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Pirin-Gebirge

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mit akzent

Marc Girardelli gehört jetzt ein ganzer Berg

Von Todor Ovtcharov

In Bulgarien gibt es zwei Meinungen zum Tourismus an der Schwarzmeerküste und dem Pirin-Gebirge. Die eine Seite meint, dass man immer neue Hotels bauen muss. Das schafft Arbeitsplätze und zieht neue Touristen an. Die anderen sagen, dass beide Destinationen mittlerweile schon so zubetoniert sind, dass von ihrer ehemaligen Schönheit kaum was geblieben ist. Und beide Seiten haben in den letzten Jahren versucht, ihren Standpunkt durch Proteste, Streiks und Straßenblockaden durchzusetzen.

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Die ersten haben Geld und können sich die Medien und die Machthaber kaufen. Die zweiten setzen auf Emotionalität. Die Baubefürworter wollen exklusive Ressorts bauen, die Luxustouristen anziehen sollen. Die Baugegner kommen mit dem Beispiel Spanien, wo jetzt Hotels wieder zerstört werden müssen, um Platz für die Menschen zu schaffen.

Die Menschen, die im Pirin bauen wollen, verweisen auf Österreich mit seinen langen Pisten in den Alpen. Die Gegner sagen, dass man das Pirin-Gebirge (dessen höchster Gipfel 2.914 Meter hoch ist) ja wohl nicht mit den Alpen vergleichen kann.

Die Baugegner können es nicht beweisen, aber meinen, dass hinter den neuen Hotels die Mafia steht. Aber wer ist die Mafia? Wer ist das Gesicht der Mafia? Viele glauben, es sind die auf unklare Weise reich gewordenen Besitzer der Banken. Andere sagen, die Regierung ist die Mafia. Und wieder andere sehen die Mafia in der Staatsanwaltschaft und den Richtern, die mit dem Verbrechen zusammengewachsen sind. Wenn man danach sucht, wer das Pirin-Gebirge verbauen will, dann hört man von einer Firma, die auf den britischen Virgin Islands registriert ist und deren Eigentümer ein griechischer Grenzbeamter sei - laut anderen Informationen ein arbeitsloser zypriotischer Staatsbürger. Der bulgarische Premierminister wiederum meinte, dass der eigentliche Eigentümer ein bulgarischer Banker ist.

Große Verwirrung also, bis vor Tagen Marc Girardelli erschienen ist und verkündet hat, dass er der Eigentümer der Firma ist, die diesen Berg beherrscht. Girardelli ist ein in Österreich geborener Skifahrer, der in den 1980er- und 1990er-Jahren für Luxemburg an den Start gegangen ist und insgesamt fünfmal den Gesamtweltcup geownnen hat. Vor Jahren wurde er offizieller Berater des bulgarischen Tourismusministers. Er ist Ehrenbürger von Bansko, wo die neuen Pisten und Hotels gebaut werden sollen. Und jetzt ist er auch Eigentümer des gesamten Berges.

Und wenn man sich jetzt fragt, wer das Gesicht der Mafia ist, kann man wählen – der griechische Grenzbeamte, der arbeitsloser Zypriote oder der große Champion.

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