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„I just want people to feel good“: Ashnikko über ihr Mixtape „Demidevil“

Billie Eilish und Miley Cyrus sind Fans, im August spielt Ashnikko am FM4 Frequency und bereits jetzt gibt es mit „Demidevil“ eine erste beste Pop-Platte des jungen Jahres 2021.

Von Christoph Sepin

Ashton Casey alias Ashnikko ist Perfektionistin - und das ist gleichzeitig positiv und negativ: „Ich fühle mich, als ob mein Gehirn zu viele Tabs offen hat“, sagt sie am Telefon über all das, was ideenmäßig in ihrem Kopf abgeht. „It’s kind of just a mess“. Diese Ideen so umzusetzen, wie sie es sich wünscht, das geht halt nicht immer. „Manche Sachen werden fertig - und das ist was man von mir sieht“.

Schon im Vorfeld zu ihrem Release „Demidevil“ tobte sich die in London lebende US-Musikerin aus: von der Live-Metal-Performance ihres Songs „Cry“, zum Singen von ihrem Lied „Tantrum“ während sie sich die Haare wachsen lässt - und dann spielt sie ihren Großeltern ihre doch auch oft argen Lyrics vor. „Eine Perfektionistin zu sein, hilft mir auf neue Ideen zu kommen, weil ich alles immer mit meiner alten Musik vergleiche und mich frage, wie ich Dinge besser machen kann. Das ist eine nette Vorstellung. Aber hauptsächlich ist der Perfektionismus wie ein Fluch“, sagt sie lachend.

Im Jahr 2019 hat zu Ashnikkos Song „Stupid“ zum Beispiel Miley Cyrus im Internet getanzt, mittlerweile produziert sie Musik mit Grimes und Doja Cat - letztens bekam sie ein Shoutout von Billie Eilish: „Honestly, Ashnikko has some slams, I can’t even lie to you“.

Mit „Demidevil“ denkt Ashnikko ihren Popentwurf groß: Man konnte schon im Vorfeld vermuten, dass das bei einer Musikerin mit solchem Ideenreichtum ein Release wird, der zwischen den Genres springt, das Resultat ist eine Platte, die sich mühelos von 90er-Hommage zu Emo, Hip-Hop, Punk, Nu-Metal und Bubblegum-Pop bewegt. „Ich möchte einfach, dass sich Leute gut fühlen“, sagt sie über ihr Konzept von „songs that make you feel good“.

Zusammengehalten wird das von Ashnikkos rotem Faden: Wie schon in der Vergangenheit sind auch die Songs auf „Demidevil“ Auseinandersetzungen mit der Rolle, die Frauen oft immer noch zugeschrieben wird. Ashnikko ist gegen Fuckboys und das Patriarchat, ist in ihren Lyrics eine Tigerin und kein Schaf, eine CEO und eine Overachieverin. Da sind fantastische Textzeilen wie „Women hold the weight of the world, but you still talk down and call me little girl“ („Little Boy“) oder „Emotional maturity for dummies, I don’t have the time to pretend you’re funny“ („Deal With It“).

Ihre Songs übers Selfempowerment performt Ashnikko nicht nur Solo, sondern holt sich sowohl Unterstützung von kontemporären Popgrößen (Grimes auf „Cry“ oder Princess Nokia auf „Slumber Party“) als auch ihren persönlichen Heldinnen. Ein ganz großer Track und wohl ein wahr gewordener Traum ist das Lied „Deal With It“ auf dem der Klassiker „Caught Out There“ von Kelis gesampelt ist: „‚Bossy‘ von Kelis ist der Song meines Erwachsenwerdens, wegen dem ich Musik machen wollte und der mir als Teenagerin Selbstvertrauen gegeben hat“, sagt sie zum Feature. „It’s amazing, I love Kelis, I love Kelis with my whole heart“.

Und hier hört Ashnikkos Heldinnenverehrung nicht auf: Als riesiger Avril Lavigne-Fan hat sie sich an ihren Klassiker „Sk8er Boi“ herangewagt und eine upgedatete Version fürs 21. Jahrhundert namens „L8r Boi“ gemacht (mit so spitzenmäßigen Zeilen wie „She’s not a therapist, don’t wanna take care of him, she’s an independent girl“). „Ich hab das geliebt, diesen Track umzuschreiben, das hat so viel Spaß gemacht. Ich fühle mich so geehrt, dass ich das machen durfte. Und dass Queen Avril selbst den Song gehört hat“.

Ashnikko hat sich mit „Demidevil“, das ist klar, die Freiheit genommen, die sie gebraucht hat, um die Platte zu veröffentlichen, die sie wollte. Dass hier Popkonventionen ignoriert werden, trägt ganz einfach dazu bei, dass es Riesenspaß macht, sich durchs Mixtape durchzuhören. Und dann kommen da so wundervolle Überraschungen wie das Finale der Platte, der Track „Clitoris! The Musical“. Und ja, das ist genau das, was draufsteht: „Cisgender heterosexual men, I’m bored of your fumbling hands“, singt Ashnikko über Pianobegleitung. „This isn’t uncharted land“.

Ob sie daraus ein echtes Musical machen will und nicht nur einen Song ist die Frage zum Abschluss des Telefonats. Na klar, aber bei der Perfektionistin Ashnikko wird das noch ein Weilchen dauern: „Ein Musical zu schreiben braucht so viel Planung. Frag mich nochmal in zwei Jahren“. Für eine Rolle hätte sie aber wohl gern Meryl Streep dabei, was das genau sein wird, möchte sie noch nicht verraten. Bis dahin könnten wir, wenn alles gut geht mit der Festivalsaison 2021, Ashnikko schon bald live in Österreich sehen: Im August spielt sie am FM4 Frequency. „It will happen, I’m manifesting that it will happen“, sagt sie optimistisch dazu. „It has to“.

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