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Kobold mit Flammen statt Haaren

Hilltop Studios

Du kommst hier nicht rein

Wer rein darf und wer nicht entscheidet im fantasievollen Rätselspiel „Lil’ Guardsman“ ein 12-jähriges Mädchen. Beim Job im Wachhaus trifft man auf allerlei schräge Figuren, die ziemlich unterhaltsame Geschichten erzählen und oft auch etwas im Schilde führen.

Von David Riegler

Vor über 10 Jahren ist das Spiel „Papers, Please“ zu einem Indie-Klassiker geworden. Darin geht es um die Bürokratie und die Entscheidungsmacht eines Beamten, der Kontrollen am Grenzübergang durchführt. Das neue Game „Lil’ Guardsman“ greift dieses Spielprinzip auf und macht daraus ein knallbuntes und fantasievolles Rätselspiel, das mit schrägem Humor punktet.

Ein Kind bewacht das Tor

Im Zentrum des Spiels steht die 12-jährige Lilith, kurz Lil, die von ihrem Vater Hamish dazu verdonnert wird, ab sofort Schichten am Wachhaus der Stadt Sprawl zu übernehmen, damit er in der Goblinball-Arena sein Geld verwetten kann. Den Vater-des-Jahres-Award bekommt Hamish dafür sicher nicht, aber in der mittelalterlich angehauchten Welt von Lil‘ Guardsman gibt es kein Gesetz gegen Kinderarbeit, also machen wir uns daran, das Grenztor zu bewachen.

In der Bar mit Vater Hamish

Hilltop Studios

Dabei ist es eine ernste Angelegenheit, wie ein Alptraum von Lilith gleich am Anfang zeigt. In der Traumsequenz lässt sie eine falsche Person durch das Tor, was zur Folge hat, dass die gesamte Stadt niederbrennt. Damit dieses Worst-Case-Szenario nicht zur Realität wird, bekommen wir eine behutsame Einführung und einige Tipps, um die richtige Entscheidung am Wachhaus zu treffen.

Lil’ Guardsman wurde vom kanadischen Studio Hilltop Studios entwickelt und ist für alle gängigen Konsolen und PC erhältlich.

Zyklopen, Magier und Menschen

Über 100 verschiedene Menschen und Fantasiewesen können wir im Laufe des Spiels treffen und wir dürfen uns nicht von ihrem Äußeren täuschen lassen. Von einer Großmutter, die frisches Gebäck dabeihat, über eine Zyklopenmutter, die über ihren Ex schimpft, bis zu einem lebendig gewordenen Baumstamm ist alles dabei. Sie alle nennen uns erst mal ihren Grund, warum sie durch das Tor möchten, und je nachdem, ob wir ihre Geschichte glauben, können wir sie direkt reinlassen oder noch tiefer bohren.

Zyklopenfrau

Hilltop Studios

Wenn wir uns nicht sicher sind, haben wir eine breite Palette an hilfreichen Werkzeugen, um die Aussage der Person zu überprüfen. Man kann nochmal nachhaken und nach Details fragen oder ein Team an Expert:innen per Telefon befragen, die uns ihre Fachmeinung zum Fall geben. Sollte dann immer noch Unklarheit herrschen, haben wir eine Peitsche, um das Gegenüber zu erschrecken, ein Wahrheitsparfüm, das jede Lüge aufdeckt und ein Röntgengerät, mit dem wir Schmuggelware entdecken können.

Ein Beamtenjob mit viel Abwechslung

Mit diesen Hilfsmitteln wäre es allerdings zu einfach, daher kosten sie uns wertvolle Kristalle. So bleibt jeder Fall ein spannendes Rätsel, bei dem man oft bis zum Ende nicht weiß, was die richtige Entscheidung ist. An manchen Stellen wiederholt sich dieses Prinzip etwas zu oft, was dem Job geschuldet ist, aber die Entwickler:innen haben sich so einiges überlegt, um die Spannung aufrecht zu erhalten und für Abwechslung zu sorgen.

Werkzeugkoffer

Hilltop Studios

Zwischen unseren Schichten tauchen immer wieder kleine Minigames auf; zum Beispiel werden wir plötzlich in eine magische Game-Show berufen oder müssen dabei helfen, eine Schlacht gegen ein anderes Volk auszutragen. Außerdem gibt es immer wieder witzige Dialoge mit dem albernen Vater Hamish und den vielen anderen schrulligen Bewohner:innen, die unser Leben auch außerhalb der Schichten am Wachhaus begleiten.

Oma schmuggelt Drogen

So lustig die Dialoge sind, an manchen Stellen arten sie etwas aus und man erwischt sich dabei, die langen Sätze zu überspringen. Doch meistens sorgt der schräge Humor dafür, dass man auch bei längeren Gesprächen geduldig dabeibleibt. Makabre Szenen wie ein Drogenschmuggelring von älteren Leuten, die illegalen Elfenstaub in Särgen schmuggeln, machen das Spiel interessant und einzigartig.

Gefängnis mit Zauberwesen darin

Hilltop Studios

„Lil‘ Guardsman“ in der FM4 Spielekammerl-Show
Heute (Donnerstag, 25. Jänner) versuchen sich Gersin Livia Paya und David Riegler als Türsteher:innen und spielen Lil‘ Guardsman. Außerdem testen sie den kontroversen Überraschungshit Palworld, auch bekannt als „Pokémon mit Schusswaffen“. Gestreamt wird wie jeden Donnerstag von 17 bis 21 Uhr auf twitch.tv/radio_fm4.

Doch nicht alles ist absurd und albern, das Spiel schafft es auch immer wieder, interessante Storylines aufzubauen, die einen in die fantastische Welt der Stadt Sprawl hineinziehen. Es gibt komplizierte Konflikte in der Stadt, zum Beispiel eine Bedrohung des Magierberufs, weil eine neue Lichtquelle entdeckt wurde, die die Dienste der Magier obsolet macht. Oder die vielen Diskussionen über die ungerechte Verteilung in der Stadt, in der manche Wesen deutlich weniger Rechte als Menschen haben.

In „Lil’ Guardsman“ steckt viel Humor und noch mehr Liebe zum Detail - und genau diese Kombination macht dieses Spiel zu einem erfolgreichen Titel. Man darf sich allerdings nicht die Ernsthaftigkeit von „Papers, Please“ erhoffen und muss sich auf die magische Fantasiewelt einlassen. Wem das gelingt, den erwartet dafür ein spannendes Rätselabenteuer, bei dem man sich oft richtig ärgert, wenn man die Konsequenzen einer falschen Entscheidung zu spüren bekommt.

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