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Nirvana 1989 im U4 in Wien

Karin Rudolf

Zum 30. Todestag von Kurt Cobain

Am 5. April 1994 starb Kurt Cobain. Nirvana sind und bleiben eine der einflussreichsten Bands aller Zeiten.

Von Christoph Sepin

Das Jahr ist 1989, die Location heißt KAPU in Linz, die Band auf der Bühne Nirvana: „It’s great to be here in Austria, but I haven’t seen any kangaroos yet“ heißt es Richtung Publikum, jemand buht, der Rest lacht. „Wie ich diesen Kurt Cobain an der Bar stehen sehen hab’, da hab’ ich gewusst, jetzt ist’s vorbei“, erinnert sich Ur-Punk Thomas Baua Hauer in der Doku „Es muss was geben“: „die Kommerzialisierung, der Ausverkauf von Punk, früher waren wir etwas Spezielles, jetzt gehst du unter in der Masse.“ Dabei fing das damals gerade erst an.

Fünf Jahre später war Kurt Cobain tot, er starb am 5. April 1994 in seiner Heimatstadt Seattle. Er wurde nur 27 Jahre alt, so wie vor und nach ihm Musiker:innen wie Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison oder Amy Winehouse. Unsterbliche Namen, unsterbliche Musik: Nirvana sind eine der größten Rockbands aller Zeiten, spricht man mit Artists egal welchen Alters kommt als Antwort zur Frage nach den musikalischen Einflüssen besonders gern: einmal Beatles, einmal Radiohead und vor allem Nirvana.

Nirvana 1989 im U4 in Wien

Karin Rudolf

Nirvana, 1989, im U4 in Wien

Das Idol für Musiker:innen

Letztes Jahr schrieben Wanda (österreichische) Festivalgeschichte, als sie sich am Lido Sounds Festival in Linz gemeinsam mit Arnim Teutoburg-Weiß von Beatsteaks und Campino von den Toten Hosen auf die Bühne stellten, um ein Lied zu covern: „Lithium“, Track Nummer 5 auf „Nevermind“. „Ich hab’ dem Arnim irgendwann einmal betrunken geschrieben, hey, wär urgeil, wenn wir sowas machen. Und dann kam dieses Nirvana-Ding“, erzählt Marco Wanda über die Idee zum Cover.

Wanda sind Nirvana-Fans, sie reden mehrmals im Monat darüber, die Band zu covern. Viele andere Artists sind das auch. Für Thomas Petritsch von der Band Granada ist Kurt Cobain überhaupt ausschlaggebend dafür, warum er mit dem Musizieren angefangen hat: „Das war für mich der Grund, mich selbst zu versuchen und Songs in die Richtung zu schreiben, mich hat die Stimme auch sehr beeindruckt, diese kratzige.“ Da stimmen auch die japanischen Punkrockerinnen Shonen Knife im FM4-Gespräch zu, 1991 sind sie gemeinsam mit Nirvana auf Tour gewesen: „The voice of Kurt Cobain was excellent, very attractive.“

A beautiful character

Auf die Frage, warum immer noch so viele Artists von Nirvana beeinflusst sind, haben Shonen Knife die beste, weil logischste Anwort: „Musik gilt für immer, das ist das Großartige daran. Auch wenn junge Leute Nirvana nicht kennen, ziehen sie Nirvana-T-Shirts an.“

Christopher Taylor von der US-Band Grizzly Bear und vom Soloprojekt CANT hat seine Theorie zur Popularität von Nirvana-Musik - und von Kurt Cobain: „Er hatte diesen Zugang, Dinge zu bewältigen. Anstatt sich zu beschweren, hat er versucht, Sachen zu schaffen. Am Ende nicht erfolgreich, aber er hat es wenigstens versucht. Als Mensch, als Lyriker ist er ein interessanter, ein beautiful Charakter.“

Nirvana 1989 im U4 in Wien

Karin Rudolf

Der Storyteller und sein Vermächtnis

Menschen mögen simple Stories, nicht nur in der Popkultur, und Kurt Cobain war der simple Storyteller. Slackertum und Anpassungsverweigerung, MTV und Eskapaden, Gerüchte, Rockstartum und Verschwörungstheorien. Songs inspiriert vom und über das Leben von Kurt Cobain füllen stundenlange Playlists. Artists wie Childish Gambino, Lily Allen, The Roots, Red Hot Chili Peppers, R.E.M., 50 Cent, Post Malone oder Cranberries zählen zu denen, die Lieder über Cobain schrieben.

„Manchmal, wenn jemand stirbt, dann erwartet man sich eine Art von Stille“, sagte Cranberries-Vokalistin Dolores O’Riordan im MTV-Interview 1996. „Aber da war keine Stille.“
Dreißig Jahre später ist das immer noch so. Der musikalische Einfluss bleibt und wird noch größer, die damals prognostizierte Kommerzialisierung und massenhaft T-Shirts sowieso. Um Cobain selbst zu zitieren: „Here we are now, entertain us.“

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