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Rolls Royce

Pixabay/Erich Westendarp

todor ovtcharov

Warum können wir nicht alle einen Rolls Royce haben?

Einen Roll Royce zu haben ist für viele ein großer Wunschtraum. Aber enge Gassen fahren sich mit einem Hyundai leichter.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

N nimmt einen großen Schluck von seinem vierten Bier und schreit empört: „Die Welt ist ein riesiger Scheißhaufen, voll von Ungerechtigkeit und Unglück. Während ich und du wie Mäuse leben, gibt es andere, die ihre Rolls-Royce-Party machen!“

Ich höre N zu und überlege, wo er diesen Scheißhaufen sieht. Nicht, dass die Welt gerecht ist. Ist sie wirklich nicht. Ich bin auch unzufrieden darüber, dass ich früher noch vier Bier trinken konnte und jetzt nicht mehr als zwei.

N ist neidisch auf die, die in ihren Rolls Royces feiern, während er gemütlich in einem Lokal in der besseren Hälfte der Welt sitzt. Er hat einen Job und eine Wohnung, und wenn er weniger Bier trinkt, wird er vielleicht im Job befördert und kriegt ein Dienstauto. Keinen Rolls Royce, aber ein Hyundai ist auch nicht schlecht.

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Ich glaube, es wäre ziemlich lästig, einen Rolls Royce durch die engen Wiener Gassen zu fahren. Nicht, dass ich das schon probiert hätte, aber ich habe mal einen Rolls Royce gesehen, oder einen Lincoln, auf jeden Fall ein langes Luxusauto, eins von diesen Autos, die Mahagonitische, Whiskeyflaschen und Kristallgläser auf der Rückbank haben, und das Auto ist in einer scharfen Kurve im ersten Bezirk stecken geblieben.

Der Fahrer, ein Mann mit gut gebügelter Hose und einem gelben Sakko, lief um sein Auto herum und kratzte sich am Nacken. Schaulustige versammelten sich. In ihrem Lächeln sah man die Schadenfreude. Mich hätte auch interessiert, wie alles enden würde, aber ich war auf dem Weg in die Arbeit und musste mich beeilen. Als ich zurückkam, war das Auto wieder frei.

Was aber haben die feststeckenden Fahrgäste vom Mahagonitisch und von der Single-Malt-Flasche auf der Rückbank gehabt? Mir und N geht es besser – wir stecken nicht in einem Rolls Royce fest und können jederzeit gehen. Oder noch ein Bier trinken.

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