„Beyond Sunset“: Synthwave, Blut und Neon-Gemetzel

Sieht aus wie aus den 90ern, ist aber brandaktuell: „Beyond Sunset“ ist ein 3D-Pixel-Retrogame der blutigen Klasse.

Von René Froschmayer

Auf den ersten Blick wirkt es wie eine Beleidigung. Doch die Bezeichnung Boomer Shooter ist eine Huldigung!

So werden Videospiele bezeichnet, die durch ihre Spielmechanik und -optik an Genre-Urgesteine wie „Doom“ und „Duke Nukem“ erinnern. Der Spielverlauf ist einfach gestaltet, im Vordergrund steht das Abmetzeln von Gegnern. Bei diesen Games handelt es sich nicht um von der Zeit vergessene und wieder aufgetauchte 1990er Titel, sondern um aktuelle Games.

Dazu zählt auch das Early Access-Game „Beyond Sunset”.

Take me down to Sunset City

Wir finden uns in einer (nicht allzu fernen) Dystopie wieder. Im Jahr 20XX steht das Schicksal der Menschheit an einem Kipppunkt: ein nuklearer Krieg steht unmittelbar vor der Türe. Roboter sind mittlerweile im Mittelpunkt der Gesellschaft angekommen. Sie patrouillieren die Straßen Sunset Citys, nehmen die Rolle von Verkäufer:innen an Imbissständen ein und werden natürlich als Kriegsmittel verwendet. Als ob die Dystopie nicht schon schrecklich genug wäre, bedroht eine mysteriöse Seuche obendrauf ebenfalls die Zukunft der Menschheit. Einmal infiziert, verwandeln sich die Einwohner:innen der Großstadt in willenlose Zombies.

Mitten in dieser Realität erwachen wir in Lucys Haut aus einem langen Kryoschlaf. Wieso wir uns in den eiskalten Schlaf begeben haben, wissen wir nicht. Generell fehlen uns sämtliche Erinnerungen an das Leben vor dem komatösen Zustand. Auf der Jagd nach unseren verlorenen Erinnerungen streunen wir durch die dystopische Stadt.

„Beyond Sunset“: Ein 3D-Pixelshooter wie damals

Die Spielmechanik hinter „Beyond Sunset“ ist einfach gestaltet: wir hüpfen von Plattform zu Plattform, strecken nicht enden wollende Horden an Yakuza-Handlangern, Zombies und Robotern nieder und manövrieren durch labyrinthartige Umgebungen. Gegner werden in Hüfthöhe halbiert, Gliedmaßen abgetrennt und das Blut spritzt in Pixelauflösung.

„Beyond Sunset“ ist ein atmosphärischer Shooter. Der Synthwave-Soundtrack, das Charakter- und Umweltdesign und die gedrückte Stimmung, die das Game vermittelt, strahlen nur so vor einem Neo-80s Vibe, der stark an das sinistere „Blade Runner“ Universum erinnert.

So flach wie viele Genre-Urgesteine ist „Beyond Sunset“ aber nicht. Durch RPG-Elemente ist es möglich Beziehungen zu NPCs aufzubauen, viele Sidequests bauen das Spielgeschehen massiv aus. Dennoch gestaltet sich „Beyond Sunset“ als etwas eintöniges Spielvergnügen, das vor allem Boomer-Shooter Newbies entfallen könnte.

„Beyond Sunset“ befindet sich in der Early Access-Phase, ist also kein komplett fertiges Game. Aktuell können Spieler:innen drei Kapitel bewältigen. Wer das erledigt hat, kann im Leveleditor eigene Welten kreieren.

Ein Videospiel in der Anfangsphase hat Ausbaubedarf, das trifft auch auf „Beyond Sunset“ zu. Bis auf kleine Bugs und einem fehlenden Quest-Tracker ist „Beyond Sundet“ ein rundes und kompaktes Game! Wem „Cyberpunk 2077“ zu clean war, wer nach wie vor einen Faible für 80s Sci Fi hat und Synthwave-Musik liebt, sollte sich „Beyond Sunset“ nicht entgehen lassen!