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Was macht Cannabis-Konsum mit unserer Gesundheit?

Obwohl Cannabis in Österreich verboten ist, ist der Konsum weit verbreitet. Laut des Berichts zur Drogensituationen des Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2023 hat fast jede vierte Person in Österreich schon einmal Cannabis konsumiert. Aber wie sieht es mit Risiken und Nebenwirkungen vor allem für Jugendliche aus?

Von Alina Brandstötter

Seit der Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland ist auch in Österreich die Diskussion um legalen Cannabiskonsum in vollem Gange. Seit dem 1. April 2024 dürfen Volljährige in Deutschland nun bis zu 25 Gramm Cannabis bei sich tragen und in sogenannten „Social-Clubs“ auch Pflanzen anbauen. Aus Jugendschutzgründen bleibt der Cannabiskonsum für Minderjährige aber illegal.

Viele Länder haben den Umgang mit Cannabis in den letzten Jahren bereits liberalisiert. Die Einzelheiten und Strategien unterscheiden sich aber von Land zu Land. In der Schweiz ist Cannabis grundsätzlich verboten. Der Besitz von bis zu 10 Gramm ist für den Eigenbedarf aber straffrei. Aktuell werden auch größere Pilot-Projekte und Studien über die Folgen einer möglichen Legalisierung durchgeführt. Auch Tschechien verfolgt Cannabiskonsum im Privatbereich seit 2010 nicht mehr. Unter 10 Gramm ist der Besitz von Cannabis nur eine Ordnungswidrigkeit. Konsum in der Öffentlichkeit bleibt jedoch verboten. Auch Malta, Belgien, Luxemburg und natürlich die Niederlande haben Cannabiskonsum unter besonderen Bedingungen straffrei gemacht.

Neben rechtlichen Aspekten sind es aber besonders gesundheitliche Bedenken, die in dieser Debatte zählen. In allen Ländern, so auch in Deutschland, bleibt der Cannabis Konsum für Minderjährige verboten. Wir haben mit dem Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Paul Plener geredet, welche Auswirkungen der Konsum vor allem im jungen Alter haben kann.

Paul Plener

MedUni Wien

Dr. Paul Plener

Dr. Plener, inwiefern beeinflusst der Konsum von Cannabis unsere Wahrnehmung?

Dr. Plener: „Cannabis ist eine Substanz, die, wenn man verschiedene Drogenwirkungen vergleicht, auf der sedierenden Seite ist. Also bringt es eher eine bisschen beruhigende Wirkung. Andererseits kann es auch in die bewusstseinserweiternde Richtung gehen. Das ist sehr davon abhängig, wie hoch die verschiedenen Bestandteile in den konsumierten Mitteln sind.“

Welche möglichen Risiken gehen mit Cannabiskonsum einher?

Dr. Plener: „Wenn man ein vollständig erwachsenes Gehirn hat, wenn man bislang keine psychische Erkrankung gehabt hat und auch nicht schwanger ist, dann ist der Konsum mit keinem besonders hohem Risiko verbunden. Aber muss man dazu sagen, dass vor allem Jugendliche und auch noch junge Erwachsene, die Cannabis konsumieren, ein höheres Risiko haben für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen, auch die Entwicklung vom psychotischen Erleben.“ (Anm.: Damit sind Psychosen, Paranoia und Ängste gemeint, die auftreten können.)

„Prinzipiell muss man schon festhalten, dass der Konsum von Cannabis auf Gehirne, die noch in der Entwicklung befinden, keinen guten Einfluss hat.“

Beratungs- und Hilfsangebote sind unter folgenden Link auffindbar.
www.gesundheit.gv.at

„Das hat auch damit zu tun, dass die Endocannabinoid-Rezeptoren, das heißt die Andockstellen für die Substanzen, die sich auch im Cannabis befinden, auch in Prozesse involviert sind, die etwas mit der Gehirnentwicklung zu tun haben. Es macht also sehr viel Sinn, dass wir diese höheren Raten an psychischen Erkrankungen eher bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen sehen. Wir sehen auch in unserer klinischen Arbeit immer wieder Jugendliche, die nach Konsum von Cannabis-haltigen Produkten plötzlich anfangen, Stimmen zu hören, die nicht real existieren, die kommentieren oder dialogisieren, also über sie sprechen, was sehr unangenehm ist und auch bei vielen Menschen Angstgefühle auslöst.“

Worauf muss denn geachtet werden, wenn Cannabis konsumiert wird?

„Ein gewisser Probierkonsum ist, muss man sagen, im Jugendalter etwas Normales.“

„Schwierig wird es an der Schwelle, wo ich Substanzen konsumiere, weil ich damit andere Probleme kaschiere. Also wenn ich das als eine Art „Selbstmedikation“ verwende, weil ich damit emotionale Probleme zudecke oder weil ich damit Traumafolgestörungen zudecke. Dann komme ich in ein stärkeres Konsummuster und weit weg vom Probieren hin zu einem Ich-brauche-das.“

Und wie steht der Experte generell zu einer Cannabis-Legalisierung?

Dr. Plener: „Ich denke tatsächlich, wenn wir über Legalisierung sprechen oder Ent-Kriminalisierung, dass wir eigentlich über die Erwachsenen sprechen. Ich halte es für keine gute Idee, das im Jugendbereich zu tun. Wenn man jetzt mal von dem ausgeht, ist es glaube ich so, dass eine Ent-Kriminalisierung durchaus auch Sinn haben könnte, wenn man es verbindet mit einer Kontrolle der Abgabe. Ich schreie nie Hurra, wenn jetzt ein weiteres Suchtmittel in die Bevölkerung kommt. Aber wenn, dann würde ich es tatsächlich unter sehr, sehr strikten Auflagen eher im Sinne einer Entkriminalisierung sehen, anstatt zu sagen, man geht da jetzt hin und schafft einen neuen Marktzweig, wo es dann eben entsprechend THC-Shops zum Einkaufen gibt.“

Vor allem eine starke Kommerzialisierung von Cannabis bzw. THC-Produkten, wie sie beispielsweise in den USA oder Kanada stattfindet, sieht der Psychiater Dr. Plener kritisch. Eine kontrollierte Ausgabe und Entkriminalisierung könnte aber, zumindest für Erwachsene, einen sicheren Konsum und mehr Kontrolle über den Schwarzmarkt bringen.

FM4 Auf Laut zu Cannabislegalisierungen

Wie soll mit Cannabiskonsum umgegangen werden? Wie regeln das aktuell andere Länder? Welche Erfahrungen hast du mit dem Thema gemacht? Am 9.4.2024 um 21 Uhr diskutieren wir in FM4 Auf Laut darüber live mit Expert:innen und mit Anrufer:innen. Wenn du Fragen oder Erfahrungen hast, ruf an oder schick uns eine (Sprach-)Nachricht per Whatsapp: 0664 8284444!

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