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APA/AFP/Michael Tran

Hört auf, über die Sexualität von Stars zu mutmaßen!

Egal, ob es um Taylor Swift, Harry Styles oder Billie Eilish geht: So manche Superfans können es nicht lassen, über die Sexualität ihrer Idole zu rätseln. Warum diese Obsession überflüssig ist.

Eine Kolumne von Verena Bogner

Die Taylor-Swift-Ultras dieser Welt haben ganz offensichtlich eines gemeinsam: Sie lieben Taylor, saugen ihre Musik auf, sind süchtig nach den Easter Eggs, die sie in ihren Lyrics versteckt. Aber nicht in allen Fragen sind sich die Swifties so einig – insbesondere eine Splittergruppe sorgt mit kontroversen Überzeugungen immer wieder für Ärger: die Gaylors. Sie sind sich sicher, dass Taylor Swift in Wahrheit queer ist, aber ein Coming-out aus kommerziellen oder privaten Gründen ablehnt. Und dass sie ihnen genau das über die Jahre immer wieder signalisiert hat, zum Beispiel in Form von Outfits oder anderen kleinen Signalen, die für das ungeschulte Auge nicht zu erkennen sind.

Und das, obwohl Swift zum Beispiel im Jahr 2019 gegenüber der “Vogue” sagte: “Mir war nicht klar, dass ich mich für eine Community einsetzen kann, zu der ich nicht gehöre”. In dem Gespräch ging es um Taylors Einsatz für die LGBTQIA+-Community und ihren Song “You Need to Calm Down”. Man könnte meinen, dass dieses Statement klar macht, dass sich Taylor nicht zu eben dieser Community zählt. Aber Gaylors sind sich sicher: Das bedeutet noch lange nicht, dass Taylor Swift wirklich hetero ist.

Was wie eine astreine Verschwörungstheorie (und ziemlich übergriffig) klingt, bekam erst kürzlich eine riesige Plattform in der “New York Times”. Dort holte eine Gaylor-Anhängerin in einem langen Artikel zu der Frage aus, was denn nun alles darauf hindeute, dass Taylor queer sei. Und: Es wurde angedeutet, dass Taylor Swift es queeren Fans und weniger privilegierten Musiker:innen schulde, sich zu outen.

Der Text sorgte für eine heftige Diskussion darüber, warum Fans und insbesondere Stans es in Ordnung finden, über die Sexualität eines Stars zu spekulieren und so vielleicht sogar jemanden zu Statements zu drängen, die die Person eigentlich nicht machen möchte. Dass das passieren kann, zeigte sich erst 2023: So fühlte sich “Heartstopper”-Star Kit Connor beispielsweise zu einem Coming-out gedrängt, nachdem intensiv über seine sexuelle Orientierung spekuliert wurde. Auch rund um Harry Styles poppt immer wieder die Frage auf, ob er bi sei. Sowohl er, als auch andere Artists wie Billie EIlish oder Shawn Mendes haben sich teils schon mehrfach dazu geäußert, wie unangenehm ihnen diese Debatten seien. Es ist und bleibt ein Mysterium, warum Fans so besessen von der Frage sind, welche sexuelle Orientierung ihr großes Idol denn nun wirklich hat. Vor allem in einer Zeit, in der es mehr offen queere Artists als wahrscheinlich je zuvor gibt, die Identifikationspotenzial bieten.

Dass Fans immer fordernder werden, was ihre großen Idole angeht, haben wir an anderer Stelle schon einmal festgestellt. Das äußert sich zum Beispiel, indem Fans sich aktiv in das Liebesleben eines Promis einzumischen versuchen, oder Shitstorms starten, weil jemand privat eine Zigarette raucht. Auch dieser vermeintliche Anspruch auf konkrete Informationen zur sexuellen Orientierung einer Person fällt wohl in die Kategorie “Entitlement”.

Ja, dass sich manche Fans wünschen, jemand wie Taylor wäre offen queer, weil es kaum auszumalen wäre, was Repräsentation auf diesem Level für Auswirkungen hätte, ist im Ansatz (zumindest theoretisch) verständlich. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es OK ist, so lange und so hartnäckig über die sexuelle Orientierung eines Stars zu mutmaßen, bis dieser sich endlich äußert. Denn das ist euch niemand schuldig. Ganz egal, wie berühmt die Person auch ist.

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