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The Dandy Warhols

Chris Bergstrom

The Dandy Warhols und ihr neues Album „Rockmaker“

The Dandy Warhols nannten ihr erstes Album „Dandys Rule OK“. Das ist lange her. Die Dandys aus Portland, Oregon waren eine der coolsten Bands der 90er Jahre. Das Quartett hat nie aufgehört, Musik zu machen und trifft den Rock´n´Roll mit dem neuen Longplayer so richtig wie einen Nagel auf den Kopf. Dandys (still) rule, ok!? Yes, they do.

Von Eva Umbauer

„It’s the manifestation of our desire to hear a record of heavy raw punk and metal guitar riffs, but that has its own alley.“

Das sagt Courtney Taylor-Taylor von The Dandy Warhols („Bohemian Like You“) über das neue Album „Rockmaker“. Eigentlich braucht es gar nicht mehr als diesen Satz von Courtney zur neuen Platte seiner Band. Es ist schon der zwölfte Longplayer von diesem Psychedelic-Rock-Quartett aus Portland, Oregon im Pazifischen Nordwesten der USA, aber Courtney Taylor-Taylor versetzt sich auch als Mitt-50er noch immer gern in den Zustand, der ihm ein Hochgefühl verlieh, als er ein Teenager war und auf einem Vierspur-Tonband-Gerät erste Songskizzen aufnahm. Courtney und der 4-Track-Recorder, es war der Beginn der Dandy Warhols und einer lebenslangen Liebe zum Musikmachen.

Rauer Punk und Metal-Gitarrenriffs waren also der Ausgangspunkt für praktisch jeden Track am neuen Album der Dandy Warhols, aber dann biegt die Sache eben stets in eine eigene Richtung ab, ganz Dandy-Warhol-esk, die Dandys haben schließlich ihre eigene „Gasse“, ihre „alley“, wie Courtney Taylor-Taylor das in Interviews zur Platte es gern beschreibt.

Albumcover "Rockmaker"

The Dandy Warhols/ Sunset Blvd. Records

„Rockmaker“ wurde von Courtney Taylor-Taylor und Dandys-Gitarrist Peter Holmström produziert und vom britischen Producer Jagz Kooner (Massive Attack, Kasabian, Garbage) im Studio abgemischt.

„Rockmaker“ von The Dandy Warhols ist via Sunset Blvd. Records erschienen.

Einer der Key-Tracks auf „Rockmaker“ heißt „Danzig With Myself“ und ist in Zusammenarbeit mit Black Francis aka Frank Black von den Pixies entstanden. Statt „Dancing With Myself“ heißt es also „Danzig With Myself“, in Anlehnung an den US-Musiker Glenn Danzig und seine Heavy-Rock-Band Danzig, die seit Ende der 1980er Jahre Musik veröffentlicht und dabei für Tracks wie „Dirty Black Summer“, „How The Gods Kill“ oder „Mother“ bekannt ist.

Mindestens so inspirierend bei „Danzig With Myself“ sind aber die Pixies - Frank Blacks große Alternative-Rock-Band - und deren Song „Debaser“ vom zweiten Album der Band, „Doolittle“, erschienen 1989. „Danzig With Myself“ ist grungig, hat einen tollen, langsamen Groove, eine psychedelische wall of sound, einen exzellenten Drum-Sound - von Schlagzeuger Brent DeBoer - und einen heavy Bass - natürlich gespielt von der Dandys-Keyboarderin/Bassistin Zia McCabe.

Courtney Taylor-Taylor: „It started with a riff that either sounded like Misfits (= die erste Band von Glenn Danzig) or Danzig and then got slowed down. Over time, it became the working title, and then we couldn’t change it. I mean, come on... ‚Danzig with Myself‘?!“. Courtney Taylor-Taylor mag das Wortspiel, das ihm da eingefallen ist, und wir auch. Der Pressetext zu dieser Single der Dandy Warhols befindet, es handle sich dabei um einen Track, der „subtil texturiert ist wie abgetragene Jeans“. Könnte hinkommen.

Viele Kollaborationen

Aber lassen wir das mit den Vergleichen und schauen wir, wer noch zu Gast ist auf der neuen Rock-inspirierten Platte der Dandy Warhols. „Rockmaker“ enthält Kollaborationen mit keinem Geringeren als dem legendären Guns N’ Roses-Gitarristen Slash, zu hören auf dem ein wenig an Queens Of The Stone Age erinnernden Track „I’d Like To Help You With Your Problem“.

Eine weitere Musikgröße, nämlich Debbie Harry von Blondie, eine der wichtigsten Frauen der Rockgeschichte, leiht „Will Never Stop Loving You“ ihre Stimme, und bei „I´d Like To Help You...“ kommen die Backing Vocals von James Mercer von der US-Band The Shins. Dazu gibt es am Album weitere Mitmusiker:innen, die etwa Trompete spielen - beim Track „Real People“ - oder Piano, oder auch schon mal einen Song mit Strings bereichern, so geschehen beim Stück mit Debbie Harry.

„Sometimes we have a very focused idea of what we want. It’s generally what we want somebody else to make but since they never do, we have to. It has a very specific sound. There aren’t a lot of heavy guitar records currently coming out that we like, so that was the impetus for Rockmaker“. - Courtney Taylor-Taylor The Dandy Warhols

Wenn es niemand anderer macht, müssen es eben wir machen, lautet die Devise der Dandy Warhols, eigentlich immer schon, nicht erst jetzt bei ihrem zwölften Studioalbum.

Love & Hate

„The Summer Of Hate“ ist inhaltlich inspiriert von den Zusammenstößen, die es im Sommer 2021 in Portland, Oregon gab - zwischen rechtsextremen US-Gruppierungen und antifaschistischen Gruppen. Erstere veranstalteten das was sie „Summer Of Love“ nannten, was aber ganz gewiss nichts mit den friedlichen „Love ins“ der Hippie-Ära gemein hatte, sondern mit roher Gewalt, als man auf eine kleinere Gruppe von Gegendemonstrant:innen traf. Außerdem wurde Courtney Taylor-Taylor von den Dandy Warhols tatsächlich im Sommer 1967 geboren, dem echten Summer of Love.

„The Summer Of Hate“ war einer der Vorab-Songs zum neuen Album der Dandy Warhols. Es handelt sich dabei musikalisch um einen richtigen Kracher mit T-Rex-Glam-Rock Vibe und auch einer Portion The Cramps - US-Punk-Rock aus den Seventies von den Eheleuten Lux Interior und Poison Ivy. The Dandy Warhols lassen auf „Rockmaker“ keine mögliche Inspiration aus. The Damned - die englische Punk-Band aus den Seventies - sind eine weitere Band, auf die The Dandy Warhols bei „The Summer Of Hate“ zurückgegriffen haben.

30 Jahre, aber nicht müde

Ansonsten hört man auf dem neuen Album der Dandy Warhols auch Einflüsse von Depeche Mode, dunklem Goth-Industrial von Band wie Revolting Cocks, und und und. Das Namedropping könnte schier endlos weitergehen. Aber dann drehen The Dandy Warhols eben alles durch ihren ganz eigenen Mixer. 30 Jahre und kein bißchen müde. Dandys rule, ok!? Yes, they do.

P.S.: Seit rund sechs Jahren ist Zia McCabe von den Dandy Warhols zertifizierte Immobilienmaklerin und verkauft in Portland, Oregon Häuser und Wohnungen. Oft betreut sie dabei Erstkäufer:innen und erklärt diesen dann, dass die erste gekaufte Wohnung meist noch bescheiden ist, aber Hauptache einmal anfangen, Eigentum zu aquirieren, so Zia McCabe. Anfangs hat sie sich mit dem Büroalltag etwas schwer getan, aber weil sie Zahlen mag und gern mit Menschen zu tun hat, wollte Zia die Arbeit der Immobilienmaklerin erlernen. Im Büro darf sie da auch immer wieder Arbeiten erledigen, die mit der Band zu tun haben. Seit Zia Immobilien-Agentin ist, steht es viel besser um die Finanzen der Dandys, wie die Band lachend zugibt, und auf Tour gehen mit den Dandy Warhols kann Zia McCabe zwischendurch auch weiterhin.

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