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Chasing the Unseen

Strange Shift

Kraken und Fraktale reiten

In „Chasing the Unseen“ wandern wir staunend durch eine traumartige surreale Dimension - und klettern auf ihren riesenhaften Bewohnern herum.

Von Rainer Sigl

Elfenbeinfarbige Gesteinsbrücken, die an gewaltige Knochengerüste erinnern, hängen schwerelos im Nichts, bewachsen von riesigen gelben Pilzen und blassgrünem Schilfgras. Meine winzige Spielfigur ist ein kleiner Bub mit verbundenen Augen, mit ihm laufe, springe und klettere ich durch diese surreale Landschaft.

Im Game „Chasing the Unseen“ gibt es keine Rätsel und auch keine konkrete Geschichte, stattdessen ist es ein traumartiges Abenteuer, in dem ich mir meinen Weg zum nächsten seltsamen Ort selbst suchen muss. Hilfreiche andere Spielfiguren oder aber Gegner gibt es keine hier - allein bin ich aber auch nicht.

Riding Giants

Ein riesiger, den halben Bildschirm füllender rosaroter Krake, mit Tentakeln lang wie Güterzüge schraubt sich vor mir durch die Luft, majestätisch wie ein Zeppelin. Das riesige Wesen ist aber nicht wie in „Shadow of the Colossus“ ein Monster, das ich besiegen muss, sondern ein sanfter Gigant, der so groß ist, dass er mich wahrscheinlich nicht einmal bemerkt. Ein Sprung und ich klettere an dem Oktopus empor, er zieht mich weiter und bringt mich hoffentlich meinem Ziel näher.

„Chasing the Unseen“, entwickelt und vertrieben von Strange Shift Studio, ist für Windows erschienen.

In „Chasing the Unseen“ warten mehrere solcher Riesenwesen in beeindruckenden Welten, die wie abstrakte Kunstwerke aus aus Fraktalen aussehen. Das Ganze ist visuell so beeindruckend, dass das Spiel eines einzelnen kanadischen Entwicklers schon vor Veröffentlichung in den sozialen Medien und auf Reddit für Furore gesorgt hat. Jetzt, wo es erschienen ist, steht fest: Ein Erlebnis ist es auf jeden Fall.

Chasing the Unseen

Strange Shift

Viel Erlebnis, wenig Spiel

Wahrscheinlich hat man am meisten Spaß an „Chasing the Unseen“, wenn man es denn auch genau so, nämlich: als Erlebnis betrachtet, und nicht unbedingt als klassisches Spiel, in dem es konkret etwas zu erreichen oder zu gewinnen gibt. Sehr viel hat man hier nämlich nicht zu tun - ein bisschen springen, ein bisschen klettern und ansonsten die beeindruckende, auf Fraktalen beruhende Grafik der Welt und der riesigen Monster auf sich wirken zu lassen. Die optionale Sammelaufgabe, in jedem Level alle putzigen Nagetiere einzufangen, ist als fitzelige Fleißaufgabe vermutlich für die meisten ein wenig zu mühsam ausgefallen.

Der Weg ist das Ziel, und bis der gefunden und bewältigt ist, hat man hier viel zu sehen. Die Ausnahmequalität eines Spiels wie „Journey“ erreicht das Spiel dabei zwar nicht, aber als hypnotischer Ausflug in eine bizarre Welt hat es seine eigenen Qualitäten. „Chasing the Unseen“ ist ein Spiel für alle, die Atmosphäre und das Gefühl des Staunens über Kleinigkeiten wie Gameplay oder Story stellen können. Ein leichtes Bedauern, dass es nicht mehr geworden ist, kann man sich trotzdem nicht ganz verkneifen.

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