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Fußballfans im Stadion

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Man braucht keine Rambos als Polizisten, aber auch keine Hooligans

Meistens sind Fußballfans von konkurrierenden Teams gegeneinander. In Sofia haben sich vor einigen Tagen jedoch alle Fußballfans vereint.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Meistens kämpfen Fußallfans gegeneinander. Wenn diese Kämpfe eskalieren, gilt die Polizei als Schiedsrichter, der Hooligans die rote Karte zeigt. Sie muss dafür sorgen, dass Fußballfans die Ruhe der braven Bürger nicht stören.

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Ich erinnere mich wie ich einmal in München stark angetrunkene Fans vom FC Bayern beobachtet habe. Sie marschierten unter einer Wolke von Bierdampf und die Passanten gingen ihnen ohne zu zögern aus dem Weg. In einem Moment entschieden zwei Fans, dass es ihnen zu heiß geworden ist und öffneten ein Hydranten. Der Wasserstrahl sprudelte daraus wie aus einem frisch geöffneten Bierfass. Das Wasser hat noch nicht mal den Boden erreicht und schon erschienen aus dem nichts vier Polizisten und nahmen die Randalierer mit. Der Rest der betrunkenen Fans haben nicht mal mitbekommen, dass zwei ihrer Kameraden fehlen. Sie schrien weiter und feierten ihren Verein und ihre Betrunkenheit.

In Sofia haben sich vor einigen Tagen alle Fußballfans vereint. Fans unterschiedlicher Mannschaften, die normalerweise immer nach einem Weg suchen, gegeneinander zu kämpfen, verbanden sich gegen die Führung des bulgarischen Fußballverbands. Die Fußballfunktionäre seien laut ihnen für die Missgeschicke der Nationalmannschaft verantwortlich.

Aus Angst vor Protesten wurde das letzte Heimspiel der EM Qualifikationen vor einem leeren Stadion gespielt. Die Fans versuchten, das Stadion zu stürmen und bewarfen die Polizei mit Steinen und Pyrotechnik. Die Polizei reagierte mit Tränengas und Wasserwerfern. Einige Lokale in Stadionnähe wurden von den Robocops gestürmt, um nach den Unruhestiftern zu suchen. Zahllose nichts ahnende Besucher haben ihre Schlagstöcke gespürt. Die sozialen Netzwerke wurden mit Videos von Polizeigewalt überschwemmt.

Die Gesellschaft ist gespalten – einerseits mag man es nicht, wenn Hooligans das Stadtzentrum anzünden, andererseits mag niemand von der Polizei geschlagen werden, während man friedlich seinen Kaffee in Stadionnähe trinkt. Viele verlangen Rücktritte des Polizeichefs in Bulgarien, des Innenministers und sogar des Premierministers.
Man braucht keine Rambos als Polizisten, man muss aber nicht die ganze Stadt anzünden, um zu zeigen, dass Fußball in Bulgarien schlecht ist.

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