Der Horror auf Video

Das kostenlose Horror-Game „Teleforum“ überzeugt mit Atmosphäre und faszinierend verrätseltem Schrecken.

Von Rainer Sigl

Kamera an und draufhalten, egal was passiert. Im Game „Teleforum“ bin ich der Kameramann in einem Zweierteam auf dem Weg zu einem Appartment in einem Wohnhaus, meine Kollegin will ein heikles Interview führen.

Nach dem mysteriösen Suizid unseres Kollegen, eines Fernsehmoderators, weiß dessen Witwe vielleicht mehr. Schon in den ersten Momenten schleicht sich aber Unbehagen ein, über die genaue Todesursache herrscht Uneinigkeit und dann ist da noch die seltsame Videokassette, von der der Tote geradezu besessen war.

Horror-Miniatur mit doppeltem Boden

„Teleforum“ ist ein interessantes Horror-Erlebnis, das auf Schockmomente verzichtet und stattdessen eine beeindruckend unangenehme Atmosphäre aufbaut. Und das mit eigentlich simplen Mitteln: Das kurze Game eines brasilianischen Indie-Studios besteht aus nacheinander besuchbaren Realfilmszenen, die Handlung wird in Dialogen mit verschiedenen Antwortmöglichkeiten vorangetrieben - auf Sprachausgabe wird verzichtet, aber dafür ist das Spiel in seinen Texten vorbildlich übersetzt.

Die Stimmung ist bedrohlich, die Inszenierung trotz ihrer Einfachheit souverän. Zentral ist jedoch das vielschichtige Geheimnis, das hier buchstäblich umkreist wird. Schon bald zeigt sich, dass die Grenzen zwischen Realität und Albtraum fließend sind und man sich dem unheimlichen Zentrum des Ganzen nur langsam annähert.

Ein kostenloses Kleinod

„Teleforum“ will mehrmals gespielt werden, dann erst zeigen sich die gruseligen Umrisse einer Handlung, die sich sowohl am Horror von „Ringu“ wie auch jenem der großen Found-Footage-Schocker misst.

Story, Selbstbewusstsein und die tolle Soundkulisse machen dieses kostenlose Game zum atmosphärischen Start in einen Halloween-Abend. Ein kleines Horror-Meisterwerk.