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Beyoncé mit Cowboy Hut in s/w

Beyoncé / Instagram

verena bogner

Beyoncés “Act II”: Make Country Great Again!

Mit “Texas Hold ‘Em” und “16 Carriages” läutet Beyoncé ihre Country-Ära ein – und reclaimt damit das nächste Genre, dessen Schwarze Wurzeln gerne übersehen werden.

Eine Kolumne von Verena Bogner

Sie hat es wieder getan: Beyoncé hat uns eiskalt mit einem Album-Announcement erwischt. Spätestens seit den Grammys, wo Beyoncé im Western-Look inklusive Cowboyhut aufgetaucht war, vermuteten Fans, dass uns eine waschechte Country-Ära erwartet – und nun ist es amtlich. Im Rahmen einer Super-Bowl-Werbung ließ Queen Bey verlauten, dass am 29. März “Act II” ins Haus steht, eine Fortsetzung von “Renaissance”, aber mit Country-Fokus. Die ersten beiden Tracks des Albums, “Texas Hold ‘Em” und “16 Carriages”, wurden im selben Atemzug veröffentlicht.

Es ist nicht das erste Mal, dass Beyoncé, die bekanntlich aus Houston, Texas stammt, mit Country liebäugelt. Ihr “Lemonade”-Track “Daddy Lessons” ist der beste Beweis dafür – und vielleicht mit ein Grund, warum Beyoncé mit ihrem kommenden Album genau hier ansetzt.

Sie hatte “Daddy Lessons” damals in der Kategorie “Country” bei den Grammys eingereicht, der Song wurde jedoch abgelehnt und für die Kategorie nicht in Erwägung gezogen, was zu kontroversen Diskussionen führte. Und zu der Ansicht, dass Beyoncé hiermit aberkannt wurde, dass sie als Schwarze Frau Country-Musik machen könne und dürfe. Ein Tweet des Magazins “Variety” sorgte in diesem Zusammenhang vor wenigen Tagen wieder für Aufsehen. Hier wurden Beyoncés neue Songs als “stark von Country beeinflusst” bezeichnet, woraufhin ein Fan schrieb: “Diese Songs sind Country-Musik und nicht bloß von Country beeinflusst. Schwarze Menschen haben Country geboren. Zollt ihnen Respekt.” Ihre jüngste Ankündigung wird nun als Vorstoß gesehen, ein Genre zu reclaimen, das seine Wurzeln in der Schwarzen Kultur hat, People of Color aber tendenziell ausschließt und somit ihren Impact und ihre Geschichte ignoriert.

Mit “Renaissance” hat Beyoncé eine Liebeserklärung an die Schwarze und queere House- und Ballroom-Culture abgeliefert, und jetzt ist eben Country dran. Ein Genre, dessen Entstehung nicht nur mit Weißer Folk-Musik zusammenhängt, sondern auch mit Blues und Gospel. Das Banjo, das in “Texas Hold ‘Em” von Musikerin Rhiannon Giddens gespielt wird, ist übrigens ein Instrument aus Westafrika, das laut Forschenden im 17. Jahrhundert von versklavten Menschen nach Nordamerika gebracht wurde.

Artists wie Lil Nas X und Beyoncé wollen die Wahrnehmung von Country-Musik nun endlich zurechtrücken. Lil Nas X schaffte das mit seinem Hit “Old Town Road” ein Stück weit, aber auch ihn ereilte ein ähnlicher Skandal wie Beyoncés “Daddy Lessons”: Sein Song wurde von “Billboard” nachträglich aus den Country-Charts entfernt. Er war dann doch nicht Country genug.

Wenn wir uns auf eines verlassen können, dann dass Beyoncés “Act II” sicherstellen wird, dass alle um die Ursprünge der Country-Musik wissen – und dass Beyoncé bei den Grammys 2025 somit hoffentlich in einer weiteren Kategorie abräumen kann. Platz Eins der Apple-Country-Charts in den USA hat sie jedenfalls jetzt schon als erste Schwarze Frau erreicht. Und wer weiß, vielleicht ist als nächstes Rock’n’Roll dran? Immerhin wurde “Renaissance” von Anfang an als Projekt in drei Akten angekündigt.

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