiele, die in digitales Geschenkspapier verpackt vom Bildschirm leuchten. Ob, wann und wie eine Season Two kommen wird, steht allerdings noch nicht fest.

Lebendige Entwickler:innenszene

Weil das Playdate technisch nicht allzu komplex ist, eignet es sich auch gut zum Selbst-Spiele-Entwickeln. Profis können das über ein eigenes SDK (Software-Development-Kit) machen, aber auch Laien kommen zum Zug: Mit dem hauseigenen Tool Pulp kann man via Browser spielerisch eigene Ideen zu kleinen Prototypen zusammenstöpseln.

Screenshot der Software Pulp (for Playdate)

Panic

Die intuitive Entwicklungsumgebung „Pulp“ im Webbrowser.

Wer beim Spielen der Spiele bleiben möchte, muss sich nicht mit den 24 kostenfreien Launch-Titeln und den Games im offiziellen Store begnügen. Auf der Indie-Games-Plattform Itch.io gibt es weiters rund 600 von unterschiedlichen (Hobby-)Entwickler:innen designte Spiele (viele davon kostenfrei) sowie auch diverse Software wie etwa ein Visuals-Tool oder ein Sampler. Diese Programme lädt man mit einer simplen Technik namens „Sideloading“ zunächst in den eigenen Playdate-Account und kann sie anschließend am Gerät selbst über WLAN abrufen.

Entzückend und vielseitig

Das Playdate kann direkt von der Website aus den USA bestellt werden und kostet ohne Nebenkosten (Porto, Zoll, etc.) rund 190 Euro. Die Wartezeit dürfte momentan einige Monate betragen.

Ja, das Playdate ist ein Hipster-Gadget, aber es ist eben ein wirklich charmantes, entzückendes und vor allem vielseitiges Hipster-Gadget. Es ist kompakt, gelb, quadratisch, evoziert die besten Retro-Vibes, inspiriert für eigene Ideen und ist die allererste Spielkonsole mit einer Kurbel. Außerdem kann man via USB-Kabel und einem kostenfreien Programm namens „Mirror“ auch am Computerbildschirm (und auf Wunsch auch mit anderen Game-Controllern) spielen, damit sich die Augen ein bisschen vom kleinen Screen erholen können. Denn die möchte man, ebenso wie die eigenen Hände, meist nicht so schnell von diesem Gerät nehmen.

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