Unser Mann in Wien

Ich möchte so gerne ein Spion sein. Einer dieser Spione, die für viel Geld arbeiten. Wir wissen alle wie in Filmen den Spionen immer sechsstellige Beträge überwiesen werden.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Nur mit ein paar Informationen an fremde Geheimdienste werde ich so viel Geld verdienen, dass ich nicht mehr jeden Mittwoch diese Kolumne schreiben müsste.

Was werde ich dann wohl jeden Mittwoch machen? Es wäre langweilig euch nicht mehr unterhalten zu können, liebe Hörerinnen und Hörer, aber wenn ihr an einem Mittwoch meine Stimme auf FM4 nicht mehr hört, dann habe ich einen Geheimdienst gefunden, der mich in seine Reihen aufgenommen hat.

Der Geheimdienst, der mich anwirbt, muss wohl ein armer Geheidienst sein. Erstens verfüge ich über null Geheiminformation. Das Geheimste, was ich weiß ist, dass der ehemalige bulgarische Premierminister Ivan Kostov Vegetarier ist. Er ist aber seit zwanzig Jahren nicht mehr in der Regierung. Und was würden seine Feinde mit dieser Info dann tun? Ihm Giftpilze in die Suppe schütten?

Außerdem tue ich mir schwer ein Geheimnis für mich zu behalten. Über Alles, was ich weiß, verplappere ich mich vor euch im Radio. Ich kann nicht mit einer Pistole schießen, kann kein Karate und von Vodka Martini wird mir schlecht. James Bond hätte nur Verachtung für mich übrig.

Ich lebe nicht umsonst in Wien, das man schon immer „das Mekka der Spione“ nennt. Spionageskandale erschüttern Österreich: Man weiß nicht, wer wessen Agent ist, wer wem was gestohlen hat, und wem er es übergeben hat. Die Wiener Spione sind alle langweilige Spione. Sie müssten doch mindestens einen Bentley fahren und vom Turm des Stephansdoms in den Prater paragliden. Doch Sie sind alle graue, banale, langweilige Spione, die mehr mir ähneln als James Bond.

Deshalb, liebe Geheimdienste dieser Welt, die ihr das gerade abhört – entweder findet ihr schnell ein paar gescheite Spione oder ihr meldet euch gleich bei mir!