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Robot und Dog unter Wasser mit Taucherbrillen, Szene aus "Robot Dreams".

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Entzückend und made in Europe: „Robot Dreams“

Ein einsamer Hund bestellt sich einen Roboter und hat mit ihm den Sommer seines Lebens in New York. Das klingt fantastisch und absurd: Es ist die Geschichte des neuen, niedlichen und gedankenreichen Zeichentrickfilms „Robot Dreams“.

Von Maria Motter

„Robot Dreams“ ist außergewöhnlich: weil der Film in Europa hergestellt wurde, weil er der erste Animationsfilm des Regisseurs Pablo Berger ist, der bisher vor allem Werbung und Spielfilme inszeniert hat, und weil die Hauptfiguren, der Hund und der Roboter, kein Wort sprechen. Zumindest kein Wort, das wir verstehen.

Es ist Nacht in New York. Dog ist allein in seiner Wohnung im East Village und wärmt sich ein Gericht in der Mikrowelle auf. Die Macaroni and Cheese isst er am Sofa, dann spielt er ein Videospiel. „Robot Dreams“ spielt in New York City in den 1980er Jahren. Es gibt Split-Screens und viel Nostalgie. Jedes Straßenschild, jeder Plastikstrohhalm, jeder musizierende Punk in der Subway ist hier detailgetrau gezeichnet: Ein Tintenfisch spielt Schlagzeug. Weil alle Figuren in „Robot Dreams“ Tiere sind.

Szene aus "Robot Dreams": Dog baut Roboter zusammen.

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Bittersüße Vergänglichkeit

Dog ist eine der beiden Hauptfiguren: ein Hund mit Schlappohren und großer Einsamkeit. Von MTV switcht er zum Werbekanal und sieht, dass man Roboter bestellen kann. Dog wählt die Nummer. Ein Stier mit Nasenring liefert die Schachtel mit „Amica2000“, das ist Robot. Dog muss die Einzelteile erst zusammenbauen. Bald gehen alle Lichter an - bei Robot und auch für Dog in der Großstadt.

„Robot Dreams“ ist die Geschichte eines Sommers und der großen Verbundenheit zweier Wesen. Dog und Robot fahren Rollschuh und nach Chinatown, sie rudern im Central Park, sie machen Schnappschüsse in einem Fotoautomaten, die Dog auf das Nachtkästchen stellt. Doch als sie im Meer baden gehen und sogar schnorcheln, hat das für Robot schlimme Folgen. Seifenblasen sind in der Malerei ein Symbol für die Schönheit und Flüchtigkeit des Augenblicks, für die Vergänglichkeit. Hier steigen die Luftblasen hoch.

„Robot Dreams“ schaut aus wie ein Kinderfilm, aber die Geschichte ist derart herzlich erzählt, dass sie vor allem ein erwachsenes Publikum trifft. „Robot Dreams“ wirft die Frage auf die Leinwand, warum wir unsere Liebe so oft aufs Spiel setzen, sagt Regisseur Pablo Berger. Auf YouTube teilen Kinobesucher:innen ihre Gefühle: Viele haben am Ende weinen müssen.

Das Ende der Geschichte hat auch Pablo Berger zu Tränen gerührt und davon überzeugt, sich ein neues Genre zu erarbeiten. „Es hat mich an viele Menschen erinnert, die ich verloren habe“, sagt der Regisseur im FM4 Interview, „und daran, wie mir die Erinnerung geholfen hat, den Verlust zu überwinden“.

Die auch lustige Geschichte mit den niedlichen Charakteren hat sich die US-amerikanische Autorin und Illustratorin Sara Varon ausgedacht. Sie schreibt und zeichnet Kinderbücher und Graphic Novels. „Robot Dreams“ ist inzwischen auch auf Deutsch erschienen – als „Hund und Robo“.

Szene aus "Robot Dreams": Straßenleben in New York.

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„Robot Dreams“ räumt seit der Premiere in Cannes 2023 auf Filmfestivals in Asien, Europa und Amerika ab und war für den Oscar für den besten Animationsfilm nominiert.

Kunsthandwerk Animation

„Robot Dreams“ läuft jetzt im Kino.

Für „Robot Dreams“ sind zwei Animationsstudios in Spanien eingerichtet worden. „Wir mussten die Räume finden, die Computer kaufen und Animator:innen aus ganz Europa engagieren“, erzählt Berger. Die meisten Zeichner:innen sind aus Spanien. „Aber wir hatten auch einige Künstler:innen aus Italien, Tschechien, Dänemark und Japan. Es sind auch viele Belgier:innen dabei gewesen. Die Arbeitssprache ist Englisch. Wer beim Animationsfilm in Europa arbeitet, ist viel unterwegs. Wenn es ein gutes Projekt gibt, ziehen sie einfach für zwei Jahre in ein anderes Land.“ An die 55 Animationslangfilme für Kino und Fernsehen entstehen jährlich in Europa. Als Animationsfilm gilt eine Produktion, wenn mindestens die Hälfte animiert ist.

Bei der Arbeitsweise gibt es zwei große Unterschiede, erklärt Pablo Berger. Der eine ist offensichtlich: Für Spielfilme arbeitet man mit Schauspieler:innen und bei Animationen mit Animator:innen. Der andere Unterschied ist der Riesenfaktor Zeit. „Für einen Spielfilm drehe ich zwei Monate, bei ‚Robot Dreams‘ habe ich über zwei Jahre lang Animationen gemacht. Man muss also viel Geduld haben. ‚Robot Dreams‘ ist ein traditioneller Animationsfilm. Das ist handgezeichnet. Für jede Sekunde Animation benötigt man 24 Zeichnungen. Es ist eine sehr mühsame Arbeit, bei der Hunderte von Künstler:innen über viele Jahre hinweg arbeiten. Für mich ist das Kunsthandwerk.“

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