Joggende Menschen

Menschen, die joggen gehen, sind komische Menschen. Während sie joggen, schauen sie immer so aus, als ob das Joggen das Wichtigste auf der Welt sei.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Sie laufen mit leerem Blick und abwesender Miene. Ihre Nacken sind verschwitzt, ihre Jogginguniformen sind nass, wie bei Rocky, der sich auf einen wichtigen Kampf vorbereitet. Wie viele Joggingkostüme muss man haben, um als Jogger:in ernstgenommen zu werden?

Für viele ist das Joggen eine Frage der sozialen Anpassung. Man kann bei der Arbeit immer darüber reden, wie viele Kalorien man gestern verbrannt hat. Denn viele deiner Kolleg:innen gehen auch joggen.

Ein Freund von mir meint, dass in Schweden alle joggen. Sogar Bettler:innen joggen mit ihrem Becher im Park und während sie joggen, können sie allen erzählen, dass sie obdachlos sind und Geld für einen Schlafplatz brauchen. Die schwedische Bettellobby sollte sich für die Produktion von Jogging-T-Shirts mit einer Aufschrift „Helft meiner armen, hungrigen Familie!“ einsetzen, sagt mein Freund. Die Aufschrift könnte je nach Situation natürlich variieren. Laut meinem Freund hat Schweden die gesündesten Bettler:innen weltweit.

Ich persönlich war noch nie joggen. Man sagt, es ist nie zu spät, um damit zu beginnen. Ein Freund sagt, sein Opa habe mit 68 mit dem Joggen begonnen. Jetzt sei er 94 und gesund wie ein Stein. Er jogge so gerne, dass er einmal im Stadtpark von Wien joggen gegangen ist und man ihn vier Tage danach beim Joggen am See von Zürich gefunden habe. Seitdem hat er immer ein GPS dabei. Aber das ist eine andere Geschichte.