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Gruppenfoto der Question Me and Answer On Stage Residency

Maria Belova

„Für mich ist meine Musik eine Reise“

Drei musikalische Newcomer:innen hatten in einer Residency der Kulturinitiative „Question Me And Answer“ die Möglichkeit, bei diversen Startschwierigkeiten unterstützt zu werden und an ihren eigenen Songs zu arbeiten. Diese Namen sollte man sich merken!

Von Susi Ondrušová

Die Kulturinitiative Question Me And Answer fördert und begleitet mit ihrer neuen Residency drei Musiker:innen auf dem Weg ins Musikbusiness. Gatafiera, KVSAL und Chovo sind die Artists, die man sich für 2024 merken sollte!

Newcomer Artist ist ein schwieriger Begriff, der mehr über die Verankerung in der Szene und das Musikbusiness sagt als über Talent oder Können. Es kommt jemand neuer. Klopf klopf. Dabei stehen nicht allen Artists die gleichen Türen offen. „Question Me & Answer“(QM&A) heißt die Initiative, die seit 2019 verschiedene Angebote für österreichische Künstler:innen mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung anbietet. Eines dieser Angebote heißt „QM&A on stage“ und letzte Woche haben sie ein Residency Programm für drei Artists angeboten.

Smaranda Krings und Mbatjiua Hambira aus dem QM&A Team haben das Residency Programm organisiert. Smaranda über die Notwendigkeit dieser Initiative: „Die Musikszene in Österreich sind hauptsächlich weiße Dudes. Das muss sich ändern zugunsten einer Musikszene, die alle Leute inkludiert und wo alle Leute sich wohlfühlen und ihre Musik herzeigen. Und deswegen haben wir diese Woche auch diese ganzen Artist hier gehabt, Mentor:innen eingeladen und da haben wir das auch wieder gesehen. Wer sind die Leute, die in Österreich in der Musikszene an den Schalthebeln sitzen? Das sind alles weiße Dudes und das muss sich ändern.“

In einem Open Call haben die Organisator:innen Musiker:innen aufgerufen, sich für eine 5-tägige Residency in den Fiakka Studios in 1060 Wien zu bewerben. Die ausgesuchten drei Artists konnten nicht nur die räumliche und technische Infrastruktur nutzen, sondern haben auch kreativen Support von Künstler:innen wie Aygyul und ÆNGL (ehem. W1ZE) bekommen. Beim intensiven Rundum Programm dieser Residency ging es um Fragen zur Labelarbeit, Vertrieb, Rechtemanagement und Booking zum Beispiel. Eingeladene Mentoren waren u.a. Booker von Barracuda Music und Product Manager von Universal Music.

Organisator und Produzent Mbatjiua Hambira meint: „Die Vertreter, die da waren, sind auch konfrontiert worden von den Artists mit Fragen. Also ‚Warum ist eigentlich euer Artist Roster weiß und männlich? Warum hat eure Agentur, die dieses riesige Festival macht eigentlich nur 9 % Frauenquote?‘ Die Menschen sind in Erklärungsnot gekommen und da wurde einfach deutlich, dass dieser ganze strukturelle Aufbau solche Sachen halt begünstigt und dass einzelne Menschen, die vielleicht privat eine politische Haltung vertreten, halt dann noch aufgrund von systemischen Bedingungen und Kapitalismus und ‚Numbers numbers numbers!‘ halt Dinge einfach nicht umsetzen. Durch Empowerment und Wissensvermittlung gibt es da zumindest eine Veränderung von unten her vorzuführen, was leider scheinbar der einzige Weg ist, um Dinge wirklich zu ändern.“

Die Stimmung beim Rundgang im Studio während der Residency ist, um es einfach zu beschreiben, aufregend. Die letzten Tage haben bei den Musiker:innen für einen confidence-boost gesorgt. Die Artists haben in fünf Tagen an ihren Songs gearbeitet, teilweise neue Songs from scratch produziert und viel Eindrücke gesammelt, um in der Musikindustrie hoffentlich nachhaltig Fuß zu fassen. Sie sind Newcomer aber sie werden es nicht lange bleiben. Folgt ihnen und supportet sie: Sie heißen KVSAL , GATAFIERA und CHOVO.

In der FM4 Homebase stellen wir die drei Acts heute vor:

KVSAL mit Producer

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KVSAL

„Für mich ist meine Musik eine Reise“, sagt KVSAL. Er ist von Hip Hop geprägt aber nach der Frage welche Musik er macht, antwortet er: „Es geht für mich immer um Identität. Wer bin ich? Woher komme ich? Was trage ich mit mir? Was möchte ich ausdrücken? Was möchte ich sagen? Die Frage von Identität ist viel mehr als das, woher man kommt, sondern das, wofür man sich entscheidet.“

Bei der Residency in den Fiakka Studios hat er gemeinsam mit Mbatijua Hambira an so etwas wie einem Signature Track mit dem Titel „NATEMU“ gearbeitet. Die fünf Tage in den Fiakka Studios mit den Mentoring Sessions und Writing Sessions waren auch für ihn intensiv, aber klar ist, dass er irgendwann von der Musik leben möchte. „Es gibt Machtverhältnisse in Sachen Kulturproduktion. Es gibt gewisse Hierarchien, wo gewisse Identitäten und Gruppen einfach mehr Einfluss und mehr zu sagen haben und quasi den Weg zeigen, beziehungsweise durch diese Hierarchien werden alle anderen Möglichkeiten gleich in Kategorien unterteilt, in eine gewisse Peripherie verbannt. Bei mir geht es darum, diese Sachen aufzubrechen. Ich sehe mich nicht als Österreicher, ich sehe mich aber auch nicht Sri Lankaner. Für mich sind diese Geschichten, diese Fragen nach der Identität und Zugehörigkeit wesentlich komplexer als Pässe.“

GATAFIERA

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GATAFIERA

Luí und Hoesé sind das latinx Duo Gatafiera: „If you take a bit of reggaeton, Brazilian funk and so many other genres and you mix it up and you put a Latin X there and a bunch of queerness and glitter, then you have Gatafiera!”

Bei der Residency haben die beiden mitgemacht, um an der ersten EP zu arbeiten. „That´s bigger than my TV“, sage ich bevor Luí auf Play drückt und mir den ersten Song vorspielt. „It´s called “Perreo Deculonizado” and it’s basically an introduction track to who we are! We come with a mission of liberation, of decolonization, and it’s a very radical introduction of … Yes! the faggots arrived and we’re ready to fuck shit up!” Auch beim zweiten Song geht es um eine Botschaft. “Yeah we love to call out!” sagt Hoesé.

Sich einen eigenen künstlerischen safe space als queer artist erarbeiten. Luí von Gatafiera dazu: “ I think in Europe, Latin music is being mostly consumed rather than produced and being brought out there. Often at parties where they play Latin music the focus is still very much on the hetero aspect of it. Very hypersexualized, very sexist. And we want to use that same energy, that macho energy but with our themes and our lens and our topics! And also to create a safe space and to feel the music and your body without being sexualized in the club! Shake ass in peace. That´s our motto!”

Auf die Anbindung in der österreichischen Musikszene angesprochen, erzählen die beiden von einem Gefühl der Isolation und wie wichtig ihnen das kreative Outlet ist, denn mit Gatafiera embracen die beiden Artists ihre roots und heritage und schaffen so ihre eigene Community. „If you want something you have to do it yourself, you can´t wait for others to do it!”

CHOVO

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CHOVO

“Ich kann die letzten Tage gar nicht zusammenfassen!“, sagt Chovo die 24-jährige R’n’B Künstlerin mit indischen Wurzeln, die schon im Vorporgramm von Eli Preiss aufgetreten ist. „Ich habe so viel gelernt und ich beende dieses Residency mit einem Gefühl von ‚voll‘ sein. Ich fühle mich so erfüllt als wäre ich endlich angekommen.“ Sie war vor allem auf die neue Erfahrung zwischen Songwriter und Produzent gespannt. „Davor hatte ich Angst, dass ich einfach dasitze und freeze und es kommt gar nicht zur Kreativität. Die kann man auch nicht erzwingen. Aber es war hier voll der safe space. Alle Producer waren so gechillt und waren so: ’Hey wir hören uns jetzt einfach mal Musik an und schauen, ob es da was gibt, was wir beide feiern und dann arbeiten wir uns langsam in die Richtung.‘ Wir haben echt drei Lieder quasi from scratch begonnen und eines davon haben wir selber fertig gemacht!“

Der Song heißt „No Go“ und ist in Zusammenarbeit mit dem Producer Osive entstanden und ist für sie etwas Neues, weil sie aus ihrer Komfortzone raus ist und im Track auf ihre indischen Wurzeln Bezug nimmt. Dabei ist sie bei der Frage wo ihre musikalische DNA zu verorten ist, zwiegespalten. Indian Fusion Musik möchte sie nämlich nicht machen: „Das heißt nicht, dass ich nicht die Einflüsse indischer Musik in meine Musik mit einbringen möchte. Und ich traue mich immer mehr dorthin!“

Was sie sich für ihre Zukunft als Musikerin wünscht? „Dass ich dieses Gefühl von Vollheit beibehalten kann. Der Maßstab wird immer höher und ich werde, glaube ich, immer mehr wollen. Aber so erfüllt, wie ich mich grad fühle, habe ich mich noch nie gefühlt. Und ich hoffe, dass ich das beibehalten kann!“

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