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Brad Pitt in "Bullet Train"

Sony

Härte, Haare und Humor: „Bullet Train“

Nach einer Reihe anspruchsvoller Rollen und einem Oscar macht uns Brad Pitt zwischendurch den Actionfilmclown. Mit sehr guter Frisur und Selbstironie bis zum Anschlag.

Von Christian Fuchs

Reden wir über eines der wichtigsten Themen zuerst: Männerfrisuren im aktuellen Unterhaltungskino. Längst zeichnet sich ein Gegentrend zu den üblichen uniformen Kurzhaarschnitten ab.

So unterschiedliche Blockbuster wie „Thor: Love and Thunder“ oder „The Northman“ präsentieren ihre (Anti-) Helden mit überaus wallenden Mähnen. OK, in beiden Filmen geht es um Wikinger. Aber Robert Pattinson hatte als „The Batman“ eine schwarzgefärbte, wuschelige Postpunk-Frisur, „Elvis" feiert die Trademark-Tolle der Titelfigur und Ewan McGregor sieht als langzotteliger"Obi-Wan Kenobi“ (um eine Serie zu nennen) besser denn je aus.

In „Bullet Train“ wiederum erleben wir nun gleich eine ganze erfrischende Vielfalt exzentrischer Haarmoden in sämtlichen Varianten, inklusive dazu passender Bärte. Es gibt auch spitzenmäßige japanische Yakuza-Kleidung zu bestaunen, bestickte mexikanische Anzüge, funkelnde Gürtelschnallen und goldene Ringe. Gar nicht zu reden von der herrlich knallbunten Ausleuchtung, den betont lässigen Songs auf der Tonspur und, ja, der brachialen und perfekt inszenierten Action.

Kämpfer in "Bullet Train"

Sony

Blutiges Chaos im Hochgeschwindigkeitszug

„Bullet Train“, soviel sollte jetzt klar sein, funktioniert als Film der geilen Oberflächen. Dass der Inhalt eher nicht der Rede wert ist, ahnt man schon nach dem Trailer. Nur so viel: In einem japanischen Hochgeschwindigkeitszug treffen fünf der gefährlichsten Attentäter scheinbar zufällig aufeinander. Dabei steckt ein mysteriöser Fädenzieher hinter dem Großaufmarsch der Killer, ein geheimnisvoller Koffer und eine Giftschlange spielen auch eine Rolle.

Mittendrin in dem blutigen Chaos Brad Pitt, auch mit ausgesucht toller Frisur. Nach einer Reihe anspruchsvoller Charaktere und einem Oscar („Once Upon a Time in Hollywood“) macht uns der spannendste Superstar seiner Generation zwischendurch den Actionfilmclown.

Ladybug heißt der Auftragsmörder auf dem Esoteriktrip, den Pitt im Schlabberoutfit spielt, selbstironisch bis zum Anschlag. Ihm gegenüber stehen unter anderem der Latin-Rapper Bad Bunny, Joey King oder Aaron Taylor-Johnson als schwer bewaffnete Killerkonkurrenz. Und der heimliche Star des Films, der grandiose Brian Tyree Henry, der dem am Reißbrett konzipierten Spektakel einen Hauch Seele verleiht.

"Bullet Train"

Sony

Harte Gewalt und infantiler Humor

Obwohl der „Bullet Train“ durch Japan rast, entstand die ganze Produktion unter Pandemiebedingungen in Hollywood, was sich nicht übersehen lässt. Vor allem gegen Ende hin wirkt der aufdringlich artifizielle Look dieses Sommerblockbusters irritierend. Auf der anderen Seite bietet „Bullet Train“ neben all den erwähnten Schauwerten eine Handvoll wirklich cool choreografierter Kämpfe auf engem Raum.

Eine Spezialität von Actionregisseur und Ex-Stuntman David Leitch, dem wir auch die Action-Coming-outs von Keanu Reeves („John Wick“) und Charlize Theron („Atomic Blonde“) verdanken. Jetzt hat er seinem langjährigen Freund Brad Pitt ein Tschinn-Bumm-Epos auf den noch immer durchtrainierten Leib maßgeschneidert.

"Bullet Train"

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Weniger gelungen sind manche Dialoge, die überdeutlich in Richtung Quentin Tarantino schielen. Tatsächlich darf „Pulp Fiction“ als Urfilm eines Subgenres betrachtet werden, in dem viel geschossen und gequasselt gleichermaßen wird, grelle Schrifteinblendungen dominieren und harte Gewalt auf infantilen Humor trifft. Dieser Mix geht in „Bullet Train“ nicht immer auf, aber irgendwie macht die Zugfahrt mit Ladybug mehr Spaß als die üblichen Schlachtfeste von John Wick und Konsorten.

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