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Ana Tiljoux

Ana Tiljoux

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„Die beste Rache am Tod ist das Leben“

Kapitalismuskritische, antiimperialistische und feministische Perspektiven ziehen sich durch die Texte der 1977 in Frankreich geborenen, chilenischen Rapperin und Aktivistin Ana Tijoux. Vor kurzem ist „Vida“, das neue Album von Ana Tijoux, erschienen.

Von Natalie Brunner

Ana Tijoux’ Eltern waren während der Militärdiktatur von Augusto Pinochet aus Chile geflohen und konnten erst, als Ana ein Teenager war, dorthin zurückkehren. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie schon eine neue geistige Heimat gefunden: Als Heimat der Heimatlosen bezeichnet Ana Tijoux Hip-Hop als Musikkultur und Lebensweise.

Ihre Karriere als Rapperin begann Ana Tijoux noch als Teenager mit der chilenischen Rap-Crew Makiza. Bald ging sie nach Europa zurück, weil ihr der frühe Ruhm zu viel wurde. Ein paar Jahre später begann sie als Solokünstlerin Musik zu veröffentlichen und wurde auch international erfolgreich. 2010 erschien ihr zweites Album „1977“, auf dem Ana Tijoux in poetischer Sprache über ihre Geburt im Exil und über die giftigen Schlangen, die in ihrer Heimat an die Macht gekommen sind, spricht.

Der Titeltrack dieses Albums war in der TV-Serie „Breaking Bad“ zu hören und das brachte Ana Tijoux in den USA und Europa viele Fans.

Rediscover history from the point of the invisibles

Die biographischen, introspektiven Texte auf „1977“ erzählen von der Rückkehr ihrer Familie nach Chile, vorgetragen mit ruhigem, bestimmtem Flow und einer jazzigen, an New Yorker Hip-Hop der 90er Jahre erinnernden Produktion.

Auf dem ein Jahr später erschienenen Album „La Bala“ richtet Tijoux ihren Blick nach außen, prangert ökonomische Ungleichheit an und bezieht sich auf politische Bewegungen wie chilenische Studentenproteste, den Arabischen Frühling und Occupy Wall Street.

Auf dem 2014 erschienenen Album „Vengo“ rückt Tijoux die Geschichte und Perspektiven der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas in den Vordergrund. Sie verwendete dafür traditionelle Musikinstrumente und arbeitete mit Künstler:innen aus dem globalen Süden zusammen. Den Song „Somos Sur“ („Wir sind Süden“) machte Tijoux mit der palästinensischen Rapperin Shadia Mansour.

Nach einer Dekade Pause hat Ana Tijoux jetzt ihr neues Album „Vida“ veröffentlicht. Sie fordert ihre Hörer:innen erneut auf, sich nicht in Hedonismus und/oder Verzweiflung zu vergraben, sondern solidarisch gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu agieren.

Ana Tijoux hat, wie schon für frühere Alben, ein sehr bestimmtes Motto für ihr neues Werk: „Die beste Rache am Tod ist das Leben“. Das Album „Vida“ thematisiert Trauer, Verlust und Tod in verschiedenen Formen, strotzt aber auch vor Lebenswillen und Solidaritätsbekundungen.

Ana Tiljoux

Ana Tiljoux

Ana Tijoux - „Vida“

Während der Aufnahmen zu „Vida“ in Barcelona, wo Ana Tijoux mit ihrer Familie lebt, verbrachte sie viel Zeit mit einem Freund, der als Clown in Flüchtlingslagern arbeitet. Seine Fähigkeit, Freude und Hoffnung zu verbreiten, inspirierte Ana Tijoux zum zentralen Albumslogan. Ihrer verstorbenen Schwester gedenkt Ana Tijoux in dem Song „Tania“, in dem sie von der Präsenz der Verstorbenen in der Schönheit der Alltagsumgebung reimt.

„Busco mi nombre“ („Ich suche meinen Namen“) ist eine Zusammenarbeit mit der puerto-ricanischen Sängerin Ile von der Hip-Hop-Band Calle 13. Es ist eine Nummer, die den argentinischen Müttern der Plaza de Mayo gewidmet ist, einer Gruppe von Frauen, die eine Widerstandsbewegung gegründet haben und seit Jahrzehnten nicht müde werden zu demonstrieren und nach dem Verbleib ihrer während der argentinischen Militärdiktatur verschleppten Kindern zu fragen.

In „Millonaria“ rappt Ana Tijoux, dass Geld uns niemals so glücklich machen kann wie Familie und Freund:innen.

„Vida“ kombiniert Hip-Hop mit Cumbia und Reggaeton, Ana Tijoux schmiegt ihre Raps aber auch an Pop-Balladen an. „Vida“ ist ein Aufruf zum Handeln in turbulenten Zeiten, vor allem ein Aufruf, nicht die Hoffnung zu verlieren, wie sie im Interview mit NPR erklärt:

„Our best revenge against death is life. And I think in those moments we need to rethink about what is life and what kind of life we want and how we want to work together for humanity.“

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