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So will die Regierung den Uni-Zugang „managen“

Für österreichische Unis gibt es ab 2019 mehr Budget, mehr Professuren - und mehr Möglichkeiten für Zugangsbeschränken. Das „gemütliche Studieren“ mit Nachfristen und Toleranzsemestern wird in Österreich immer seltener. Doch nicht hinter jedem Aufnahmeverfahren steckt gleich eine K.O.-Prüfung.

von Ali Cem Deniz

Nächstes Jahr wird der sogenannte Bologna-Prozess seinen zwanzigsten Geburtstag feiern. Damit sollte ein gemeinsamer europäischer Hochschulraum geschaffen werden. Es ist anzunehmen, dass es eine stille Feier wird. Dabei haben die Bologna-Reformen in ganz Europa das Hochschulwesen komplett verändert: Leistungen sollten europaweit vergleichbar sein und Studierende leichter von einer Uni an die andere wechseln können.

Ob alle diese Ziele erreicht wurden, ist fraglich. Doch trotz aller damaligen und späteren Widerstände und Proteste sind Bachelor, Master und ECTS aus dem Uni-Alltag nicht mehr wegzudenken. Und der Bummel-Student, der 18 Semester Geschichte studiert, um doch auf Wirtschaftsinformatik umzuschwenken, dürfte mittlerweile kaum noch existieren.

Spätestens seit Bologna ist auch in Österreich ein uneingeschränkter Zugang zu Unis nicht selbstverständlich. Die neue Regierung dreht weiter an dieser Schraube und verkündet in ihrem Programm nicht nur mehr Geld und mehr Professuren, sondern auch neue Selektions-Mechanismen. Die haben einen neuen Namen: „Zugangsregelungs-Management“.

Matura reicht nicht immer

Der sperrige Begriff fasst derzeit ganz unterschiedliche Arten von Aufnahmeverfahren zusammen. Die Regierung will besonders in sogenannten „Massenfächern“ schlechte Betreuungsverhältnisse, hohe Drop-out-Raten und lange Studiendauern bekämpfen. Doch in der Praxis zeigt sich, dass gar nicht bei allen Massenfächern Beschränkungen nötig sind. Ein Beispiel aus Graz: An der Karl-Franzens-Uni dürften laut Plan 912 Interessierte BWL anfangen. Doch dieses Jahr meldeten sich nur 479 für das Studium an. Die Aufnahme-Prüfung ist somit ausgefallen.

Auch andersrum gilt: Nicht überall wo es eine Prüfung gibt, gibt es begrenzte Studienplätze. Wer an der Uni Wien Lehramt studieren will, muss sich nicht nur rechtzeitig online anmelden und 50 Euro bezahlen, danach gibt es ein Online-Self-Assessment. Hier muss man Fragen beantworten, die Stärken und Schwächen ermitteln. Erst dann darf man an dem schriftlichen Eignungstest teilnehmen. Dieses mehrstufige Aufnahmeverfahren will die Uni Wien ab Herbst 2019 auch in Fächern wie Jus, Politikwissenschaften und Soziologie einführen.

Auch wenn viele Aufnahme-Verfahren derzeit relativ sanft ausfallen, die Matura als alleiniges Ticket zum Studium reicht heute oft nicht mehr aus.

Vorbild Schweiz

Wer zum Studium zugelassen wird und welche Leistung die Studierenden erbringen ist für die Unis von enormer Bedeutung. Denn je mehr „Prüfungsaktive“ ein Fach hat, desto mehr Geld gibt es aus dem Wissenschaftsministerium. Als „prüfungsaktive“ Studierende gelten alle, die im Prüfungsjahr 16 ECTS sammeln.

Das Regierungsprogramm will in puncto Selektion noch einen Schritt weiter gehen und eine Art „Basisjahr“ einführen. Vorbild dafür ist die ETH in Zürich. Im Basisjahr müssen Studierende nicht nur ihr eigenes Fach, sondern auch verwandte Fächer lernen. Alle Vorlesungen sind vorgegeben.

Ob und wann dieses Basisjahr wirklich kommt, ist ungewiss. Doch eines ist klar: das Zugangsregelungs-Management ist gekommen um zu bleiben.

FM4 Auf Laut: „Uni 2019 – Mehr Geld, mehr Professuren, mehr Ausschluss?“

Für österreichische Unis gibt es ab 2019 mehr Budget, mehr Professuren und mehr Möglichkeiten für Zugangsbeschränken. Überhaupt wurden die Hochschulen in den letzten Jahren in Österreich umgebaut. Die Regierung will die Studienbedingungen wie den Betreuungsschlüssel verbessern und so überlaufenen Massenunis die Stirn bieten.

ÖH und Teile der Opposition kritisieren geplante Zugangsbeschränkungen, neue Studiengebühren und die Einschränkung des ÖH Mitspracherechts – wie im Regierungsprogramm vorgesehen. KritikerInnen sprechen von Ökonomisierung, Verschulung und sozialer Selektion.

Wie erleben Studierende und Lehrende die Reformen? Wie sehr muss man vorplanen, wieviel Geld kann man/muss man für Vorbereitungskurse auf Aufnahmeprüfungen ausgeben? Wieviel Flexibilität ist im Studienfortgang für Studis noch möglich?

Claus Pirschner diskutiert ab 21 Uhr in FM4 Auf Laut mit Gästen und AnruferInnen unter welchen Bedingungen an den Hochschulen und Fachhochschulen studiert, gelehrt und Wissen produziert wird.

Anrufen und mitdiskutieren kannst du am 16. Oktober ab 21 Uhr unter 0800 / 226 996

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