Neue und superneue homegrown Acts für 2024
Von Lisa Schneider
Es gibt eh viele, und wir haben einige der besten für euch gesammelt. Scrollt, hört, genießt hier ein paar neue Lieder von neuen oder sehr neuen Acts und Bands aus Österreich.
AaRon+eRiKa<3
Klingt ein bisschen nach Gameboyhintergrundmusik, also so, wie man Hyperpop mal mit zynischer Zunge genannt haben könnte. AaRon+eRiKA<3 haben sich nicht nur ein gut googelbares Namenskonstrukt ausgedacht, sondern auch ein paar Ideen dazu, wie sie eben doch noch mehr rausholen als den Hintergrund. Nochmal Genredenken: Klar ist das alles zittrig, bunt und in gutem Ausmaß süß, die Texte sind’s nämlich eh nicht, die nächste Single kommt am Valentinstag, weil so nennen sich die beiden auch: hoffnungslose Romantiker*innen.
Antonia XM
Kennen wir natürlich eh schon, die jedenfalls, die in der Hauptstadt an und in den coolen Ecken und Enden auf den Sonnenaufgang im Club warten. Antonia XM legt auf und schreibt und produziert, und mit fremdverschuldeter Verspätung gibt’s jetzt auch endlich eine neue EP (VÖ 12.1.). „Soothing“ steht da in den Youtube-Kommentaren, das gilt, und das auch: klug und detailbeobachtet, Musik zum Alleine-im-Badezimmer-hören.
Beaks
Das war eine schöne Sommerfrühherbstüberraschung, Beaks hat uns ein Lied wie Tess Parks geschrieben, lebte sie in Wien und hätte sie nicht ihre große Band dabei. Höchstcoolnessfaktor, Stimme immer eine Nuance unter der Erwartung, schöne Wortspiele und -reimereien, Kopfnicken und beste Prise fuck it.
Coucou Babe
Nashville und nochmal Wien, Glücksfälle sind schön, die Musik von Coucou Babe auf alle Fälle. Mögt ihr Beach House, könntet ihr das mögen, mögt ihr Slow Dive, könntet ihr das sehr, sehr mögen.
Enesi M.
Halt’ deinen Kopf aus dem Fenster an einem Tag, an dem’s draußen so braust wie heute, die Musik von Enesi M. ist der Soundtrack dazu. Brazilcore von übermorgen, da klingt jedes Lied wie ein Kunstwerk, das man nie ganz verstehen wird, weil genau so soll’s ja sein.
Filly
Kennen wir natürlich auch schon! Hingeschrieben trotzdem, weil ihr lest es hier zuerst: Filly wird 2024 ziemlich sicher ein paar Stardom-Sterne sammeln. Das ist Popmusik wie der Moment, in dem man vergessene Münzen in der Winterjackentasche findet, sie klingelscheppern schön, sie macht, wenn auch manchmal einfach nur kleine, aber Welten auf, sie verheißt oder verweist auf: Überraschung.
Gardens
Es gibt elegante und weniger elegante Lieder, Gardens schreiben die erste Sorte. Wenn Beim-Gitarrespielen-auf-die-Füße-Schauen noch ein Ding wäre, wäre das die passende Musik dazu, aber weil wir im Jahr 2024 leben, folgender Vorschlag: das ist Musik zum Sich-verliebt-in-die-Augen-Schauen, zum Sich-selbst-Blumen-Kaufen oder zum meistens gut gemeinten Gedanken von Ein-Kaltgetränk-geht-noch.
Hase
Konzepte sind dann eine gute Idee, wenn sie a) zu den Menschen einer Band passen und b) aufgehen. Die Grazer Band Hase schreibt saftig-schön gekreischten Punktrock hingeschnitzt auf die Einminutenmarke, da darf zwischen Politik, Selbstzweifeln und Entenliedern alles dabei sein.
Ischia
Ist es nicht ein Glitzern? Man muss ja nur zwei Dinge im Leben mögen, Gitarren und Refrains, und wenn das alles noch cool und verpackt in sanftes Slackertum daherkommt, klingt’s wie die Musik von Ischia.
Jeansboy
Gute Menschen machen Musik und gute Menschen machen mit anderen guten Menschen Musik. Jeansboy war schon mit Filly (oben) und Beaks (oben) im Studio, er schreibt unaufdringlich liebe Lieder über die Wahnsinnigkeit, am Leben zu sein, es klingt aber dann in Songform alles immer nur halb so dunkelrot.
kin dread
Auch hier nochmal: Wer FM4 kennt, der kennt diese Gruppe, unsere homegrown Superstars 2023 waren sie schon und sind sie noch, kin dread. Weil’s ja aber nur ein Lied gibt (und pssst, in zwei Wochen ein weiteres!) müssen sie diese Liste ergänzen, das ist Vorausschau-Pop, das ist Fingerspitzenfeingefühl, das ist das Beste.
kittyyy
Kopfschütteln, Fragenstellen, Freund*innen mögen: kittyyy rappt sich durch seine Idee, wie Trap morgen klingen wird, die Anleihen gibt’s, aber großteils fährt er drüber. Afterhoursoundtrack.
KVSAL
Kunst ist Unterhaltung und KVSAL schreibt seine Songs genau hinein in diese bunte Ecke. Nicht so oft sad wie Eh-schon-an-morgen-Denken, gelernt hat er (nach klassischer Geige!) bei den Großen (Notorious B.I.G., A Tribe Called Quest oder der Wu-Tang Clan, you know the drill). Mach’s halt aber neu und von der eigenen Familiengeschichte beeinflusst, also: srilankische Percussion-Samples, kleine und große Geschichten zu Zeitgeschichte oder Busfahrverliebtheiten. Und immer, wie erwähnt, die Unterhaltung der anderen und der eigene Spaß dabei.
Lukas Oscar
Es gab’ mal eine Zeit, da war Slacker-Sein sehr angesagt, wir wünschen uns das fürs Jahr 2024 schon wieder. Lukas Oscar schreibt kakaowarme Lieder für die, die morgens eben nicht aufstehen wollen. Die wissen nämlich meistens: selten was verpasst.
MaxFinn
Das Gegenüber nie lesen können, vor allem nicht via Bildschirm: Die, die mit Worten gut können, die bauen uns aus Alltäglichkeiten ganz neue Schlösser. MaxFinn macht alles selbst und kann alles selbst, vor allem schreibt er Musik, die immer bis zu genau dem guten Grat weh tut, der beweist: Ich hab’ da links-mittig unten pumpend eh nicht nur ein Granitstückchen stecken.
Potato Beach
Liebeszeichen und Lebenszeichen, beides wollen wir (schicken), und diese Band macht’s uns einfach. Potato Beach könntet ihr mögen, wenn ihr so liebevolle, immer auch ein bisschen gut gelaunte Bands wie Foxygen oder Kinks mögt, aber eben, vor allem dann, wenn ihr selbst die Worte nicht findet. „Love Signs“ erscheint als erste Vorab-Single zum kommenden Album nächste Woche.
SodL
Endlich wieder irgendwohin „Freakfolk“ schreiben, so ein schönes Wort, das sagt ja immer, dass sich wer viele Gedanken zu Stimme, Gitarre und Wort gemacht hat. Sonnenuntergangsmusik von SodL, und ab geht’s unter die Bettdecke.
The Kadesh
Man darf auf gute Tipps und Ratschläge hören, vor allem, wenn die Band Flirtmachine heißt und sagt: Hört euch The Kadesh an. Davor und danach könnt ihr Tame Impala laufen lassen, ihr werdet, immer hochstapeln!, fast keinen Unterschied merken.
Viji
Schon auch ein bisschen ein Star von morgen, Viji schreibt ihre Songs in London und hat da gute Musikkontakte geknüpft, umsonst umgibt ihre Lieder nicht ein schönster Hauch von beabadoobee.
Publiziert am 04.01.2024