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Wenn Denkmäler polarisieren

Die neu gewählte Stadtregierung von Sofia hat sich entschieden, das 37 Meter hohe Denkmal der Sowjetischen Armee, das seit 1954 im Zentrum von Sofia steht, zu demontieren.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Die abgeschnittene Hand des sowjetischen Soldaten, der ein Maschinengewehr hoch hält, wird zuerst von einem Kran abgeschleppt und liegt danach auf dem Boden. Das sind die Fotos, die gerade die bulgarischen Medien dominieren. Die neu gewählte Stadtregierung von Sofia hat sich entschieden, das 37 Meter hohe Denkmal der Sowjetischen Armee, das seit 1954 im Zentrum von Sofia steht, zu demontieren. Einige behaupten, dass dieses Denkmal errichtet wurde, um den Sieg der Sowjets gegen Hitler zu feiern.

Für andere symbolisiert es die Okkupation Bulgariens durch die Rote Armee und den riesigen Schaden, den sie in den letzten 50 Jahren für die Politik, die Wirtschaft und die Moral der Menschen, angerichtet hat.

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Das Denkmal polarisiert. Am Wiener Schwarzenbergplatz steht ein ähnliches Denkmal, es ist allerdings nicht so groß und dominant für das Stadtbild.

In den Jahren nach 1989 wurde in Sofia das Areal um das Denkmal herum eine Brutstätte der Jugendkultur. Skater rasten wild auf den Granitplatten davor. Unter dem strengen Blick des Soldaten mit dem „Schpagin“ Maschinengewehr, dem gestern die Hand abgeschnitten wurde, organisierte man Techno Streetparades, wo kaum bekleidete Raver bis spät in die Nacht durchtanzten. Die Endkundgebung der Sofia Pride Parade fand auch immer unter diesem Denkmal statt. So machten sich junge Menschen über den bedrohlichen Soldaten lustig und deeskalierten seine Botschaft.

Im Jahr 2011 wurde eine der Seitenskulputren des Denkmals bemalt, die sowjetischen Soldaten wurden in amerikanische Komikhelden verwandelt. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine wird das Denkmal immer wieder mit ukrainischen Flaggen bemalt. Die Vereinigungen der bulgarischen Russophilen machten es immer wieder sauber, bis auch sie müde geworden sind.

Nur wenn Wahlen kamen, organisierten Parteien, die auf die Stimmen der Nostalgiker nach dem Kommunismus setzten, Kundgebungen beim Soldaten mit dem Maschinengewehr.

Viele Diskussionen hat es gegeben, ob das Denkmal bleiben soll, wie man es umgestalten soll, als ein Mahnmal der nationalen Schande. Es kam zu keiner Entscheidung, und jetzt wird es demontiert.

Es bleibt die Frage, was man mit den riesigen Bronzeskulpturen machen soll, wie und ob sie restauriert werden. Denn Denkmäler sollen nicht nur Momente des Triumphs würdigen. Die abgeschnittene Hand mit dem Maschinengewehr ist ein Zeichen - aber wird sich jemand in ein paar Jahren immer noch daran erinnern?

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