Warum protestieren die Bauern nicht im Rolls Royce?

Auch in Bulgarien finden Bauernproteste statt. Aber wogegen protestieren die reichen bulgarischen Landwirte eigentlich genau?

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Bauern in ganz Europa protestieren. Auch bulgarische Landwirte nutzen den Winter, um Straßen zu blockieren. Reihen von teuren amerikanischen Traktoren lassen den Verkehr nicht durch. Bauern in Bulgarien protestieren gegen teuren Sprit und gegen den Green Deal. Ich denke mir, wenn man die Straße statt mit 200 nur mit 10 Traktoren blockiert hätte, dann hätte man Geld für Sprit gespart und könnte mehr Land bearbeiten. Aber was verstehe ich schon, ich bin ein Stadtkind und kann auf dem Feld Kartoffel von Zucchini nicht unterscheiden.

Bulgarien hat eine der höchsten Konzentrationen an beackertem Land in Europa. 10% der Landwirte besitzen 80% der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Diese Landwirte sind einige der reichsten Menschen in Bulgarien. So reich wurden sie dank EU-Subventionen der gleichen EU, die sie jetzt beschimpfen. Ich bin weit entfernt davon, die EU-Bürokratie zu verteidigen, finde das aber trotzdem komisch. Es protestieren nicht die kleinen Produzenten von Milch und Fleisch, sondern diejenigen mit riesigen Höfen mit hunderttausenden Tieren. Die Regierung hat vorgeschlagen, diejenigen zu unterstützen, die Verlust verzeichnet haben. Die Bauern sind dagegen, denn niemand von ihnen hat einen Verlust verzeichnet. Sie wollen nicht nur Gewinn machen, sie wollen einen Megagewinn machen. Böse Zungen behaupten, dass viele der Anführer der Bauernproteste Rolls Royce, Bentleys und Maybachs besitzen. Sie haben aber die Straßen nicht mit Luxusautos blockiert. Denn so hätte man ihre sozialen Forderungen weniger beachtet.

Der Protest ist eine sehr wichtige Form der Wahrheitsfindung. Hätte ich einen Maybach, würde ich auch protestieren, um einen Rolls Royce zu bekommen. Ich habe aber nur ein Fahrrad und es wäre unseriös, ein zweites zu verlangen. Aber warum eigentlich nicht?